Arbeitgeber bieten häufig eine Abfindung im Rahmen eines Aufhebungsvertrags an, obwohl gesetzlich keine Verpflichtung dazu besteht. Der Hauptgrund ist, das Risiko und die Kosten eines Kündigungsschutzprozesses zu vermeiden.
Ein Aufhebungsvertrag sichert dem Arbeitgeber, dass der Arbeitnehmer freiwillig ausscheidet, während eine Kündigung oft hohen gesetzlichen Hürden und langwierigen Prozessen unterliegt.
Aufhebungsverträge ohne Abfindung
In bestimmten Fällen kann ein Aufhebungsvertrag auch ohne Abfindung zustande kommen:
- Initiative durch den Arbeitnehmer: Wenn der Arbeitnehmer den Aufhebungsvertrag selbst initiiert und der Arbeitgeber kein Interesse an einer Trennung hat, wie z.B. bei einem geplanten Ruhestand.
- Eindeutiger Kündigungsgrund: Wenn der Arbeitgeber problemlos kündigen könnte, wie bei schwerwiegenden Pflichtverletzungen des Arbeitnehmers.
Wie bekommt man die maximale Abfindung?
Um die höchstmögliche Abfindung zu erzielen, sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Verhandlung durch Experten: Selbstverhandlungen sind meist weniger erfolgreich. Ein erfahrener Anwalt kann durch spezialisierte Kenntnisse und strategisches Vorgehen bessere Ergebnisse erzielen. Es ist wichtig, einen Anwalt zu wählen, der auf Arbeitsrecht spezialisiert ist und über umfassende Erfahrung in Verhandlungen mit Arbeitgebern verfügt.
- Einschätzung der Kündigungsaussichten: Je schwieriger eine Kündigung durchsetzbar ist, desto höher ist die angebotene Abfindung. Arbeitnehmer mit gutem Kündigungsschutz sollten höhere Forderungen stellen.
- Verhandlungstaktiken richtig wählen: Geschicktes Verhandeln und das Aufzeigen der Risiken eines Gerichtsverfahrens für den Arbeitgeber können die Abfindungssumme erhöhen. Dabei sollte die genaue Kenntnis der Schmerzgrenze des Arbeitgebers berücksichtigt werden.
Was ist eine typische Abfindungssumme?
Eine grobe Faustregel für die Abfindungshöhe lautet:
0,5 Bruttomonatsgehälter pro Beschäftigungsjahr. Diese kann jedoch je nach individuellen Umständen variieren.
Welche Gründe gibt es für eine hohe Abfindung?
Mehrere Faktoren können eine hohe Abfindung begünstigen:
- Betriebsbedingte Kündigung:
Fehler bei der Sozialauswahl: Der Arbeitgeber muss bei einer betriebsbedingten Kündigung eine Sozialauswahl durchführen und darf nicht einfach denjenigen kündigen, der ihm am wenigsten gefällt. Fehler in diesem Prozess können die Kündigung angreifbar machen.
Frei werdende Stellen: Der Arbeitgeber muss nachweisen, dass keine andere zumutbare Beschäftigung im Unternehmen möglich ist, auch wenn eine Umschulung erforderlich wäre. - Verhaltensbedingte Kündigung:
Abmahnungen: Vor einer verhaltensbedingten Kündigung müssen meist mehrere Abmahnungen ausgesprochen werden. Fehlen diese, ist die Kündigung oft unwirksam.
Beweislast: Der Arbeitgeber muss das Fehlverhalten des Arbeitnehmers zweifelsfrei nachweisen können, was oft schwierig ist. - Krankheitsbedingte Kündigung:
Eingliederungsmanagement: Vor einer Kündigung wegen Krankheit muss der Arbeitgeber ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) anbieten.
Fehlzeiten: Es gibt keine festen Grenzen für Fehlzeiten, ab denen gekündigt werden darf. Die Unsicherheit über zukünftige Fehlzeiten kann die Kündigung erschweren. - Besonderer Kündigungsschutz:
Schwangere, Betriebsräte, Eltern in Elternzeit und Schwerbehinderte genießen einen besonderen Kündigungsschutz. Eine Kündigung ist hier nur in Ausnahmefällen möglich und oft nur mit Zustimmung einer Behörde. - Strategische Verhandlungen:
Psychologische Taktiken: Das gezielte Aufzeigen von Risiken und Konsequenzen für den Arbeitgeber kann helfen, die Abfindungssumme zu erhöhen. Dies umfasst das Aufdecken von Schwachstellen in der Kündigungsstrategie des Arbeitgebers und das Ausnutzen von Verhandlungsdynamiken.
Juristische Hebel: Die Nutzung aller rechtlichen Mittel, einschließlich der Drohung mit einer Kündigungsschutzklage, kann den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen und zu einer höheren Abfindung führen.
Individuelle Umstände des Arbeitnehmers:
Langjährige Betriebszugehörigkeit: Arbeitnehmer, die lange im Unternehmen beschäftigt sind, haben oft einen besseren Kündigungsschutz und können daher höhere Abfindungen aushandeln. - Spezialisierte Fähigkeiten: Arbeitnehmer mit spezialisierten Fähigkeiten oder Kenntnissen, die schwer zu ersetzen sind, haben ebenfalls bessere Chancen auf eine hohe Abfindung.
Hat die Abfindung Einfluss auf das Arbeitslosengeld?
Eine Abfindung beeinflusst das Arbeitslosengeld I nicht direkt. Allerdings kann es zu einer Ruhenszeit kommen, wenn der Aufhebungsvertrag vor Ablauf der gesetzlichen Kündigungsfrist endet.
Eine dreimonatige Sperrzeit droht, wenn der Arbeitnehmer freiwillig aus dem Arbeitsverhältnis ausscheidet, kann aber durch wichtige Gründe vermieden werden. Diese Gründe könnten etwa Mobbing am Arbeitsplatz oder eine drohende betriebsbedingte Kündigung sein.
Was ist bei Sozialabgaben und Steuern zu beachten?
Abfindungen sind sozialversicherungsfrei, aber steuerpflichtig. Durch die Fünftelregelung kann die Steuerlast gemindert werden, indem die Abfindung so versteuert wird, als wäre sie über fünf Jahre verteilt ausgezahlt worden.
Dies glättet den progressiven Effekt der Einkommenssteuer und reduziert die Steuerbelastung erheblich.
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention und im Reha-Sport für Menschen mit Schwerbehinderungen tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprävention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.