Menschen mit einem anerkannten Grad der Behinderung von wenigstens 50 Prozent haben auch 2025 weiterhin ein gesetzliches Privileg: Sie dรผrfen ihre Altersrente schon drei Jahre vor der regulรคren Grenze beantragen, wenn sie mindestens 35 Versicherungsjahre gesammelt haben.
Fรผr alle seit 1964 Geborenen liegt das frรผhestmรถgliche Zugangsalter unverรคndert bei 62 Jahren.
Wer keine Kรผrzung hinnehmen mรถchte, muss dagegen warten, bis das abschlagsfreie Alter von 65 Jahren erreicht ist; fรผr รคltere Jahrgรคnge verschiebt sich diese Grenze stufenweise.
Der Preis der vorgezogene Rente
โTeuerโ wird die frรผhe Rente an zwei Stellen. Erstens fehlen bis zum 67. Lebensjahr bis zu fรผnf Beitragsjahre โ in dieser Zeit entstehen weder neue Entgeltpunkte noch zahlen die Arbeitgeber Zuschรผsse.
Zweitens verlangt der Gesetzgeber fรผr jeden Monat, den die Rente vorzeitig beginnt, einen dauerhaften Abschlag von 0,3 Prozent. Bei voller dreiยญjรคhriger Vorverlegung summiert sich das auf maximal 10,8 Prozent.
Beispielrechnung: Jahrgang 1964, Rentenbeginn 2026 mit 62
Eine Versicherungspflichtige, nennen wir sie Renate, hรคtte bei unverรคndertem Verdienst bis zum 67. Geburtstag Anspruch auf eine Regelaltersrente von rund 1 750 Euro brutto. Verkรผrzt sie ihre Erwerbszeit um fรผnf Jahre, fehlen ihr etwa sechs Entgeltpunkte; zugleich sinkt der verbleibende Auszahlungsbetrag durch den 10,8-prozentigen Abschlag. Die rechnerische Bruttorente reduziert sich so auf etwa 1 370 Euro.
Von dieser Summe werden ab 2025 hรถhere Sozialbeitrรคge einbehalten. Rentnerinnen tragen die Hรคlfte des allgemeinen Krankenkassenbeitrags (7,3 Prozent) und den kompletten Zusatzbeitrag (durchschnittlich 2,5 Prozent), insgesamt also 9,8 Prozent.
Hinzu kommen 3,6 Prozent Pflegeversicherung. Damit verringern allein die Pflichtabgaben die Rente um rund 13,4 Prozent.
Bleiben netto knapp 1 190 Euro. Steuerlich mรผssen 83,5 Prozent der Jahresbruttorente versteuert werden, weil der steuerpflichtige Anteil fรผr Neurentnerinnen 2025 bei eben diesem Wert liegt; der individuelle Abzug hรคngt vom Gesamteinkommen, dem Grundfreibetrag und mรถglichen Sonderausgaben ab.
In dem Beispiel kommt eine Nettorente von rund 1 090 Euro raus. Gegenรผber dem Verbleib im Beruf bis 67 und einer dann geschรคtzten Nettorente von rund 1 370 Euro kostet Renate die frรผhe Rente damit rund 280 Euro im Monat โ oder gut 3 300 Euro pro Jahr.
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Sozialabgaben steigen, Steuerfreibetrag sinkt
Dass der Abstand grรถรer ist als in รคlteren Berechnungen, liegt an zwei Trends: Der durchschnittliche Zusatzbeitrag der Krankenkassen steigt 2025 auf 2,5 Prozent, und der Pflegeversicherungsbeitrag klettert auf 3,6 Prozent.
Parallel sinkt der steuerfreie Anteil jeder neuen Rente Jahr fรผr Jahr, sodass ein immer grรถรerer Teil der Bruttorente beim Fiskus landet. Auch diese Faktoren gehรถren zu den โKostenโ eines vorgezogenen Rentenbeginns.
Option 65 statt 62 โ eine Zwischenlรถsung
Wartet Renate bis zum 65. Geburtstag, fallen die Abschlรคge weg. Sie hรคtte dann โ trotz zweier fehlender Beitragsjahre โ eine Bruttorente von etwa 1 660 Euro. Nach den gleichen Abgaben verblieben rund 1 390 Euro netto. Die Differenz zu 67 schmilzt damit auf etwa -4 Prozent, wรคhrend weiterhin zwei Jahre frรผheres Rentnerleben winken.
Abwรคgung bleibt individuell
Ob sich die Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen mit 62 โlohntโ, ist daher keine rein mathematische Frage.
Wer gesundheitlich belastet ist oder ein niedrigeres Erwerbseinkommen hat, profitiert besonders stark vom Zeitgewinn. Umgekehrt mรผssen steigende Lebenshaltungskosten, eine lรคngere Rentenbezugszeit und kรผnftige Beitrags- und Steueranpassungen berรผcksichtigt werden.
Gerade weil das deutsche Rentensystem komplexer und teurer geworden ist, empfiehlt es sich, vor der Entscheidung eine persรถnliche Rentenยญauskunft einzuholen und die Szenarien gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung oder einer unabhรคngigen Beratungsstelle durchzurechnen wie dem Paritรคtischem oder dem SoVD.
Fazit: Mit 62 ist die Rente mรถglich, aber selten gratis
Der frรผhestmรถgliche Rentenbeginn betrifft 2025 unverรคndert nur schwerbehinderte Versicherte, verlangt aber dauerhaft einen Abschlag von 10,8 Prozent und fรผhrt zu spรผrbar hรถheren Sozialabgaben.
In einem Durchschnittsfall schrumpft die monatliche Nettorente um rund ein Fรผnftel, was aktuell rund 280 Euro entspricht. Wer die Belastung tragen kann, gewinnt bis zu 36 freie Monate โ wer zรถgert, erkauft sich fรผr jedes zusรคtzliche Jahr im Beruf ein erkennbares Plus beim spรคteren Nettoeinkommen.