Wenn Zweifel an der korrekten Bewertung des Grads der Behinderung (GdB) durch das Versorgungsamt bestehen oder der Antrag auf Feststellung abgelehnt wurde, sollte man einen Widerspruch einlegen.
Welche Schritte erforderlich sind, um den Widerspruch erfolgreich einzureichen, erfahren sie in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Wann lohnt sich ein Widerspruch gegen den Feststellungsbescheid?
Ein Widerspruch ist in verschiedenen Fรคllen sinnvoll:
- Der GdB wurde zu niedrig angesetzt.
- Wichtige Merkzeichen wurden nicht anerkannt.
- Der Antrag auf Feststellung des GdB wurde abgelehnt.
Wie ist die Widerspruchsfrist bei Ablehnung?
Es bleibt ein Monat Zeit, um nach Erhalt des Bescheids Widerspruch einzulegen. Diese Frist ist unbedingt einzuhalten, da der Bescheid sonst bestandskrรคftig wird. Der Widerspruch kann vom Antragsteller selbst oder einer bevollmรคchtigten Person eingereicht werden.
Er muss schriftlich erfolgen, entweder per Brief oder E-Mail, wobei letzteres nur gรผltig ist, wenn das Dokument im Original unterschrieben und eingescannt vorliegt.
Was sind typische Fehler im Feststellungsbescheid?
Es gibt verschiedene Fehlerquellen, die zu einem fehlerhaften Bescheid fรผhren kรถnnen:
- Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Behinderungen oder
- Erkrankungen wurden nicht berรผcksichtigt.
- Medizinische Unterlagen sind unvollstรคndig oder nicht aussagekrรคftig genug.
- Antragsteller schรคtzen ihre Einschrรคnkungen im Vergleich zu anderen Personen falsch ein.
Fachkundige Unterstรผtzung ist wichtig
Die Unterstรผtzung durch einen Anwalt fรผr Sozialrecht kann entscheidend sein. Diese Experten kennen die Fallstricke und kรถnnen gezielt Akteneinsicht fordern sowie eine fundierte Widerspruchsbegrรผndung verfassen.
Wie gehe ich beim Widerspruch vor?
Ein Widerspruch sollte strukturiert und gut vorbereitet sein:
- Unterlagen des Versorgungsamtes einsehen:
Bei Einreichung eines fristgerechten Widerspruchs haben Sie das Recht, die Zusendung aller relevanten Unterlagen zur Einschรคtzung Ihrer Schwerbehinderung zu beantragen. Die Stellungnahme des versorgungsรคrztlichen Dienstes und die dazugehรถrigen Gutachten sind entscheidend fรผr eine solide Begrรผndung Ihres Widerspruchs. - Formlosen Widerspruch einreichen:
Zur Fristwahrung kann zunรคchst ein formloser Widerspruch eingereicht werden. Die ausfรผhrliche Begrรผndung kann nachgereicht werden. - รrztliche Unterstรผtzung einholen:
Um schlรผssig darzulegen, dass ein Anspruch auf Leistungen des Versorgungsamtes besteht oder ein hรถherer Grad der Behinderung gerechtfertigt ist, kann der behandelnde Arzt die Bewertung des Versorgungsamtes รผberprรผfen und eventuelle Fehleinschรคtzungen aufdecken. Zudem kรถnnen zusรคtzliche Untersuchungen durchgefรผhrt werden, um weitere Beweise zu sammeln und entsprechende Dokumente zur Verfรผgung zu stellen. - Widerspruchsbegrรผndung:
Setzen Sie die richtigen Schwerpunkte. Fokussieren Sie auf die Beeintrรคchtigungen im Alltag und nicht nur auf die Diagnose. - Zusรคtzliche Unterlagen nachreichen:
Vergessene oder neue Befunde sollten im Rahmen des Widerspruchs eingereicht werden.
Der Widerspruch wird abgelehnt: Was muss ich jetzt tun?
Wenn der Widerspruch gegen den Feststellungsbescheid abgelehnt wird, besteht die Mรถglichkeit, Klage beim Sozialgericht einzureichen. Das Verfahren beginnt mit der Einreichung der Klage und lรคuft in mehreren Schritten ab.
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Welche Gerichte sind zustรคndig?
Das Sozialgericht ist die erste Instanz fรผr Klagen gegen den Grad der Behinderung.
Insgesamt gibt es drei Gerichtsebenen:
- Sozialgericht
- Landessozialgericht
- Bundessozialgericht
Fรผr die Klageeinreichung sind folgende Angaben und Dokumente wichtig
- Persรถnliche Daten des Klรคgers
- Nennung des zustรคndigen Sozialgerichts
- Ursprรผnglicher Bescheid und Widerspruchsbescheid
- Relevante medizinische Nachweise
- Begrรผndung der Klage
- Unterschrift des Klรคgers
Verfahren beginnt mit Prรผfung und Beweiserhebung
Zu Beginn des Verfahrens prรผft das Gericht alle eingereichten Unterlagen und fordert erforderliche Informationen von den zustรคndigen Behรถrden an. Dabei werden auch Umstรคnde berรผcksichtigt, die dem Klรคger mรถglicherweise nicht bekannt waren. Dies erleichtert den Prozess fรผr den Klรคger.
Es folgt die Beweiserhebung, bei der behandelnde รrzte schriftliche Stellungnahmen abgeben. In manchen Fรคllen wird ein medizinisches Gutachten in Auftrag gegeben, um den Grad der Behinderung zu ermitteln. Die Beweisaufnahme erfolgt gemรคร ยง 103 des Sozialgerichtsgesetzes (SGG).
Was passiert, wenn die Klage abgewiesen wird?
Ist der Klรคger mit der Entscheidung des Gerichts unzufrieden, kann Berufung beim Landessozialgericht eingelegt werden. Dies muss innerhalb eines Monats nach Erhalt des Urteils geschehen.
Die Berufung kann schriftlich eingereicht oder beim zustรคndigen Gericht als Niederschrift durch den Urkundenbeamten erhoben werden. In bestimmten Fรคllen kann der Rechtsstreit bis vor das Bundessozialgericht in dritter Instanz gehen.
Durch die Einhaltung dieser Schritte und mit der richtigen Vorbereitung kรถnnen die Erfolgsaussichten in einem Klageverfahren deutlich erhรถht werden.