Rente mit Schwerbehinderung: Das gilt bei einem GdB unter 50

Lesedauer 4 Minuten

Menschen mit einem GdB von mindestens 50 dรผrfen bereits bis zu fรผnf Jahre vor ihrem regulรคren Rentenalter in den Ruhestand gehen.

Die Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen punktet vor allem durch Flexibilitรคt: Wer zusรคtzlich mehr als die erforderlichen 35 Versicherungsjahre ansammelt, kann den Rentenstart individuell anpassen.

Irrtum: GdB 30 und Gleichstellung

Immer wieder taucht die Frage auf, ob eine Gleichstellung mit einem GdB 30 dieselben Vorteile bringt. Diese Annahme ist falsch. Gleichgestellte Personen werden zwar etwa bei der Arbeitsplatzsuche bevorzugt, profitieren aber nicht von dem frรผhzeitigen Rentenstart, den nur Schwerbehinderte ab GdB 50 erhalten.

Wer unsicher ist, kann seinen Bescheid prรผfen lassen und gegebenenfalls einen hรถheren GdB beantragen.

Wann gilt man als schwerbehindert?

Nach deutschem Sozialrecht (z. B. SGB IX) liegt eine Schwerbehinderung ab einem GdB von 50 vor. Dann erhalten Sie einen Schwerbehindertenausweis und profitieren unter anderem von zusรคtzlichem Urlaub im Job. AuรŸerdem kรถnnen Sie eben jene Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen beantragen.

Ein GdB von 30, auch in Kombination mit einer Gleichstellung, reicht dafรผr nicht. Gleichgestellte Personen bekommen zwar in bestimmten Bereichen vergleichbare Rechte wie Menschen mit Schwerbehinderung. Fรผr einen vorgezogenen Rentenbeginn greift diese Regelung jedoch nicht.

Voraussetzungen fรผr die Schwerbehindertenrente

Damit Sie die Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen beanspruchen kรถnnen, mรผssen einige Bedingungen erfรผllt sein. Entscheidend ist hauptsรคchlich die Versicherungszeit von 35 Jahren. Hierzu zรคhlen Phasen, in denen Sie regulรคr gearbeitet, eine Ausbildung absolviert oder im Studium immatrikuliert waren.

Auch Zeiten der Arbeitslosigkeit werden berรผcksichtigt, solange Sie durchgehend bei der Agentur fรผr Arbeit oder dem Jobcenter gemeldet waren. Wer etwa das Studium voll ausgeschรถpft hat und spรคter lรผckenlos beschรคftigt war, erreicht die geforderten 35 Versicherungsjahre meistens ohne Probleme.

Die Altersgrenze fรผr den abschlagsfreien Eintritt liegt bei vielen Jahrgรคngen zwei Jahre vor dem regulรคren Rentenalter. Eine genaue Prรผfung der individuellen Lebensarbeitszeit ist allerdings ratsam, weil es je nach Geburtsdatum Abweichungen gibt.

Hohe Flexibilitรคt im Vergleich

Die meisten kennen die โ€žRente fรผr besonders langjรคhrig Versicherteโ€œ mit 45 Beitragsjahren. Bei dieser Variante ist ein frรผhzeitiger Start nur um hรถchstens zwei Jahre vor dem eigentlichen Rentenalter mรถglich. Mehr Spielraum wird nicht gewรคhrt.

Anders sieht es bei der Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen aus. Dort kรถnnen Sie zwar ebenfalls zwei Jahre abschlagsfrei vorziehen, aber bei Bedarf noch weiter reduzieren. Fรผr jeden zusรคtzlichen Monat entstehen zwar kleine EinbuรŸen bei der Rentenhรถhe. Doch Sie bestimmen, wie stark Sie Ihre Erwerbstรคtigkeit verkรผrzen.

Dieser Vorteil kann Gesundheit und Lebensqualitรคt verbessern, wenn Sie schon frรผh aus dem Erwerbsleben aussteigen mรถchten.

Warum sich viele auf die 45 Jahre konzentrieren

In der รถffentlichen Diskussion stehen hรคufig die 45 Beitragsjahre im Mittelpunkt. Grund dafรผr sind die teils hรถheren monatlichen Betrรคge in dieser Rentenvariante. Laut aktuellen Statistiken liegt die Durchschnittsrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte in Deutschland (mit 45 Jahren Beitragszeit) bei rund 1.500 Euro. Quelle

Die Rente fรผr schwerbehinderte Menschen bringt im Durchschnitt etwa 1.300 Euro. Diese Differenz spiegelt sich auch in der Zahl der Rentenantrรคge wider: Weit รผber 200.000 Personen nutzten 2024 das 45-Jahre-Modell, wรคhrend nur etwas mehr als 60.000 Versicherte den Weg รผber die Schwerbehinderung wรคhlten.

Experten sehen den geringeren Betrag bei der โ€žBehindertenrenteโ€œ jedoch nicht als Nachteil, sondern als logische Folge ihrer Flexibilitรคt: Wer schon mehrere Jahre vor dem gesetzlichen Renteneintritt aussteigt, erwirbt in der Endphase weniger Beitragsmonate.

Bis zu fรผnf Jahre frรผher in den Ruhestand

Der wesentliche Pluspunkt ist also die Wahlfreiheit. Falls Sie eigentlich bis 67 arbeiten mรผssten, kรถnnen Sie mit anerkannter Schwerbehinderung schon mit 62 Jahren in Rente gehen. Zwar reduziert sich Ihr monatlicher Zahlungsanspruch fรผr jeden Monat, den Sie vor dem abschlagsfreien Zeitfenster aussteigen.

Diese EinbuรŸe liegt bei 0,3 Prozent pro Monat. Dennoch gewinnen Sie bis zu drei zusรคtzliche Jahre Freizeit im Vergleich zur โ€žRente fรผr besonders langjรคhrig Versicherteโ€œ. Das lohnt sich fรผr viele, die gesundheitliche Einschrรคnkungen oder besonders belastende Arbeitsbedingungen haben.

Konkreter Nutzen fรผr Betroffene

Stellen Sie sich vor, Sie spรผren schon in Ihren Fรผnfzigern, dass Ihr Kรถrper nicht mehr mitmacht. Mit einem Schwerbehindertenausweis wรคre es mรถglich, eher den Job zu beenden und Lebenszeit fรผr Familie, Hobbys oder gesundheitliche MaรŸnahmen einzusetzen.

Wenn Sie frรผhzeitig planen, lรคsst sich der finanzielle Einschnitt begrenzen. Wer rรผckwirkend Beitrรคge aus Minijobs aufstockt oder Rentenpunkte durch Freiwilligenversicherung erhรถht, fรผllt Lรผcken im Rentenkonto. Das sichert die notwendige Wartezeit und gleicht Abschlรคge teilweise aus.

So vermeiden Sie finanzielle Nachteile

Ein sorgfรคltiger Zeitplan erleichtert den รœbergang in die Altersrente. Sinnvoll ist:

  • Rechtzeitig beim Versorgungsamt beantragen, falls Sie vermuten, dass Sie einen GdB von 50 erreichen.
  • Rentenversicherungskonto prรผfen und bei Bedarf fehlende Zeiten ergรคnzen.
  • Berufsberatung in Anspruch nehmen, um Alternativen wie Teilzeitarbeit oder stufenweisen Ausstieg zu prรผfen.

Nutzen Sie diese Schritte, um bรถse รœberraschungen zu verhindern. So entscheiden Sie selbst, ob und wann ein vorzeitiger Ausstieg tragbar ist.

Tipps fรผr eine erfolgreiche Antragstellung

Viele Versicherte stellen fest, dass die Formulare zur Rentenbeantragung umfangreich sind. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Bitten Sie um Unterstรผtzung bei neutralen Beratungsstellen. Hier erfahren Sie, welche Nachweise im Einzelfall erforderlich sind und wie Sie Ihren Ausweis oder Ihr medizinisches Gutachten korrekt einreichen.

Mit einer ausfรผhrlichen Dokumentation vermeiden Sie Rรผckfragen und beschleunigen das Verfahren.

Darum lohnt sich die Schwerbehindertenrente trotz oft geringerer Betrรคge

Zwar liegt die monatliche Durchschnittsrente dieser Variante meist unter jener fรผr besonders langjรคhrig Versicherte. Dennoch kann sie erheblichen Nutzen bringen. Menschen mit chronischen Leiden oder kรถrperlicher Belastung profitieren von kรผrzeren Erwerbsjahren.

Selbst wenn Sie die Abschlรคge fรผr die Zeit รผber den zwei abschlagsfreien Jahren hinaus in Kauf nehmen, sparen Sie bis zu fรผnf Lebensjahre, die sonst in die Arbeit flieรŸen wรผrden. Nach Aussagen von Betroffenen verbessert sich die Lebensqualitรคt hรคufig deutlich, weil gesundheitliche Einschrรคnkungen besser kompensiert werden kรถnnen.

Automatische Einstufung durch die DRV

Die Deutsche Rentenversicherung berรผcksichtigt die Schwerbehinderung von sich aus, sobald Sie den entsprechenden Ausweis vorlegen. Treffen Sie sowohl die Bedingungen fรผr die 45-jรคhrige Wartezeit als auch die Schwerbehindertenrente, legt die Rentenkasse in der Regel die Variante mit Schwerbehinderung zugrunde.

So mรผssen Sie keinen separaten Antrag stellen, um diese Option zu erhalten. Trotzdem ist es immer ratsam, sich bei der DRV beraten zu lassen. Nur so wissen Sie genau, welchen Rentenbetrag und welchen Zeitpunkt Sie erwarten kรถnnen.