Versicherungen begleiten uns ein Leben lang. Im Alter ändern sich jedoch viele Dinge – und gerade dann ist es besonders wichtig, dass Ihre Absicherung zur Lebenssituation passt. Doch viele Rentner zahlen zu viel, sind falsch abgesichert oder kündigen Verträge, die heute kaum mehr zu bekommen wären. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche sieben Versicherungsfehler Rentner besonders häufig machen – und wie Sie sich im Ruhestand gezielt davor schützen können.
Inhaltsverzeichnis
1. Alte Verträge voreilig kündigen – oft ein schwerer Verlust
Viele Senioren denken: „Ich brauche das doch alles nicht mehr“ – und kündigen Versicherungsverträge, die sie vielleicht schon vor Jahrzehnten abgeschlossen haben. Dabei bieten gerade ältere Policen häufig bessere Bedingungen als neue Tarife: höhere Garantiezinsen, keine erneute Gesundheitsprüfung oder stabile Beiträge.
Beispiel: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Abschluss vor 2010 kann deutlich bessere Leistungen enthalten als heutige Angebote – und wird im Ruhestand oft einfach storniert. Auch bei Kapitallebensversicherungen oder privaten Rentenversicherungen gibt es oft hohe Rückkaufswerte, die verloren gehen, wenn zu früh gekündigt wird.
Unser Rat: Lassen Sie jeden Vertrag von einer unabhängigen Stelle prüfen, bevor Sie ihn kündigen. So sichern Sie sich gute Konditionen – oder finden Alternativen, die wirklich zu Ihrer Lebenssituation passen.
2. Berufsunfähigkeit – auch für Senioren nicht belanglos
Zwar ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Ruheständler oft nicht mehr relevant. Doch die Auswirkungen früherer Entscheidungen zeigen sich gerade jetzt: Wer keine passende Vorsorge getroffen hat, muss oft mit sehr geringen Renten auskommen.
Was viele vergessen: In vielen Fällen wird eine Erwerbsminderungsrente gezahlt – diese liegt jedoch oft weit unter dem gewohnten Einkommen. Für Menschen mit niedrigem Rentenniveau bedeutet das zusätzliche finanzielle Belastung.
Was können Sie tun? Wenn Sie kurz vor dem Ruhestand stehen, lohnt sich ein letzter Check: Besteht noch Versicherungsschutz bei Erwerbsunfähigkeit oder schweren Krankheiten? Falls nicht, könnten alternative Absicherungen wie eine Grundfähigkeitsversicherung interessant sein – auch im höheren Alter noch abschließbar, je nach Gesundheitslage.
3. Überversichert im Alter – viele Policen kosten nur Geld
Mit dem Berufsleben fallen viele Risiken weg – doch viele Versicherungsverträge laufen einfach weiter. Oft zahlen Rentner dann Beiträge für Policen, die sie längst nicht mehr benötigen. Typische Beispiele: Handyversicherungen, Reiserücktrittsversicherungen oder Zahnzusatzversicherungen mit wenig Leistung.
Zahlen & Fakten: Laut Bund der Versicherten geben deutsche Haushalte im Schnitt rund 2400 € jährlich für Versicherungen aus. Im Ruhestand wird jeder Euro gebraucht – unnötige Ausgaben können eingespart werden.
Empfehlung: Machen Sie einmal im Jahr einen Versicherungscheck. Streichen Sie alles, was keinen echten Nutzen mehr hat – und behalten Sie nur das, was Sie wirklich schützt: Haftpflicht, Hausrat, eventuell Gebäude und Rechtsschutzversicherung.
Lesen Sie auch:
- Rente: Genialer Tipp für alle Rentner: 30 Prozent weniger für die Kfz-Versicherung zahlen
- Diese Jahrgänge können noch vor 67 in die frühe Rente gehen
4. Lebensereignisse nicht berücksichtigt – Schutz veraltet
Das Leben verändert sich auch im Alter – nur die Versicherungen nicht immer. Der Verlust des Partners, ein Umzug ins Betreute Wohnen oder die Pflegebedürftigkeit bringen neue Herausforderungen mit sich. Alte Policen decken diese Situationen oft nicht ab.
Beispiel: Nach dem Tod eines Ehepartners bleibt eine Lebensversicherung ungenutzt, weil sie nie angepasst wurde. Oder ein Hausratvertrag läuft weiter, obwohl Sie in eine kleinere Wohnung gezogen sind.
Tipp: Prüfen Sie nach jeder größeren Veränderung, ob Ihre Versicherung noch zu Ihrem Leben passt. Viele Anbieter ermöglichen eine unkomplizierte Vertragsänderung – oft sogar mit günstigeren Beiträgen.
5. Keine aktuelle Haftpflichtversicherung – im Ernstfall existenzbedrohend
Die private Haftpflichtversicherung schützt Sie, wenn Sie versehentlich jemandem einen Schaden zufügen – zum Beispiel, wenn Sie beim Spazierengehen jemanden versehentlich zu Fall bringen. Gerade im Alter steigt dieses Risiko, weil Sehvermögen, Reaktionsfähigkeit oder Beweglichkeit abnehmen können.
Problem: Viele Rentner besitzen entweder gar keine Haftpflichtversicherung oder eine völlig veraltete Version mit zu geringer Deckungssumme (z. B. nur 3 Millionen €).
Besser: Moderne Verträge bieten 10 bis 15 Millionen € Deckung – und das schon für unter 60 € im Jahr. Achten Sie auch darauf, dass Schäden durch grobe Fahrlässigkeit oder an geliehenen Gegenständen mitversichert sind.
6. Nur auf günstige Beiträge achten – statt auf die Leistung
Im Ruhestand ist das Einkommen oft begrenzt. Da ist es verständlich, wenn nach dem günstigsten Angebot gesucht wird. Doch wer nur auf den Preis schaut, riskiert im Schadenfall eine böse Überraschung.
Beispiel: Eine billige Hausratversicherung zahlt nicht, wenn bei Starkregen der Keller vollläuft – weil Naturgefahren nicht mitversichert sind. Oder die Police verweigert die Leistung, wenn das Fenster beim Verlassen der Wohnung gekippt war.
Unser Tipp: Achten Sie beim Vertragsabschluss oder Wechsel nicht nur auf den Preis, sondern auch auf den Leistungsumfang. Eine gute Police schützt Sie im Ernstfall – und genau darum geht es.
7. Altersvorsorge vernachlässigt – mit Folgen
Viele heutige Rentner hatten in ihrer Erwerbszeit keinen Zugang zu moderner Altersvorsorge – etwa ETF-Sparpläne oder betriebliche Altersversorgung mit Zuschüssen vom Arbeitgeber. Stattdessen wurden klassische Lebensversicherungen mit niedriger Rendite abgeschlossen.
Was heute wichtig ist: Selbst wenn Sie schon in Rente sind, können Sie noch vorsorgen – zum Beispiel durch Entnahmepläne aus ETF-Depots, Sofortrenten oder durch clevere Nutzung von vorhandenem Vermögen. Wer sein Geld richtig aufteilt, kann auch im Alter noch Rendite erzielen – und das Risiko minimieren.
- Über den Autor
- Letzte Beiträge des Autors
Sebastian Dorn ist Multimedia-Redakteur, schreibt seit 2025 für gegen-hartz.de und erstellt Videos für gegen-hartz.TV. Seine thematischen Schwerpunkte sind Renten- und Schwerbehindertenrecht.
