Da der Wohnraum immer teurer wird, rรคt das Jobcenter vermehrt dazu, dauerhaft auf einem Campingplatz zu leben.
84-jรคhriger muss im Wohnwagen leben
Der gelernte Schlosser, Johann Schulz, ist 84 Jahre alt. Angehรถrige hat er nicht. Schon seit vielen Jahren lebt er auf dem Campingplatz im Westerwald. Da seine Rente nicht ausreicht, erhรคlt er vom Amt zusรคtzlich Grundsicherung. Insgesamt bleiben ihm 632 Euro. Eine Wohnung kann er sich damit nicht leisten. Die Miete des Wohnwagens betrรคgt monatlich 250 Euro, Strom zahlt er nach Verbrauch. Viele Menschen auf dem Campingplatz suchen derzeit eine dauerhafte Bleibe. Ein Drittel von ihnen beziehen Hartz IV, beziehungsweise Grundsicherung. Die Stadt Westerburg liegt drei Kilometer entfernt. Der Wohnraum ist knapp und daher teuer. Das รถrtliche Jobcenter empfiehlt deshalb auf den Campingplatz auszuweichen. Hรคufig ist es die letzte Mรถglichkeit, um nicht in die Obdachlosigkeit zu geraten.
Menschen werden abgestellt und vergessen
Nach Schรคtzungen der Wohnungslosenhilfe, betrรคgt die aktuelle Zahl der Wohnungslosen knapp 1,2 Millionen. Tendenz steigend. Aus den umliegenden Stรคdten ziehen immer mehr Wohnungssuchende auf den Campingplatz im Westerwald. Das Leben in einem Wohnwagen ist gerade im Winter mit harten Lebensbedingungen verbunden. Es gibt kein flieรendes Wasser und keine Sanitรคranlagen innerhalb des Wohnwagens. Zusรคtzlich fรคllt dem 84-jรคhrigen Herrn Schulz das Gehen schwer und er kann kaum noch sehen. Jessica Hill gehรถrt zum Arbeitskreis โMenschenwรผrdige Grundsicherungโ. Sie macht den Behรถrden schwere Vorwรผrfe. In ihren Augen ist es ein absolut menschenunwรผrdiges Verhalten, Menschen auf Campingplรคtzen abzustellen und sie dann zu vergessen. Hinzu kommt, dass sie fernab jeglicher Infrastruktur leben mรผssen.
Campingplatz darf keine dauerhafte Lรถsung sein
Nachdem Johann Schulz eine Betreuerin zur Seite bekommen hat, soll er in ein Haus ziehen. Um zu heizen, muss der 84-jรคhrigige alle halbe Stunde Holz in einen Ofen legen. Schlafen soll er mit seinem Vermieter gemeinsam in einem Raum. Fรผr die Sanitรคranlagen muss er allein eine steile Treppe hinuntersteigen. Das schaffte er nicht und zog somit, nach nur drei Wochen, zurรผck auf den Campingplatz. Dort unterstรผtzen sich die Hartz IV-Bezieher gegenseitig. Nichtsdestotrotz ist die Wohnsituation als eine dauerhafte Lรถsung nicht zumutbar.
Frau Hill wendet sich aufgrund der unzumutbaren Zustรคnde an diverse Behรถrden. Ohne Erfolg. Niemand fรผhlt sich zustรคndig. Vielmehr wird die Situation mit der Aussage heruntergespielt, dass viele Menschen unserer Gesellschaft eine solche Wohn- und Lebenssituation einer dauerhaften Behausung vorziehen. Die Grundsicherung soll ein menschenwรผrdiges Leben ermรถglichen? Gezwungen zu sein, dauerhaft auf einem Campingplatz leben zu mรผssen ist alles andere als menschenwรผrdig.