Arbeitslosengeld nach dem Krankengeld – So wird der Anspruch berechnet

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Wer lรคngere Zeit arbeitsunfรคhig wird, steht irgendwann vor der Frage, was nach dem Ende des Krankengeldbezugs passiert. Denn nach spรคtestens sechs Wochen zahlt zunรคchst nicht mehr der Arbeitgeber, sondern die Krankenkasse bis zu maximal 72 Wochen lang. Falls man danach immer noch nicht arbeitsfรคhig ist, kommt es zur sogenannten Aussteuerung des Krankengeldes.

Ab diesem Moment ist die Bundesagentur fรผr Arbeit zustรคndig. Viele Betroffene sind unsicher, ob sie nun schlechter gestellt werden und weniger Arbeitslosengeld erhalten kรถnnten.

Genau an diesem Punkt setzt die Nahtlosigkeitsregelung an, die in solchen Fรคllen greifen kann. Doch wie genau wird das Arbeitslosengeld berechnet, wenn Krankengeld vorausging?

Nach der Aussteuerung ist die Arbeitsagentur zustรคndig

Es wirkt zunรคchst widersinnig, dass man sich arbeitslos melden soll, obwohl man medizinisch betrachtet weiterhin krank ist. Dennoch ist die Arbeitsagentur die richtige Anlaufstelle, sobald die Zahlung der Krankenkasse endet.

Ein unmittelbarer รœbergang in eine andere Leistung, wie etwa die Erwerbsminderungsrente, ist nicht immer mรถglich oder angezeigt, sodass die Arbeitsagentur vorรผbergehend eintritt. Im Regelfall lohnt es sich, sich bereits einige Monate vor Ablauf des Krankengeldes โ€“ empfohlen werden von dem Sozialrechtsexperten Dr. Utz Anhalt drei bis spรคtestens zwei Monate โ€“ bei der Arbeitsagentur zu melden.

So bleibt genรผgend Zeit, den Anspruch zu klรคren und alle notwendigen Unterlagen zu beschaffen.

Wie wird das Arbeitslosengeld berechnet, wenn man zuvor krank war?

Die Frage, die viele Betroffene beschรคftigt, lautet, wie sich das Arbeitslosengeld bemisst, wenn im letzten Jahr kaum oder gar kein Gehalt geflossen ist, weil Krankengeld bezogen wurde.

รœblicherweise wird das Arbeitslosengeld anhand des durchschnittlichen Arbeitsentgelts der letzten zwรถlf Monate vor Eintritt der Arbeitslosigkeit berechnet.

Man erhรคlt in der Regel 60 Prozent, mit unterhaltspflichtigen Kindern 67 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens.

Wer allerdings mehrere Monate Krankengeld bezogen hat, hat in diesem Zeitraum kein regulรคres sozialversicherungspflichtiges Einkommen erhalten. Wรผrde man das Krankengeld als Berechnungsbasis heranziehen, fiele das Arbeitslosengeld deutlich niedriger aus. Um diese Benachteiligung zu vermeiden, sieht das Gesetz eine Verlรคngerung des Bemessungszeitraums vor.

Gibt es eine Verlรคngerung des Bemessungszeitraums?

Wenn in den letzten zwรถlf Monaten vor Beginn des Arbeitslosengeldbezugs weniger als 150 Tage mit Arbeitsentgelt vorhanden sind, wird der Bemessungszeitraum auf 24 Monate ausgedehnt.

Entscheidend ist dabei, ob im erweiterten Zeitraum genรผgend Tage mit Gehalt zusammentreffen, um eine verlรคssliche Berechnungsgrundlage fรผr das Arbeitslosengeld zu schaffen.

Auf diese Weise wird so getan, als sei keine Unterbrechung durch das Krankengeld erfolgt. Betroffene werden dadurch in eine vergleichbare Position versetzt wie Menschen, die ohne eine lรคngere Krankheitsphase arbeitslos werden.

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Ein Beispiel von Peter aus Hannover

Hier kann das Beispiel eines Malers und Lackierers deutlich machen, wie die Regelung funktioniert. Peter aus Hannover war ab April 2018 fรผr insgesamt 78 Wochen krankgeschrieben.

Nach diesem Zeitraum endete sein Anspruch auf Krankengeld, und er musste sich arbeitslos melden.

Da er in den letzten zwรถlf Monaten ausschlieรŸlich Krankengeld bezogen hatte und keinerlei Gehalt von seinem Arbeitgeber geflossen war, wurde der Bemessungszeitraum auf die davorliegenden Monate ausgeweitet.

Als Grundlage diente somit das Gehalt, das Peter vor seiner Erkrankung im Betrieb verdient hatte. Er erhielt am Ende also sein Arbeitslosengeld in derselben Hรถhe, als hรคtte er sich direkt aus dem Job heraus arbeitslos gemeldet.

Sind Nachteile durch vorheriges Krankengeld zu befรผrchten?

Die wichtigste Botschaft fรผr Betroffene lautet, dass keine finanziellen EinbuรŸen entstehen, wenn man nach der Aussteuerung Krankengelds in den Bezug von Arbeitslosengeld wechselt.

Die gesetzliche Regelung schรผtzt vor einer Schlechterstellung und sorgt dafรผr, dass das frรผhere Brutto- und Nettoentgelt ausschlaggebend bleibt. Dadurch erhalten erkrankte Beschรคftigte einen vergleichbaren Betrag, als wรคren sie ohne Krankheitsunterbrechung arbeitslos geworden.

Welche Rolle spielt die Krankenversicherung nach der Aussteuerung?

Wer ausgesteuert wird, verliert nach dem Ende des Krankengelds nicht automatisch seinen Krankenversicherungsschutz. Dennoch sollte man genau klรคren, wie die Krankenversicherung wรคhrend der Zeit des Bezugs von Arbeitslosengeld nahtlos weiterlรคuft.

In der Regel ist man รผber den Leistungsbezug bei der Agentur fรผr Arbeit gesetzlich versichert. Fรผr Fragen zur konkreten Ausgestaltung und zu potenziellen Beitrรคgen kann es sinnvoll sein, frรผhzeitig das Gesprรคch mit der Arbeitsagentur sowie der eigenen Krankenkasse zu suchen.

Was ist zusammenfassend wichtig?

Die Furcht vor Nachteilen ist in den meisten Fรคllen unbegrรผndet, da das Gesetz vorsieht, dass die fรผr das Arbeitslosengeld maรŸgebliche Bemessung so berechnet wird, als hรคtte es keine Krankengeldphase gegeben.

Diese Vorgehensweise ist besonders wichtig fรผr Menschen, die aus gesundheitlichen Grรผnden langfristig nicht arbeiten konnten und befรผrchten, dass sich ihre vorherige Einkommenssituation massiv verschlechtern kรถnnte.

Wer sich rechtzeitig bei der Arbeitsagentur meldet und die nรถtigen Nachweise รผber sein frรผheres Einkommen erbringt, kann nahtlos in das Arbeitslosengeld wechseln und ist weiterhin krankenversichert.

Damit ist sichergestellt, dass ein lรคngerfristiger Krankheitsverlauf nicht unweigerlich zu einem finanziellen Nachteil fรผhrt.