Armutsbericht: Armut in Deutschland erreicht neuen Höchststand

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Die Armutsquote in Deutschland erreicht einen traurigen Rekord. Laut dem aktuellen Armutsbericht 2022 des Paritätischen Gesamtverbandes hat die Armut in Deutschland mit einer Armutsquote von 16,9 Prozent einen neuen Höchststand erreicht.

14,1 Millionen Menschen gelten in Deutschland als Arm

Rund 14,1 Millionen Menschen in Deutschland müssen zu den von Armut betroffenen Menschen gezählt werden, heißt es im aktualisiertem Armutsbericht 2022. Das sind rund 840.000 mehr als vor der Corona-Pandemie. Angesichts der aktualisierten Zahlen und der anhaltenden Inflation rechnet der Sozialverband mit einer weiteren Verschärfung der Situation.

Besonders hohe Armutsquote in diesen Bundesländern

In Deutschland gibt es laut Armutsbericht auch regionale Unterschiede. Vor allem diese Bundesländer weisen hohe Armutsquoten auf: Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Schlusslicht Bremen mit einer Armutsquote von 28,2 Prozent.

Ein besonderer Brennpunkt der Armut ist nach wie vor das Ruhrgebiet. Mit rund 5,8 Millionen Menschen ist es der größte Ballungsraum Deutschlands. Mehr als jeder fünfte Einwohner des Ruhrgebiets lebt in Armut. Im Bundesländervergleich läge das Ruhrgebiet mit einer Armutsquote von 22,1 Prozent nur knapp vor Bremen auf dem vorletzten Platz.

Im Jahr 2020 sorgten mehrere Schutzschirme und Sofortmaßnahmen von Bund und Ländern für eine Abfederung der Krise. So stiegen die Arbeitslosigkeit und der Konjunktureinbruch nur moderat an. Im Jahr 2021 zeigten sich laut Studie die Auswirkungen der Pandemie sehr deutlich und schlugen voll auf die Armutsentwicklung durch.

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Ungewöhnlicher Anstieg von Armut bei Erwerbstätige

Die Studie zeigt einen ungewöhnlichen Anstieg der Armut bei Erwerbstätigen, insbesondere bei Selbständigen, die erhebliche finanzielle Einbußen hinnehmen mussten. Hier stieg die Quote von 9 auf 13 Prozent. Auch bei Rentnern (18,2 Prozent) sowie bei Kindern und Jugendlichen (21,3 Prozent) sind Armutsquoten zu verzeichnen.

Der Paritätische Gesamtverband fordert daher die Bundesregierung auf, umgehend ein weiteres Entlastungspaket auf den Weg zu bringen, das bei der Sozialhilfe ansetzt.

Bürgergeld, Sozialhilfe, Grundsicherung, Wohngeld und BAföG sollten bedarfsgerecht erhöht und ausgeweitet werden, “um eine zielgenaue und wirksame Unterstützung einkommensschwacher Haushalte zu gewährleisten”.

“Die Befunde sind erschütternd, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie schlagen inzwischen voll durch. Noch nie wurde auf der Basis des amtlichen Mikrozensus ein höherer Wert gemessen und noch nie hat sich die Armut in jüngerer Zeit so rasant ausgebreitet wie während der Pandemie”, sagte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands.

Der Armutsbericht musste noch einmal angepasst werden

Der Armutsbericht musste noch einmal angepasst werden, da die Quoten deutlich höher liegen als bisher angenommen. Die Kinderarmut liegt nicht wie ursprünglich berechnet bei 20,8 Prozent, sondern bei 21,3 Prozent. Die Armutsquote der Alleinerziehenden stieg von 41,6 auf 42,3 Prozent.

Deutliche Sprünge in der Endberechnung gibt es auch bei den Armutsquoten für Berlin und Nordrhein-Westfalen, die beide um 0,5 Prozentpunkte höher ausfallen als erwartet und nun Quoten von 20,1 bzw. 19,2 Prozent aufweisen.

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