Sozialprojekt: Arbeitsvermittler verlangte Sex von Ex-Prostituierten für Arbeit
21.10.2014
Ein 62-jähriger Jobvermittler verlangte von zwei ehemaligen Prostituierten, die im Rahmen eines Sozialprojekts nach ihrem Ausstieg aus dem Rotlichtmilieu beim Einstieg in einen regulären Job unterstützt werden sollten, sexuelle Dienste. Im Gegenzug versprach er den Frauen, ihnen einen Job zu verschaffen. Am Montag wurde der Mitarbeiter einer Arbeitsagentur vom Stuttgarter Amtsgericht zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro verurteilt.
Sex für Jobvermittlung
Der ehemalige Jobvermittler nutzte die schwierige Situation der ehemaligen Prostituierten schamlos aus. In seinem Dienstzimmer belästigte er die Frauen und verlangte Sex von ihnen. Dafür stellte er ihnen einen Job in Aussicht. Der 62-Jährige war im Rahmen eines Sozialprojekts dafür zuständig, ehemaligen Prostituierten und denen, die aus dem Rotlichtmilieu aussteigen wollten, reguläre Jobs zu vermitteln. Im Prozessverlauf zeigte sich der Mann geständig und entschuldigte sich bei den beiden 44- und 55-jährigen Frauen. Warum er die ehemaligen Prostituierten anfasste und mit Sex unter Druck setzte, erklärte er jedoch nicht. Der Taten seien mit „massiver krimineller Energie" des Täters erfolgt, zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ aus der Urteilsbegründung der Richterin. Beide Opfer würden noch heute sichtlich unter den Vorfällen leiden.
Der Mann wurde zu einer Bewährungsstrafe und zur Zahlung von 10.000 Euro wegen Bestechlichkeit und Nötigung in besonders schwerem Fall verurteilt. Das relativ milde Strafmaß ergab sich, weil der 62-Jährige seine Taten gestanden hat und nicht vorbestraft war. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst auch Anklage wegen sexueller Nötigung erhoben. Da der Jobvermittler die Frauen, aber nicht gewaltsam in seinem Dienstzimmer festhielt – nach Meinung des Gerichts hätten die Opfer jederzeit fliehen können – entfiel der Vorwurf im Laufe des Prozesses.
Bereits im Oktober 2012 hatte die Staatsanwaltschaft erstmals gegen den Mann ermittelt. Nachdem er eine ehemalige Prostituierte im Dienstzimmer angefasst hatte. Die Beweise reichten damals jedoch nicht für eine Anklage aus. (ag)
Bild: Günter Havlena / pixelio.de