Früher in Rente: 7 Tipps und Tricks, wie man es schaffen kann (2025)

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Die Regelaltersgrenze klettert weiter Richtung 67. Wer trotzdem früher aufhören will, kann das mit den folgenden sieben Tipps erreichen. Jeder Tipp enthält eine Beispielrechnung auf Basis der im Jahr 2025 gültigen Rechengrößen: ein Entgeltpunkt ist seit 1. Juli 2025 40,79 Euro wert, das vorläufige Durchschnittsentgelt liegt bei 50.493 Euro, der Beitragssatz in der Rentenversicherung unverändert bei 18,6 Prozent.

Wie hoch muss die Sonderzahlung sein, um Abschläge auszugleichen?

Michael K. (63) rechnet mit einer monatlichen Bruttorente von 1.000 Euro, möchte aber zwei Jahre vor der für ihn geltenden Altersgrenze in den Ruhestand gehen. Die gesetzliche Kürzung beträgt 7,2 Prozent, also 72 Euro pro Monat.

Laut Musterberechnung der Deutschen Rentenversicherung kostet der vollständige Ausgleich dieses Abschlags in der ersten Jahreshälfte 2025 rund 18.500 Euro.

Zahlt Michael den Betrag noch vor Rentenbeginn ein, bekommt er dauerhaft die volle 1.000 Euro. Legt er das Geld stattdessen in einen ETF-Sparplan mit vier Prozent realer Rendite an, bräuchte es rein rechnerisch knapp 14 Jahre, bis die Kapitalanlage dieselbe Zusatzrente generiert – ein Vergleich, der zeigt, weshalb vor der Zahlung ein Renditetest sinnvoll ist.

Welche Wirkung hat die Flexi-Rente, wenn man weiterhin jobbt?

Martina S. beendet mit 63 Jahren ihre Vollzeitstelle, bezieht eine vorgezogene Rente von 1.400 Euro (mit Abschlag) und nimmt parallel einen Minijob über 520 Euro an. Sie verzichtet auf Versicherungsfreiheit und zahlt damit 3,6 Prozent Arbeitnehmerbeitrag; ihr Arbeitgeber führt 15 Prozent ab.

Im Jahr summieren sich so 6.240 Euro beitragspflichtiger Arbeitslohn, was 0,124 Entgeltpunkten entspricht (6.240 / 50.493).

Multipliziert mit dem Rentenwert von 40,79 Euro erhöht sich Martinas monatliche Rente im Folgejahr um rund 5,05 Euro; arbeitet sie zwei Jahre weiter, sind es gut 10 Euro plus – zusätzlich zu ihrem Minijob-Netto und ohne Anrechnung auf die Rente, weil die Hinzuverdienstgrenzen 2023 abgeschafft wurden.

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So viel Vorlauf bringt ein Wertguthaben?

Angestellte Anna R. hat über fünf Jahre 300 Überstunden angesammelt und Weihnachtsgeld in ein Wertguthaben umgewandelt. Das Guthaben entspricht brutto 16.800 Euro – knapp sechs Monatsgehältern. Kurz vor dem geplanten Ausstieg lässt sie sich das Konto in sechs gleichen Monatsraten auszahlen.

In dieser Phase gilt sie weiter als beschäftigt, bleibt daher in der Kranken- und Rentenversicherung versichert und sammelt sechs zusätzliche Pflichtbeitragsmonate. Auf ihrer Rentenauskunft verschiebt sich der frühestmögliche abschlagsfreie Beginn damit um exakt ein halbes Jahr nach vorn.

Wie wirken sich Sonderregelungen für Schwerbehinderte oder 45 Beitragsjahre praktisch aus?

Peter B. (geboren 1960) weist 45 vollwertige Beitragsjahre nach. Für seinen Jahrgang liegt die abschlagsfreie Rente der besonders langjährig Versicherten 2025 bei 64 Jahren und 4 Monaten.

Seine spätere Bruttorente: 1.850 Euro. Wäre Peter nicht in dieser Gruppe, müsste er bis 66 Jahre und 4 Monate warten oder bei früherem Start einen Abschlag von 7,2 Prozent (zwei Jahre früher) akzeptieren. Damit würde die Rente dauerhaft auf rund 1.717 Euro fallen.

Die 45-Jahres-Regel erspart ihm also rechnerisch 133 Euro Monatsverlust. Für Schwerbehinderte wirkt ein ähnlicher Effekt: Bei gleicher Rentenhöhe ermöglicht der Schwerbehindertenstatus (GdB ≥ 50) in Peters Jahrgang eine Rente mit 62 Jahren und 4 Monaten – allerdings mit 10,8 Prozent Abschlag, sofern keine 45 Beitragsjahre vorliegen.

Wie viel Liquidität bringt eine Immobilienverrentung?

Ehepaar L. besitzt ein schuldenfreies Haus, geschätzter Marktwert 480.000 Euro. Sie entscheiden sich 2025 für einen Teilverkauf von 40 Prozent. Der Anbieter überweist sofort 192.000 Euro, verlangt aber ein monatliches Nutzungsentgelt von 3,5 Prozent p. a. auf den veräußerten Anteil, das sind 560 Euro monatlich.

Das Paar legt die Einmalzahlung in ein defensives Portfolio mit erwarteten drei Prozent Nettorendite an: Die Kapitalerträge (480 Euro pro Monat) decken einen großen Teil des Nutzungsentgelts, während der Verkaufserlös zugleich die Lücke aus der verkürzten Erwerbsphase füllt.

Die Rechnung zeigt, dass sich Teilverkauf nur rechnet, wenn die Netto-Rendite des angelegten Kapitals zumindest die Mietlast abdeckt oder übersteigt.

Wie sieht die Brücke Arbeitslosengeld I konkret aus?

Sabine T. (61) verliert wegen Betriebsschließung ihren Job. Sie hat mehr als 24 Monate in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt und erhält deshalb das Maximale: zwei volle Jahre Arbeitslosengeld I. Ihr letztes Netto betrug 2.300 Euro; das ALG I ersetzt 60 Prozent, also 1.380 Euro (oder 1.587 Euro mit Kind).

Während der Bezugszeit zahlt die Agentur Rentenbeiträge auf Basis dieses Betrags, sodass Sabine für die 45-Jahres-Anrechnung nichts verliert. Nach Ablauf der zwei Jahre ist Sabine 63 und kann die vorgezogene Altersrente für langjährig Versicherte beantragen.

Die Rente liegt wegen des Abschlags von 14,4 Prozent 266 Euro unter dem regulären Wert; das ist eine dauerhafte Kürzung von 1.847 Euro auf 1.581 Euro. Ob sich der Plan lohnt, entscheidet Sabine, indem sie die Summe der ALG-I-Zahlungen (rund 33.120 Euro) und die Lebenszeit-Kürzung gegeneinanderstellt.

Welchen Preis hat es, die Abschläge einfach zu akzeptieren – und kann private Vorsorge ihn ausgleichen?

Wer vier Jahre früher in Rente geht, sieht auf jedem Rentenbescheid einen Zugangsfaktor von 0,856. Bei einer Vollrente von 2.100 Euro sinkt der Betrag dauerhaft auf 1.798 Euro – ein Minus von 302 Euro pro Monat oder 3.624 Euro pro Jahr.

Legt man die Differenz in ein privates Depot an, müsste es bei vier Prozent Rendite rund 90.600 Euro Kapital liefern, um die Einbuße über 25 Jahre Ruhestand zu kompensieren.

Wer dank betrieblicher Direktversicherung, Riester- oder Rürup-Vertrag bereits 100.000 Euro Alterskapital aufgebaut hat, kann den Schritt ruhigen Gewissens wagen – auch weil die Rentenanpassung 2025 den aktuellen Rentenwert auf 40,79 Euro erhöht hat und damit künftige Rentensteigerungen von einem höheren Sockel auslaufen.

Früher in Rente funktioniert

Die Beispielrechnungen zeigen, dass jeder der sieben Wege funktioniert, aber unterschiedliche finanzielle Hebel ansetzt: Zusatzbeiträge kaufen Rentenansprüche, die Flexi-Rente veredelt Minijobs, Wertguthaben verschieben Einkommen, Sonderregeln ersparen Abschläge, Immobilien lösen gebundenes Kapital, Arbeitslosengeld überbrückt Cash-Flows und bewusste Abschläge lassen sich mit privater Vorsorge auffangen.

Wer den Mix rechtzeitig plant und die Zahlen ehrlich durchrechnet, kann den letzten Arbeitstag Jahre früher feiern – ohne im Alter auf Lebensqualität zu verzichten.