Früher in Rente: Trotzdem mehr Geld – mit diesem genialen Trick

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Seit 1. Januar 2023 dürfen Frührentner jeden Cent aus einem Job behalten. Das frühere 6.300 € Limit ist ersatzlos gestrichen. Wer die abschlags­­belastete Rente vor 67 bezieht und weiterarbeitet, erhält zwei Geldströme: Monatsrente + Arbeitslohn. Genau hier liegt der Hebel.

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wirft erstmals einen umfassenden Blick auf die Folgen des weggefallenen Hinzuverdienstdeckels.

Die Auswertung von Renten- und Beschäftigungsdaten zeigt, welche Gruppen besonders stark profitieren, wie sich die zusätzlichen Einkommen auf Steuer- und Beitragslast auswirken.

Funktionsweise des Tricks in drei Schritten

  1. Rente vorziehen – Abschlag meist 0,3 % je Monat.
  2. Job behalten oder annehmen – Lohn unterliegt normaler Lohnsteuer.
  3. Doppelt kassieren – Lohn gleicht Abschlag sofort aus, Beiträge kaufen neue Rentenpunkte.

Das wirkt erst einmal einfach, doch die Details entscheiden über Gewinn oder Verlust.

Wer profitiert besonders?

Besonders langjährig Versicherte mit mindestens 45 Beitragsjahren führen das Feld an: 2023 kombinierte bereits jede vierte Person aus dieser Gruppe ihre vorgezogene Rente mit einem gut bezahlten Job.

Gut qualifizierte Fachkräfte mit Jahreslöhnen oberhalb von 40.000 Euro erreichen den Break-even besonders schnell, weil der höhere Verdienst den Rentenabschlag in kürzester Zeit ausgleicht.

Selbst Teilzeitkräfte profitieren – schon eine 20-Stunden-Woche genügt häufig, um das Minus vollständig zu neutralisieren. Standardrentner spüren vom Wegfall der Grenze hingegen wenig, weil sie auch früher schon unbegrenzt hinzuverdienen durften und ihr Zusatzeffekt damit gering bleibt.

Drei Einkommensszenarien

Brutto/Jahr Netto* Neuer Abschlag Jahres-Mehr Neue Renten­punkte** Spätere Monats­steigerung
25 000 € 17.000 € 1.440 € 15.560 € 0,8 ≈ 28 €
40 000 € 26.500 € 1.440 € 25.060 € 1,3 ≈ 46 €
60 000 € 37.000 € 1.440 € 35.560 € 2 ≈ 70 €

Break-even-Rechnung: Dann lohnt es sich

Beispiel 40.000 € Lohn:

  • Abschlag kostet pro Jahr 1 440 €.
  • Netto-Mehr liegt bei 25.060 €.
  • Breakeven nach 21 Tagen Arbeit (25.060 € ÷ 12 ÷ 30).
  • Wer kürzer jobbt, verschenkt Geld; ab zwei Jahren wird das Modell sehr profitabel.

Steuern und Abgaben – die häufigsten Stolpersteine

Da Rente und Arbeitslohn gemeinsam das Gesamtbrutto bilden, kann das zusätzliche Einkommen den persönlichen Steuersatz in die Progressionszone schieben, die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung verdoppeln und sogar den Solidaritätszuschlag wieder aufleben lassen.

Wer unangenehme Überraschungen vermeiden möchte, sollte deshalb vorab mit einem Online-Rechner Lohn- und Einkommensteuer simulieren und gegebenenfalls die monatlichen Vorauszahlungen anpassen.

Rentenpunkte: Hebel für die Zukunft

Jeder Brutto-Euro über Minijob-Grenze baut Punkte. Bei 40.000 € gibt es rund 1,3 Punkte. Bleibt die Person drei Jahre aktiv, wächst die spätere Rente um circa 140 € monatlich – ein lebens­langer Nach­brenner.

Gesundheit und Arbeitsdauer

Das Modell trägt nur, wenn Körper und Motivation halten. Wer wegen Krankheit nach wenigen Monaten aussteigt, behält den Abschlag für immer und kassiert fast keine Zusatzpunkte. Realistisch planen: Arzt-Check, Teilzeit­option, Kündigungs­fristen.

Minijob-Verdrängung und Arbeitsmarkt­wirkung

Zahlen des IW zeigen: In der Haupt­profit­gruppe sank gering­fügige Beschäftigung um 8,1 Prozent­punkte, während Voll- und Teilzeit um 13,8 Punkte zulegten. Ergebnis: Betriebe erhalten kaum neue Köpfe, sondern ältere Mitarbeitende wechseln nur das Vertrags­format. Die Fachkräfte­lücke schrumpft laut Studie um unter fünf Promille.

Belastung für die Rentenkasse

Früherer Renten­beginn = längere Auszahlungs­dauer. Zugleich fehlen bis zum Regel­alter volle Beiträge. Zwar fließt auf den neuen Lohn wieder Geld ein, doch das gleicht das Defizit nicht komplett aus. IW spricht von „erheblicher Belastung“, falls der Trend anhält.

Alternative Abschlags­puffer

Wer über genügend Liquidität verfügt, kann den Abschlag per Einmalzahlung ausgleichen und so seine Rente auf das volle Niveau anheben. Eine weitere Option ist die Flexi-Teilrente: Zunächst fließt nur ein Teil der Rente, während der Betroffene weiterarbeitet, später steigt er auf die volle Auszahlung um – ein sanfter Einstieg in den Ruhestand.

Beide Varianten erfordern jedoch professionelle Beratung, können aber Steuern und Beitragslast spürbar reduzieren.

Schnellcheck vor Start

Vor dem Start sollten Sie das künftige Netto nach Steuern prüfen, den Rentenabschlag mit der geplanten Jobdauer verrechnen, Ihren Krankenversicherungsstatus – freiwillig oder pflichtversichert – eindeutig klären und außerdem einen Notfallplan für den Fall eines unerwarteten Gesundheitsausfalls bereithalten.