Hartz IV: Jobcenter will Kumpanei verhindern

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Durch ständigen Wechsel der Sachbearbeiter will Jobcenter "Kumpanei" verhindern?

19.07.2012

Laut interner Informationen eines Jobcenter-Mitarbeiters, die der Redaktion „Gegen Hartz“ vorliegen, werden Hartz IV-Betroffene, in den Jobcentern auch „Kunden“ genannt, regelmäßig „turnusmäßig umgeschichtet“. Das bedeutet, dass „Kunden“ statt einem festen Ansprechpartner immer wieder neue Sachbearbeiter vorgesetzt bekommen. Das passiert teilweise mehrmals im Jahr, jedenfalls in dem Jobcenter, in dem der Mitarbeiter selbst arbeitet.

Als Grund nennt die „interne Quelle“ das Bestreben der Behörde, eventuell entstehende „Kumpaneien“ zwischen „Kunden und Behördenmitarbeiter“ zu verhindern. Damit soll anscheinend verhindert werden, dass beispielsweise zu viele Leistungen bewilligt oder Sanktionen nicht ausgesprochen werden, weil der Sachbearbeiter dann doch Verständnis oder Empathie zum „Kunden“ entwickelt. Offiziell wird dieser Grund nicht genannt, vielmehr würde gesagt, „es handele sich um organisatorische Abläufe“, so die Quelle. Es hätte aber eben jene Fälle gegeben, in denen Mitarbeiter auf Sanktionen verzichteten, weil sie Verständnis für die schwierige Situation des Hartz IV Betroffenen entwickelten.

Ein Betroffener berichtet auf der Plattform „JobcenterLeaks“ von ähnlichen Erlebnissen: „Mein Nachname beginnt mit einem Buchstaben aus der Mitte des Alphabets, so dass ich auch bei außerplanmäßigen Umschichtungen (z.B. bei Kündigung oder Einstellungen von Sachbearbeitern) immer dabei bin und teilweise zwei mal oder öfter im Jahr einen neuen Bearbeiter bekomme, dessen Name mir aber nie mitgeteilt wird.“ Mit diesem hatte der Betroffene dann maximal zwei Gespräche, bis die Akte an den nächsten Sachbearbeiter weiter gereicht wurde. „Jobangebote erhalte ich daher so gut wie gar nicht.“

Aus Angst vor Schwierigkeiten will der Sachbearbeiter weder seinen Namen noch das Jobcenter genannt sehen. Eine Überprüfung der Informationen unsererseits konnte nicht durchgeführt werden, jedoch berichten vielerorts Betroffene vom ständigen Wechsel der Sachbearbeiter. (sb)

Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de