Wie hoch ist die deutsche Rente im Europa-Vergleich

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Die europäischen Rentensysteme haben wesentliche Unterschiede und Herausforderungen bei Beiträgen, staatlichen Zuschüssen und Renteneintrittsaltern. In diesem Beitrag betrachten wir die unterschiedlichen Rentensysteme und zeigen, wie Deutschland im europäischen Vergleich abschneidet.

Rentenniveau im europäischen Vergleich

Das Nettorentenniveau ist ein wichtiger Indikator zur Bewertung der Leistungsfähigkeit eines Rentensystems. Das Nettorentenniveau beschreibt den Anteil des letzten Nettoeinkommens, den ein Rentner nach dem Eintritt in den Ruhestand als monatliche Rente erhält.

In Deutschland liegt dieses Nettorentenniveau derzeit bei 55,3 %. Dies ist deutlich niedriger als der EU-Durchschnitt, der bei 68,1 % liegt, was zeigt, dass das deutsche Rentensystem im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eher niedrige Rentenleistungen bietet.

Dänemark hat ein Nettorentenniveau von 77,3 %, während Rentner in Italien und Österreich über 80 % ihres letzten Nettoeinkommens als Rente erhalten. Besonders herausragend sind Länder wie die Niederlande, Griechenland und Portugal, wo die Rentner mehr als 90 % ihres letzten Einkommens beziehen.

Portugal erreicht sogar ein Nettorentenniveau von 98,8 %, was den höchsten Wert unter den betrachteten Ländern darstellt.

Tabellarischer Vergleich der Rentenparameter in Europa

Land Nettorentenniveau (% des letzten Nettoeinkommens) Beitragssatz zur Rente (% des Einkommens) Staatliche Zuschüsse (% des BIP)
Renteneintrittsalter (Jahre)
Deutschland 55,3 18,6 10,4 65,8
Dänemark 77,3 <18,6 Niedrig 74
Italien >80 33 15,9 67
Griechenland >90 >20 Hoch 67
Portugal 98,8 >20 Hoch 68
Niederlande >90 18,6 Niedrig 70

Rentenhöhe und Vertrauen in die finanzielle Sicherheit im Ruhestand

Eine Analyse von Euronews Business zeigt, dass es eine starke positive Korrelation zwischen der Höhe der monatlichen Renten und dem finanziellen Vertrauen in den Ruhestand gibt. In Ländern mit höheren Renten ist auch das Vertrauen in die finanzielle Sicherheit im Ruhestand deutlich größer.

Beispielsweise sind in Luxemburg 61 %, in den Niederlanden 59 % und in Dänemark 58 % der Menschen zuversichtlich, dass sie im Ruhestand ausreichend Geld haben werden, während in Lettland (23 %), Slowenien (27 %) und Polen (28 %) die Zuversicht sehr gering ist.

Einkommensbezogene Renten stellen für Europäer ab 65 Jahren die Haupteinkommensquelle dar. Dennoch ist weniger als die Hälfte der Verbraucher in der EU zuversichtlich, dass sie im Alter finanziell abgesichert sind.

In mehreren Ländern sinkt diese Zuversicht sogar auf unter 30 %, was Anlass zur Sorge über die Angemessenheit der Renten gibt.

Unterschiedliche Rentenbeiträge als Einflussfaktor

Ein maßgeblicher Faktor, der zur Erklärung der unterschiedlichen Rentenniveaus dient, sind die Beiträge, die Arbeitnehmer während ihrer Erwerbstätigkeit in die Rentenkassen einzahlen. In Deutschland liegt der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung derzeit bei 18,6 % des Bruttoeinkommens, wobei sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerbeiträge enthalten sind.

Dieser Beitrag umfasst zudem alle verpflichtenden Rentenzahlungen, einschließlich etwaiger quasi-verpflichtender privater Rentenversicherungen.

In Italien ist der Beitragssatz hingegen deutlich höher: Arbeitnehmer müssen 33 % ihres Einkommens für die Altersvorsorge aufwenden. Auch in anderen Ländern mit hohen Rentenniveaus, wie Griechenland und Portugal, liegt der Beitragssatz über 20 %.

Im Vergleich dazu haben Länder wie Litauen und Dänemark niedrigere Beitragssätze, was sich ebenfalls auf die letztendliche Rentenhöhe auswirkt.

Staatliche Zuschüsse und deren Bedeutung für die Rentenfinanzierung

Neben den Beiträgen der Arbeitnehmer sind auch staatliche Zuschüsse wichtig bei der Finanzierung der Rentensysteme. Diese Zuschüsse sind wesentlich für die Stabilität und Leistungsfähigkeit des Rentensystems und variieren stark zwischen den Ländern.

In Deutschland machen die staatlichen Zuschüsse etwa 10,4 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, um die Finanzierung der Renten zu sichern.

In Italien beläuft sich der staatliche Zuschuss zur Rentenfinanzierung auf 15,9 % des BIP. Auch Griechenland und Portugal nutzen erhebliche staatliche Zuschüsse, um das hohe Rentenniveau zu gewährleisten.

Ein Sonderfall sind die Niederlande, die trotz eines hohen Nettorentenniveaus mit vergleichsweise geringen staatlichen Zuschüssen auskommen. Hohe staatliche Zuschüsse in Ländern wie Italien und Griechenland stützen die Rentensysteme, indem sie den Anteil der Finanzierung, die aus Steuermitteln kommt, deutlich erhöhen und so eine höhere Rentenzahlung an die Bürger ermöglichen.

Rente als Schutz älterer Menschen

Der Schutz älterer Menschen vor Altersarmut ist einer der wichtigsten Funktionen der Rentensysteme. Staatliche Rentenzahlungen sollen das Einkommen im Ruhestand aufrechterhalten und sicherstellen, dass ältere Menschen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung haben, um nicht in Armut zu geraten.

Das Renteneintrittsalter und seine Rolle in der Rentenstabilität

Das Renteneintrittsalter bestimmt die Funktionsweise und die langfristige Stabilität der Rentensysteme. In Deutschland liegt das durchschnittliche Renteneintrittsalter derzeit bei etwa 65,8 Jahren für Arbeitnehmer, die mit 22 Jahren in den Arbeitsmarkt eingetreten sind und bis zum Rentenalter durchgehend beschäftigt waren.

Andere europäische Länder haben in den vergangenen Jahren höhere Renteneintrittsalter eingeführt oder planen solche Maßnahmen. In Portugal wird das Renteneintrittsalter schrittweise auf 68 Jahre angehoben, in den Niederlanden sind 70 Jahre vorgesehen und in Dänemark wird sogar ein Renteneintrittsalter von 74 Jahren angestrebt.

Diese Entwicklungen sind eine Reaktion auf den demografischen Wandel in Europa, der zu einer höheren Belastung der Rentensysteme führt. Die Alterung der Bevölkerung und eine höhere Lebenserwartung erfordern Anpassungen, um die finanzielle Stabilität der Rentensysteme langfristig zu sichern.

Nominale und reale Rentenunterschiede in Europa

Laut Eurostat unterscheiden sich die Altersrenten in Europa sowohl nominal als auch in Kaufkraftstandards (KKS) erheblich. Die durchschnittlichen monatlichen Bruttorentenausgaben pro Leistungsempfänger variierten 2021 stark: von 2.575 € in Luxemburg bis zu 226 € in Bulgarien, wobei der EU-Durchschnitt bei 1.224 € lag.

Die nominalen Unterschiede spiegeln sich teilweise in den unterschiedlichen Lebenshaltungskosten wider, die ebenfalls innerhalb Europas stark variieren.

Wenn die Renten in Kaufkraftstandards (KKS) gemessen werden, verringern sich diese Disparitäten. So liegt die durchschnittliche Altersrente in Bulgarien bei 437 KKS und in Luxemburg bei 1.681 KKS.

Das bedeutet, dass ein Rentner in Luxemburg nominal fast viermal so viel Rente erhält wie in Bulgarien, real aber aufgrund der höheren Lebenshaltungskosten nur etwa das Vierfache in Bezug auf die Kaufkraft.

Der demografische Wandel als Herausforderung für die Rentenstabilität

In Deutschland zeigt sich im europäischen Vergleich eine relativ stabile Rentensituation, was nicht zuletzt durch eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre erreicht werden soll. Diese Maßnahme dient dazu, die Belastungen durch eine alternde Bevölkerung abzufedern.

In Ländern wie Portugal, den Niederlanden und Dänemark ist die demografische Herausforderung noch gravierender, weshalb dort eine noch deutlichere Anhebung des Renteneintrittsalters geplant ist. In Dänemark beispielsweise soll das Renteneintrittsalter auf 74 Jahre steigen.

Dieser Anstieg zeigt den Druck auf das Rentensystem, der durch eine steigende Lebenserwartung und eine wachsende Rentnerpopulation verursacht wird. Die demografischen Veränderungen führen zu einer längeren durchschnittlichen Rentenbezugsdauer, was die Finanzierung des Rentensystems erheblich belastet und langfristige Anpassungen erforderlich macht, sei es durch höhere Beiträge oder längere Erwerbszeiten.

Faktoren für die Unterschiede in den Rentensystemen

Die Rentensysteme in Europa unterscheiden sich aufgrund verschiedener Faktoren erheblich. Zu den wichtigsten Faktoren gehören:

  1. Höhe der Rentenbeiträge: In Ländern wie Italien und Portugal sind die Beitragssätze zur Rentenversicherung vergleichsweise hoch, was sich in höheren Rentenleistungen niederschlägt. Deutschland liegt mit einem Beitragssatz von 18,6 % im mittleren Bereich.
  2. Staatliche Zuschüsse: Länder wie Italien und Griechenland nutzen hohe staatliche Zuschüsse zur Unterstützung der Renten. Diese sind notwendig, um das Rentensystem stabil zu halten und ein hohes Rentenniveau zu gewährleisten. In Deutschland ist der staatliche Zuschuss im Vergleich niedriger, was zu einem geringeren Rentenniveau führt.
  3. Renteneintrittsalter: Die Anhebung des Renteneintrittsalters ist in vielen Ländern eine direkte Reaktion auf den demografischen Wandel. Dänemark plant mit 74 Jahren das höchste Renteneintrittsalter, um die finanzielle Stabilität des Systems zu gewährleisten.
  4. Nettorentenniveau: Das Rentenniveau variiert stark zwischen den Ländern. Während deutsche Rentner durchschnittlich etwa 55 % ihres letzten Einkommens erhalten, erreichen die Rentenleistungen in Portugal, Griechenland und den Niederlanden über 90 %, in Portugal sogar fast 99 %.

Unterschiedliche Strategien – Deutschland schneidet bescheiden ab

Jedes Land in Europa verfolgt eigene Strategien zur Finanzierung der Altersvorsorge, sei es durch die Höhe der Beiträge, staatliche Unterstützung oder die Festlegung des Renteneintrittsalters. Deutschland schneidet in Bezug auf die Rentenhöhe eher bescheiden ab, was durch geringere staatliche Zuschüsse und eine moderatere Beitragshöhe bedingt ist. Der demografische Wandel stellt alle Rentensysteme vor große Herausforderungen, die nur durch langfristige strukturelle Anpassungen in der Altersvorsorge bewältigt werden können.