Ab 1. August Lebensnachweis sonst keine Rente?

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Ende Juli verbreitete sich in sozialen Medien und auf Videoplattformen die Behauptung, alle Rentnerinnen und Rentner mรผssten ab 1. August 2025 eigenstรคndig einen sogenannten Lebensnachweis an die Deutsche Rentenversicherung (DRV) schicken, andernfalls werde die Rentenzahlung eingestellt.

Binnen weniger Stunden erreichten Servicetelefone, Beratungsstellen und Rentenberaterinnen besorgte Anfragen von Seniorinnen und Senioren, die um ihre Rente bangten.

Was hinter dem Lebensnachweis steckt

Ein Lebensnachweis โ€“ umgangssprachlich auch Lebensbescheinigung genannt โ€“ bestรคtigt, dass eine Rentenbezieherin oder ein Rentenbezieher noch lebt. Er verhindert รœberzahlungen nach einem Todesfall.

Fรผr Rentnerinnen und Rentner mit Wohnsitz in Deutschland erledigt diesen Nachweis das automatisierte Meldesystem: Standesรคmter melden Sterbefรคlle, Einwohnermeldeรคmter Wohnsitzwechsel. Die Rentenkasse erhรคlt die Daten elektronisch, ohne dass die Betroffenen aktiv werden mรผssen.

Klare Worte der Deutschen Rentenversicherung

Bereits am 31. Juli 2025 verรถffentlichte die DRV einen Faktencheck, der die kursierenden Videos als Falschmeldungen einstuft.

Wรถrtlich heiรŸt es:

โ€žEntgegen den Meldungen in den sozialen Medien mรผssen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland grundsรคtzlich keine Lebensnachweise erbringen.โ€œ

Die Versicherung verweist darauf, dass sie monatlich rund 26 Millionen Renten zuverlรคssig รผberweist und dabei auf den automatisierten Austausch mit den Behรถrden zurรผckgreift.

Keine Pflicht fรผr Inlandsrentner

Fรผr den GroรŸteil der mehr als 21 Millionen gesetzlichen Altersrentnerinnen und -rentner im Bundesgebiet รคndert sich damit nichts. Wer in Deutschland lebt und ein inlรคndisches Bankkonto nutzt, erhรคlt seine Rente weiterhin ohne eigenes Zutun. Selbst der Verlust der jรคhrlichen Rentenanpassungsmitteilung hat keine Folgen fรผr die Auszahlung, solange keine nachweislich falschen Kontodaten vorliegen.

Besonderheiten fรผr Rentner im Ausland

Anders ist die Lage, wenn Ruhestรคndler dauerhaft im Ausland wohnen oder ein Konto auรŸerhalb Deutschlands fรผhren. Weil der automatisierte Zugriff auf Sterberegister dort oft fehlt, verlangt der Renten Service der Deutschen Post im Auftrag der DRV einmal jรคhrlich einen Lebensnachweis.

Rund 1,7 Millionen Renten flieรŸen in รผber 150 Lรคnder; fรผr etwa 1,2 Millionen davon funktioniert der Nachweis inzwischen dennoch automatisch, etwa in Australien, Italien, Spanien oder ร–sterreich.

Nur wer aus einem Land ohne Datenaustausch stammt und von der DRV schriftlich aufgefordert wird, muss das Formular ausfรผllen oder den digitalen Weg wรคhlen.

Die Schreiben gingen traditionell zwischen Juni und Juli zusammen mit der Rentenanpassungsmitteilung auf die Reise.

Digitaler Lebensnachweis: Fortschritt mit Hรผrden

Seit 2023 bietet der Renten Service den Digitalen Lebensnachweis (DLN) an. รœber einen personalisierten QR-Code in Verbindung mit der PostIdent-App kann der Nachweis bequem am Smartphone erbracht werden.

Fรผr viele Seniorinnen und Senioren im Ausland ist das eine Erleichterung, weil beglaubigte Unterlagen per Post entfallen. Gleichwohl bleibt die Nutzung freiwillig; alternativ kann weiterhin das klassische Papierformular unterschrieben und von einer amtlichen Stelle bestรคtigt an den Renten Service geschickt werden.

KI generierte Videos verbreiten Falschmeldungen

Die Geschwindigkeit, mit der die Falschmeldung zum angeblichen โ€žLebensmelde-Stichtagโ€œ Verbreitung fand, zeigt die Anfรคlligkeit รคlterer Zielgruppen fรผr Desinformation. Videokanรคle mit rentennahen Themen erzielen oft hohe Klickzahlen, ohne redaktionelle Kontrolle. Diese sind zumeist KI generiert.

Gerade bei existenzrelevanten Fragen empfiehlt sich der Blick auf Primรคrquellen wie die DRV oder seriรถse Fachportale. Der aktuelle Faktencheck verdankt seine rasche Verรถffentlichung auch dem Hinweis verunsicherter Bรผrgerinnen und Bรผrger, die den Sachverhalt meldeten.

Was Betroffene jetzt tun kรถnnen

Rentenbeziehende in Deutschland mรผssen keinerlei Formulare ausfรผllen, solange sie keine individuelle Aufforderung erhalten. Wer dennoch ein Schreiben von unbekannter Stelle zugeschickt bekommt oder online in Vordrucke investieren soll, sollte skeptisch sein und im Zweifel die kostenlose DRV-Hotline 0800 1000 4800 kontaktieren.

Fรผr im Ausland lebende Rentnerinnen und Rentner gilt: Treffen die Unterlagen nicht fristgerecht ein, kann der Renten Service Ersatzpapiere zur Verfรผgung stellen oder den Zugang zum DLN erneut zusenden.

Ausblick: Transparenz als wirksamster Schutz
Der jรผngste Vorfall zeigt, wie wichtig transparente Kommunikation staatlicher Stellen bleibt. Solange Rentensysteme auf Vertrauen bauen, kann jede gezielte Verunsicherung gesellschaftliche Folgekosten nach sich ziehen โ€“ von รผberforderten Servicehotlines bis hin zu รผberflรผssigen Behรถrdengรคngen.