Hier bekommst du Hilfe wenn du keine Wohnung hast

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Wohnungslosigkeit kann sehr schnell entstehen: nach einer Kündigung, nach Trennung oder Gewalt in der Beziehung, durch Schulden, Krankheit, Jobverlust oder weil ein befristetes Wohnverhältnis endet.

In der Praxis zählt dann vor allem eines: Sie brauchen zuerst einen sicheren Ort für die nächste Nacht und danach möglichst rasch Unterstützung, die über das Akute hinausgeht.

In Deutschland gibt es dafür ein Netz aus kommunalen Stellen, Wohlfahrtsverbänden, kirchlichen Trägern und medizinischen Hilfen. Der Weg wirkt von außen oft unübersichtlich, wird aber deutlich leichter, wenn Sie wissen, wer wofür zuständig ist.

Wohnungslos oder obdachlos – warum der Unterschied wichtig sein kann

Im Alltag wird häufig alles unter „obdachlos“ zusammengefasst. Behörden und Hilfesysteme unterscheiden jedoch: Wer wohnungslos ist, hat keine eigene Wohnung, kann aber vorübergehend irgendwo unterkommen, etwa bei Freunden, in einer Unterkunft oder in einem Übergangsangebot.

Obdachlosigkeit meint die Situation, wirklich ohne Unterkunft zu sein. Diese Unterscheidung ist nicht nur sprachlich, sie beeinflusst auch, wie dringend die Gefahrenlage bewertet wird und welche Maßnahmen sofort greifen.

Die erste Priorität: Schutz, Wärme, Sicherheit

Wenn Sie heute Nacht keinen sicheren Schlafplatz haben, ist das keine „Privatsache“, sondern eine akute Notlage. Städte und Gemeinden dürfen Menschen in einer solchen Situation nicht einfach sich selbst überlassen. Es geht zunächst um Schutz vor Gefahr, etwa durch Kälte, Gewalt, gesundheitliche Risiken oder den völligen Verlust von Rückzugsmöglichkeiten.

Wer sich gerade bedroht fühlt oder medizinisch in Gefahr ist, sollte ohne Zögern die Notrufnummern nutzen. Auch wenn die Hemmschwelle hoch ist: Für akute Gefahr sind diese Wege da, und sie sind oft der schnellste Einstieg in weitere Hilfe.

Wie kommunale Unterbringung funktioniert – und warum Sie Anspruch auf eine Lösung haben

Kommunen haben eine Pflicht, Obdachlosigkeit abzuwehren, wenn der Notfall eingetreten ist. Dann muss kurzfristig eine Unterbringung erreichbar sein, damit die unmittelbare Gefährdung beendet wird. Wichtig ist dabei: Diese Unterbringung ist in der Regel als Übergang gedacht. Sie ersetzt nicht die langfristige Wohnungssuche, kann aber die entscheidende Stabilisierung bringen, damit Sie wieder handlungsfähig werden.

Konkrete Anlaufstellen in Hannover für die Nacht und für den Tag

In Hannover gibt es kostenlose Notschlafstellen, die ohne komplizierte Voraussetzungen genutzt werden können. Die Stadt nennt dafür Anlaufstellen, die direkt telefonisch erreichbar sind. Als niedrigschwelliger Ort, wenn Sie gerade am Hauptbahnhof sind, gilt außerdem die Bahnhofsmission am Raschplatz. Sie ist häufig eine erste Adresse, wenn man Orientierung braucht, etwas Warmes, ein Gespräch oder eine Vermittlung zu weiteren Hilfen.

Für Beratung, Klärung der nächsten Schritte und Begleitung im Umgang mit Ämtern weist Hannover zudem auf städtische Hilfen hin. Dort wird auch eine offene Sprechzeit ohne Termin beschrieben. Ergänzend gibt es städtische Hinweise, wie man Hilfe organisiert, wenn man bei Kälte hilflose Menschen auf der Straße antrifft.

Beratungsstellen bei Obdachlosigkeit

Stadt Anlaufstellen (Auswahl)
Berlin Kältehilfetelefon: 030 34397140 (täglich Okt–Apr, abends); Kältebus Berliner Stadtmission: 030 690 333 690 (Wintersaison, abends/nachts); Bahnhofsmission Berlin Hbf: Tel. 030 226 05-805.
Hamburg Winternotprogramm/F&W: Friesenstraße 22 (Hammerbrook), Tel. (040) 428 35-37 49; weiterer Standort: Châu-und-Lân-Straße 72 (Moorfleet), Tel. 0176 428 70 863; Vergabe von Schlafplätzen in Wohncontainern u. a. über TAS Bundesstraße 101, Tel. (040) 40 17 82 11.
München Übernachtungsschutzräume: Lotte-Branz-Straße 5, 80939 München (Öffnungszeiten je nach Saison); Schiller 25 (Beratung/Vermittlung Schlafplätze): Destouchesstraße 89, Tel. (089) 360 06 26-0; Infothek der Stadt (bestehende Wohnungslosigkeit): Tel. 089 233-40105.
Köln Wohnhilfen Köln (Diakonie Michaelshoven): Tel. 0221 9956 4340; bei akuter Kälte (Wärmebus): Tel. 0221 259 742 44.
Frankfurt am Main Bei akuter Kälte (Wärmebus): Tel. 069 431 414; zusätzlich zuständig ist in der Regel das Jugend- und Sozialamt (Wohnungsnotfallhilfe/Notunterbringung) über die Stadtverwaltung.
Stuttgart Bei akuter Kälte (Wärmebus): Tel. 0711 219 547 76; Notübernachtungsangebote werden in Stuttgart u. a. von Trägern der Wohnungslosenhilfe vorgehalten (Zugang/Details je nach Saisonregelung).
Düsseldorf Städtische Wohnungslosenhilfe/Notaufnahme: Kontaktaufnahme üblicherweise über das Amt für Soziales (Notunterbringung) oder über Anlaufstellen der freien Träger (z. B. Tagesaufenthalte/Streetwork); genaue Zugänge und Telefonnummern ändern sich saisonal.
Leipzig Sozialamt Leipzig, Abteilung Soziale Wohnhilfen: Prager Straße 21, Tel. +49 341 123 91 39; Diakonie Leipzig „Leipziger Oase“: Nürnberger Straße 31, Tel. +49 341 268 26 70.
Dortmund Sozialamt Dortmund (Wohnungsnotfälle/Unterbringung): Luisenstraße 11–13; Kontakt über die Stadtverwaltung (Telefonzentrale der Stadt: +49 231 50-0) mit Stichwort „Wohnungsnotfall/Obdachlosenhilfe“.
Essen Diakoniewerk Essen, Beratungsstelle für Wohnungslose: Tel. 0201 2664 295 205; Notübernachtungsstelle für Frauen (Grimbergstraße 22): Tel. 0157 82218519 oder 0160 6182872.
Bremen Notunterkunft Männer (24h): Tel. 0421 330223-0; Notunterkunft Frauen (24h): Tel. 0421 34967-4523; außerdem Angebote der Inneren Mission (u. a. Haus Herdentor, Herdentorsteinweg 44/45, Tel. 0421 16899-621).
Dresden Wohnungslosenhilfe/Notversorgung in Dresden: Anlauf und Unterbringung laufen in der Regel über städtische Stellen und Trägerangebote (Notaufnahme/Übergangseinrichtungen je nach Situation und Saison).
Hannover Wohnungslosenhilfe/Notunterbringung: in der Regel über die Stadtverwaltung (Fachbereich Soziales) und die Wohnungslosenhilfe-Träger vor Ort; Zugang und Telefonnummern werden häufig saisonal (Winterregelungen) angepasst.
Bochum Amt für Soziales (Hilfen bei Wohnungs- und Obdachlosigkeit): Husemann Karree (5. Etage), Viktoriastraße 14c, 44777 Bochum; Tel. 0234 910-1746 oder 0234 910-2177.
Wuppertal Fachstelle für Wohnungsnotfälle (Stadt Wuppertal): Kontakt per E-Mail (FachstelleWohnungsnotfaelle@stadt.wuppertal.de); weitere Kontaktwege je nach Fallkonstellation über die Stadtverwaltung.
Bielefeld Wohnungsnotfallhilfe: Amt für soziale Leistungen – Sozialamt (Serviceportal „Wohnungshilfen/Wohnungsnotfallhilfe“); Kontaktaufnahme erfolgt über die städtischen Servicewege des Sozialamts.

Beratung, Begleitung, Wohnungssuche: Hilfe nach Sozialrecht

Neben der unmittelbaren Unterbringung gibt es Hilfen, die auf Stabilisierung und Rückkehr in ein geordnetes Leben zielen. Eine wichtige Grundlage sind Leistungen zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten.

Solche Unterstützung kommt in Betracht, wenn besondere Lebensverhältnisse vorliegen, diese mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind und eine Überwindung aus eigener Kraft nicht gelingt.

In der Praxis bedeutet das: Viele Betroffene bekommen nicht nur „eine Adresse für heute Nacht“, sondern eine sozialarbeiterische Begleitung, die mit Ihnen Schritt für Schritt Themen wie Leistungsansprüche, Schulden, gesundheitliche Fragen, fehlende Dokumente, Kontakt zu Vermietern und die realistische Wohnungssuche bearbeitet.

Wenn Geld fehlt: Leistungen sichern, ohne an Formalitäten zu scheitern

Wer ohne Wohnung ist, hat oft gleichzeitig keine stabile Postadresse, keine Unterlagen griffbereit oder kein Konto, manchmal auch kein gültiges Ausweisdokument. Genau daran scheitern Anträge häufig – und das ist einer der Gründe, warum Beratungsstellen so wichtig sind.

Sie helfen meist dabei, wieder eine erreichbare Postmöglichkeit zu organisieren, den Status bei Jobcenter oder Sozialamt zu klären und Unterlagen zu beschaffen oder zu ersetzen. Auch wenn Sie den Eindruck haben, „nichts mehr vorweisen zu können“: Es gibt Verfahren, um Identität und Anspruchslage zu klären. Entscheidend ist, früh Hilfe einzubinden, damit Fristen und Nachweise nicht zur nächsten Hürde werden.

Medizinische Hilfe: Auch ohne Versicherung oder feste Adresse gibt es Wege

Wer gesundheitlich belastet ist, braucht oft sofort Versorgung – und Wohnungslosigkeit verschärft viele Krankheiten. Für akute Beschwerden außerhalb der Praxiszeiten gibt es den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117.

Für Menschen ohne Krankenversicherung oder mit ungeklärtem Status existieren in Hannover konkrete Anlaufstellen. Es gibt medizinische Hilfen, die Erstversorgung anbieten, Beratung leisten und Wege zurück in eine Krankenversicherung aufzeigen. Zusätzlich existieren Vermittlungsstellen, die Behandlungen organisieren, wenn reguläre Zugänge fehlen.

Gewalt, Trennung, Bedrohung: Wenn Wohnungslosigkeit mit Schutzfragen verbunden ist

Nicht selten wird der Verlust der Wohnung von Gewalt, Kontrolle oder Bedrohung begleitet – besonders bei Trennungen oder in Abhängigkeitsverhältnissen. Für Frauen gibt es das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter 116 016, anonym, kostenfrei und rund um die Uhr erreichbar. In der Region Hannover existieren zudem Schutz- und Beratungsangebote, die rund um die Uhr erreichbar sein können. Wenn Sie sich akut bedroht fühlen, zählt zuerst Sicherheit – und danach eine Schutzunterkunft, die nicht an „Wohnsitzfragen“ scheitern darf.

Wenn die Lage psychisch entgleist: Reden ist kein Luxus

Wohnungslosigkeit erzeugt enormen Druck: Scham, Angst, Erschöpfung, manchmal Panik oder Suizidgedanken. Für solche Momente gibt es die TelefonSeelsorge, anonym und kostenfrei erreichbar unter 116 123. Das ersetzt keine langfristige Therapie, kann aber eine wichtige Brücke sein, bis Sie wieder festen Boden unter den Füßen haben.

Kinder und Jugendliche: Hilfe, wenn Zuhause nicht mehr sicher ist

Wenn Minderjährige betroffen sind, steigt die Dringlichkeit nochmals. Kinder und Jugendliche können sich anonym und kostenfrei an die „Nummer gegen Kummer“ wenden; dort ist die 116 111 erreichbar. Parallel sind Jugendämter zuständig, wenn Schutz, Unterbringung oder akute familiäre Krisen geklärt werden müssen. Gerade bei Familien lohnt sich, früh die kommunalen Stellen einzubeziehen, weil Unterbringung und Leistungsfragen sonst schnell auseinanderlaufen.

Wie aus „heute Nacht“ wieder Perspektive wird

Viele Menschen glauben, sie müssten erst „alles sortieren“, bevor sie Hilfe annehmen dürfen. In der Realität funktioniert es umgekehrt: Erst Stabilisierung, dann Ordnung. Notschlafstellen und Unterkünfte schaffen Schlaf, Hygiene und Schutz. Beratungsstellen helfen, Leistungsansprüche zu sichern, Dokumente zu beschaffen, Gesundheitsfragen zu klären und eine tragfähige Wohnperspektive aufzubauen.

Wer Schulden oder Mietrückstände hat, braucht oft zusätzlich Schuldnerberatung und manchmal juristische Unterstützung, weil sich Kündigungen, Räumungsverfahren und Leistungsfragen gegenseitig beeinflussen. Je früher diese Fäden zusammengeführt werden, desto größer ist die Chance, dass aus einer akuten Krise keine dauerhafte Ausgrenzung wird.