Zu niedrig und ungerecht: Deutsche Rente im Vergleich zu unseren Nachbarn

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Wie ist die Altersrente in Deutschland organisiert im Vergleich zu anderen Lรคndern Europas wie ร–sterreich und Frankreich? Wir vergleichen die Rentensysteme und zeigen, welche Elemente sich grundlegend unterscheiden.

Die durchschnittliche Altersrente in ร–sterreich

Eine durchschnittliche Altersrente betrug in ร–sterreich 2022 rund 1.751 Euro, in Deutschland waren es nur 1.177 Euro brutto im selben Jahr. In Deutschland basiert die Rente ebenso wie in ร–sterreich auf einem Umlage- und einem ร„quivalenzprinzip: Wer weniger einzahlt, bekommt spรคter weniger, und wer mehr einzahlt, bekommt spรคter mehr.

Allerdings mรผssen bei solchen Zahlen auch immer Besonderheiten berรผcksichtigt werden. In Deutschland erhalten Beamte Pensionen und Nicht-Beamte gesetzliche Renten. Das sind zwei unterschiedliche Systeme.

Wer also kurze Zeit angestellt war und dann verbeamtet wird, erhรคlt spรคter eine Mini-Altersrente (und eine recht รผppige Beamtenpension). Solche Minirenten ziehen dann den Durchschnitt nach unten.

Doch auch im direkten Vergleich zwischen einzelnen Rentnergruppen gibt es in ร–sterreich erheblich mehr Rente, und das sogar noch viel deutlicher. Langjรคhrig versicherte Mรคnner erhielten 2022 im Schnitt in ร–sterreich bei Renteneintritt 3.207 Euro brutto und in Deutschland bei 1.728 Euro.

Dieser Unterschied liegt auch an den 14 ausgezahlten Renten pro Jahr in ร–sterreich.

Rentenbeitrรคge in ร–sterreich hรถher

In ร–sterreich lagen 2024 die Rentenbeitrรคge bei 22,8 Prozent des Gehalts und in Deutschland bei 18,6 Prozent. Dabei teilen sich in Deutschland Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Beitrรคge jeweils zur Hรคlfte mit 9,3 Prozent.

In ร–sterreich zahlen hingegen die Arbeitgeber 12,55 Prozent des Bruttolohns in die Rente ein, und die Beschรคftigten nur 10,25 Prozent. Arbeitnehmer bekommen also eine wesentlich hรถhere Rente, zahlen aber nur 0,9 5 Prozent mehr an monatlichen Beitrรคgen.

In ร–sterreich erhalten Beamte auch Rente und keine Pension

Ein Unterschied zwischen Deutschland und ร–sterreich besteht auch darin, dass in ร–sterreich Beamte ebenso wie Angestellte in das gesetzliche Rentensystem einzahlen, wรคhrend Beamtenpensionen in Deutschland vom Staat bezahlt werden.

Menschen in Nachbarlรคndern gehen frรผher in Rente

In Deutschland liegt das regulรคre Rentenalter ab dem Jahrgang 1964 bei 67 Jahren, und in ร–sterreich fรผr Mรคnner bei 65 Jahren. Fรผr Frauen lag es sogar bei 60 Jahren, wird allerdings schrittweise angehoben, bis alle mit 65 Jahren in Rente gehen kรถnnen.

Frankreich und Deutschland im Vergleich

In Frankreich hรคngt es von der jeweiligen Rentenkasse ab, wie viel ein Arbeitnehmer einzahlt. Im Schnitt liegen die Beitrรคge bei privaten Firmen bei rund 10, 5 Prozent des Bruttogehaltes fรผr die Beschรคftigten und bei rund 13 Prozent fรผr die Arbeitgeber.

Zu diesen Beitrรคgen werden die Renten noch mit Steuergeldern finanziert.

Das Renteneintrittsalter liegt in Frankreich derzeit bei 64 Jahren. Die vollen Bezรผge gibt es aber erst mit 43 Jahren Erwerbszeit, und darum arbeiten viele รผber diese Regelaltersgrenze hinaus.

Der Unterschied: In Deutschland sind Renten dynamisch

Der Volkswirtschaftler Dr. Steffen Seuffert verweist allerdings darauf, dass man mit dem deutschen Rentensystem und Renten in anderen europรคischen Lรคndern nicht ร„pfel mit Birnen vergleichen darf.

Zum Beispiel sei das deutsche Rentensystem dynamisch. Das bedeutet, vereinfacht gesagt, die Renten steigen, wenn die Lรถhne steigen. In anderen Lรคndern Europas haben Arbeitnehmer hingegen bei Renteneintritt eine feste Rentenhรถhe, die sich danach nicht mehr รคndert.

Hohes Rentenalter in Deutschland

Beim Renteneintrittsalter sind die Deutschen innerhalb der Europรคischen Union weit oben. Derzeit liegt die Regelaltersgrenze bei 66 Jahren und zwei Monaten, und nur in den Niederlanden und Dรคnemark liegt sie mit 67 ein wenig hรถher.

In Spanien geht es mit 65 in Rente, in Italien mit 64 Jahren, in Griechenland und Luxemburg sogar schon mit 62 Jahren.

Das Rentenniveau variiert stark

Das standardisierte Rentenniveau liegt in Deutschland bei 48,1 Prozent des Durchschnittslohns, und das ist in Europa im Mittelfeld zwischen Extremen wie Portugal und Litauen. In Portugal gibt es 98,8 Prozent des letzten Gehalts als Rente, und in Litauen nur 28,9 Prozent.