Immer mehr Beschäftigte haben einen Zweitjob

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Niedriglohnsektor verdrängt existenzsichernde Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse

13.08.2013

Immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben einen Zweitjob. Das geht aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann (LINKE) hervor, wie die Tageszeitung „Neues Deutschland“ berichtet. Demnach habe sich die Zahl der Menschen mit zwei Jobs seit 2003 mehr als verdoppelt. Während das Bundesarbeitsministerium die Zunahme als einen Ausdruck der „gestiegenen Konsumlust“ interpretiert, schlagen Linke, SPD und Gewerkschaften Alarm. Es müsse endlich ein flächendeckender Mindestlohn eingeführt werden.

Die meisten Zweitjobs gibt es im Handel
Wie die Tageszeitung berichtet, ist die Zahl der Berufstätigen mit zwei Jobs von 1,15 Millionen im Jahr 2003 auf mehr als 2,6 Millionen Ende 2012 gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs des prozentualen Anteils der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 4,3 (2003) auf 9,1 Prozent (Ende 2012). In den meisten Fällen gehen die Arbeitnehmer einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach und haben zusätzlich einen Minijob, für den sie keine Steuern und Sozialabgaben zahlen müssen. Lediglich der Arbeitgeber entrichtet eine Pauschale. Die Einkommensgrenze von Minijobs liegt derzeit bei 450 Euro, nachdem die schwarz-gelbe Regierung den Betrag zum Januar 2013 ausgehend von 400 Euro angehoben hatte. Die meisten Minijobs gibt es im Handel, Gastgewerbe, bei Sicherheitsdiensten, in der Leiharbeit und der Gebäudereinigung. Allein im Handel würden 426.000 Zweitjobber arbeiten, berichtet die Tageszeitung.

Einer Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums zufolge seien nicht nur finanzielle Engpässe als Gründe für den Zuwachs bei den Zweitjobs zu sehen, sondern auch eine „gestiegene Konsumlust“. Für bestimmte Berufsgruppen seien Zweitjobs zudem normal, erklärte die Sprecherin gegenüber der Zeitung „Freie Presse“. Dazu zählten beispielsweise Wissenschaftler. Das Ministerium würde jedoch bisher nicht über eine derartige Erhebung verfügen, so dass über die Gründe nur Mutmaßungen angestellt werden könnten.

Linke, SPD und Gewerkschaften fordern Mindestlohn
„Für immer mehr Beschäftigte reicht das Einkommen aus einem Job nicht mehr aus, so dass sie sich mit einem Minijob etwas dazu verdienen. Der überwiegende Teil der Zweitjobberinnen und Zweitjobber dürfte dies aus purer finanzieller Not tun und nicht freiwillig, wie manch einer mutmaßen mag. Diese Sichtweise ist zynisch und verkennt, dass die Betroffenen zusätzlich zur anstrengenden Hauptbeschäftigung einem Nebenjob nachgehen“, erklärt Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, in einer Mitteilung zur deutlichen Zunahme der Zweitjobs in Sachsen. Während existenzsichernde Vollzeitarbeitsverhältnisse immer weiter zurückgedrängt würden, wachse der Niedriglohnsektor stetig. „Damit Arbeit wieder existenzsichernd wird, bedarf es eines Maßnahmenbündels, unter anderem endlich die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von 10 Euro die Stunde und die Abschaffung der systematischen Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit.“ (ag)

Bild: Rainer Sturm / pixelio.de