Wer in Deutschland zum Mindestlohn arbeitet, wird im Alter weiter in Armut leben. Das zeigen aktuelle Berechnungen des Rentenexperten Peter Knöppel. Die Rente erreicht nämlich dabei noch nicht einmal das Bürgergeld-Niveau.
So hoch ist der aktuelle Mindestlohn
Zum 1. Januar 2025 ist der Mindestlohn auf 12,82 Euro pro Stunde angestiegen. Wer auf Basis einer 40-Stunden-Woche arbeitet, kommt monatlich auf ein Bruttogehalt von etwa 2.215 Euro (172,8 Arbeitsstunden multipliziert mit 12,82 Euro).
Abzüglich Steuern und Sozialabgaben liegt das Nettogehalt für Alleinstehende mit Steuerklasse I bei rund 1.600 Euro.
Damit ergibt sich während des Erwerbslebens noch ein klarer finanzieller Vorsprung gegenüber dem Bürgergeld von rund 1.028 Euro monatlich, das sich aus dem Regelsatz und den Kosten der Unterkunft zusammensetzt.
Wieviel Rente ergibt sich nach 40 Jahren Arbeit zum Mindestlohn?
Nach den Berechnungen Knöppels ergibt sich bei einem Jahresbrutto von 26.580 Euro und einem durchschnittlichen Referenzwert von 50.493 Euro pro Jahr (vorläufiges Durchschnittsentgelt) nur etwa ein halber Entgeltpunkt pro Jahr.
Wer also 40 Jahre lang durchgehend arbeitet, erreicht somit um die 21 Entgeltpunkte. Bei einem Rentenwert von derzeit 39,32 Euro pro Punkt bedeutet das eine Bruttorente von etwa 828 Euro monatlich. Nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherung (etwa 12 Prozent) bleibt eine Nettorente von rund 728 Euro.
Diese Summe reicht kaum, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, weshalb viele Betroffene im Alter auf zusätzliche Leistungen angewiesen wären.
Fazit: Wer 40 Jahre lang Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, kommt auf eine Rente von knapp 730 Euro netto. Dies ist unterhalb dessen, was man gemeinhin als armutsfeste Rente bezeichnen würde.
Bleibt die Rente auch nach 45 Jahren niedrig?
Wer fünf Jahre länger arbeitet und somit 45 Versicherungsjahre sammelt, erreicht gemäß denselben Parametern eine monatliche Nettorente von rund 820 Euro.
Auch dieser Betrag liegt weiterhin deutlich unter jenem Niveau, das als armutsfest gilt.
Die Differenz zum Bürgergeld, das im Durchschnitt bei rund 1.028 Euro liegt, lässt in vielen Fällen wenig Raum für Optimismus und führt zu Fragen bezüglich der Gerechtigkeit des Rentensystems.
Ist das Bürgergeld im Vergleich zur Rente höher?
Die Gegenüberstellung von Bürgergeld und Mindestlohnrente zeigt eine Diskrepanz. Während die Nettorente nach 45 Jahren bei lediglich rund 820 Euro liegt, können Personen, die kaum oder gar nicht gearbeitet haben, durch den Leistungsbezug (Regelsatz plus Kosten der Unterkunft) häufig auf über 1.000 Euro kommen.
Lohnt es sich trotzdem, weiterzuarbeiten?
Aus kurzfristiger Sicht lautet die Antwort für die meisten Betroffenen ja, denn während der Berufstätigkeit ergibt sich ein Nettoverdienst von ungefähr 1.600 Euro. Das ist deutlich mehr, als über das Bürgergeld in Höhe von etwa 1.028 Euro zu erwarten wäre.
Die schwierige Situation zeigt sich jedoch beim Übergang in den Ruhestand. Nach mehreren Jahrzehnten im Mindestlohnsektor bleibt trotz fortlaufender Beitragszahlungen oft nur eine Rente, die unter der Grundsicherung liegt. Betroffene stehen dann vor der Möglichkeit, Aufstockungsleistungen zu beantragen.
Seit Jahren wird über eine Reform des Rentensystems diskutiert, die langjährig Beschäftigte im Niedriglohnbereich besserstellen soll. Viele fordern eine Anhebung des gesetzlichen Rentenniveaus oder mindestens deutliche Verbesserungen bei der Grundsicherung im Alter.
Einige Stimmen bringen den Ausbau betrieblicher und privater Altersvorsorge ins Gespräch, während andere auf eine stärkere Erhöhung des Mindestlohns drängen, damit Geringverdiener später höhere Ansprüche in der gesetzlichen Rentenversicherung haben. Ob und wann solche Veränderungen umgesetzt werden, ist allerdings noch offen.
Wie kann man die Rente aufbessern?
Auch wenn die Ausgangslage oft schwierig ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wer es schafft, durch Weiterbildung oder berufliche Veränderungen mehr zu verdienen, erhöht automatisch die eigenen Rentenansprüche. Zusätzlich können betriebliche oder private Altersvorsorgeinstrumente (beispielsweise Riester- oder Betriebsrenten) helfen, das Einkommen im Alter etwas aufzubessern.
Dennoch sind diese Angebote gerade für diejenigen, die bereits mit niedrigen Einkommen zu kämpfen haben, nicht immer leicht zu finanzieren.
Ist der Mindestlohn eine „Rentenfalle“?
Die Zahlen sind eindeutig ernüchternd. Wer ein Leben lang zum Mindestlohn arbeitet, kann später eine Nettorente zu erwarten haben, die kaum das Existenzminimum übertrifft.
Während des Berufslebens bleibt durch die Differenz zum Bürgergeld noch ein finanzieller Anreiz, einer Beschäftigung nachzugehen. Doch im Alter zeigt sich oft, dass sich die langjährige Beitragszahlung nur geringfügig vom Leistungsbezug unterscheidet. Aus diesem Grund bleibt die Diskussion, wie Geringverdiener vor Altersarmut geschützt werden können, hochaktuell.
- Über den Autor
- Letzte Beiträge des Autors
Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention und im Reha-Sport für Menschen mit Schwerbehinderungen tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprävention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.