Der Bürgergeld-Regelsatz ermöglicht keine gesunde Ernährung

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Kann der Regelsatz des Bürgergeldes eine gesunde Ernährung gewährleisten? Was gehört alles zu einer vollwertigen Ernährung?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) listet zehn Regeln auf, die für eine gesunde Ernährung gelten: Erstens ist dies der Zugriff auf eine Vielfalt an Lebensmitteln, und zweitens der tägliche Verzehr von Obst und Gemüse. Drittens gehörten Vollkornprodukte dazu und viertes eine Ergänzung mit tierischen Nahrungsmitteln.

Fünftens sollten Fette genutzt werden, die die Gesundheit fördern, und sechstens Zucker und Salz eingespart werden. Siebtens sollte man am besten Wasser trinken, achtens Essen möglichst schonend zubereiten, neuntens achtsam essen und genießen und zehntens auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben.

Welche Essregeln können Menschen auf dem Existenzminmum schwer einhalten?

Der Zugriff auf eine Vielfalt von Lebensmitteln bedeutet, nicht zuerst darauf zu gucken, wie günstig diese sind. Je weniger Geld jemand in der Tasche hat, desto geringer ist die Auswahl. Wer abhängig davon wird, sich an den Tafeln zu versorgen, der muss nehmen, was da ist. Vollkornprodukte sind generell teurer als Produkte aus Weißmehl.

Gesunde Fette sind vor allem ungesättigte Fettsäuren. Diese finden sich unter anderem in Nüssen, Avocados oder pflanzlichen Öle wie Oliven-, Sonnenblumen- oder Rapsöl. Gerade die Preise für Pflanzenöle sind 2023 / 2023 stark angestiegen. Generell finden sich ungesättigte Fette besonders in überdurchschnittlich teuren Lebensmitteln.

Ministerien verleugnen Ernährungsarmut

Die Ministerien der Ampelkoalition einigten sich auf eine verschleiernde Phrase, die erstens Ernährungsarmut verschweigt und zweitens die Verantwortung dafür den Betroffenen selbst aufdrückt: „Eine gesunde Ernährung ist nicht allein von der Höhe des monatlich zur Verfügung stehenden Budgets abhängig, sondern auch davon, wie damit gewirtschaftet wird. Hierfür ist die Ernährungskompetenz entscheidend.“ Das „nicht allein“ lässt sich schnell überlesen, ist aber entscheidend. Wer kein Budget hat, um sich die nötigen gesunden Lebensmittel zu kaufen, dem hilft eine „Ernährungskompetenz“ herzlich wenig.

Gefahr für Kinder

Mit dem Ernährungsbudget des Regelsatzes beim Bürgergeld ist es selbst bei guter Planung nicht möglich, für Kinder eine optimierte Mischkost zu realisieren.

Selbst wenn die niedrigen Preise in Discountläden voll ausgeschöpft würden und nur dort nicht erhältliche Lebensmittel im Supermarkt zugekauft würden, würde der jetzige Regelsatz bei Bürgergeld maximal eine optimierte Mischkost für Kinder unter sechs Jahren ermöglichen. Gerade für Kinder ist die Zufuhr von Vitaminen besonders wichtig. Diese erhalten wir besonders durch Obst und Gemüse. Gerade die Preise für Obst und Gemüse sind jedoch in den letzten Monaten geradezu explodiert. Im April 2023 waren Obst- und Gemüseerzeugnisse im Vergleich zum April 2022 um 17,7 Prozent höher.

Optimum versus Realität

Für Kinder über sechs Jahren ist also mit dem derzeitigen Regelsatz eine optimierte Mischkost selbst bei bester Planung und unter idealen Einkaufsbedingungen nicht möglich. In der Alltagsrealität der Menschen, die von Bürgergeld leben, gibt es aber diese idealen Bedinungen nicht. Der Discounter vor Ort hat selten alle nötigen gesunden Lebensmittel immer parat.

Der Regelsatz ist zu niedrig

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hatte bereits im Juli 2022 ein Bürgergeld von 725 Euro pro Monat gefordert, um eine armutsfeste Grundsicherung leisten zu können. 2020 hatte die Wohlfahrstorganisation ein Anheben des Betrags für Nahrungsmittel beim damaligen ALG II bei Männern um 30 Prozent und bei Frauen um 9 Prozent gefordert, damit eine gesunde Ernährung überhaupt möglich ist.

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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