Hartz IV trotz Mindestlohn: Viele in der Falle

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Hartz-IV trotz Mindestlohn: Alleinerziehende in der Falle
Froh ist, wer Arbeit hat? Für Alleinstehende gilt das nicht, zumindest, wenn sie nur den Mindestlohn bekommen. Trotz Vollzeitjob können 9 von 10 dann nicht von ihrer Arbeit leben, sondern müssen mit Hartz-IV aufstocken. Das ergab die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Partei DIE LINKE. Die Betroffenen könnten vom Mindeslohn weder die Lebenshaltung noch die Wohnkosten decken.

Es geht nicht um den Mallorca-Urlaub
Es geht also nicht um den Mallorca-Urlaub oder das neue Auto, sondern um Steuern,. Abgaben, Freibeträge, um Essen und Trinken, Heizen und Miete. Wer 1444 Euro brutto im Monat hat, dem bleiben noch 339 Euro für Wohnung und Heizung. Dafür bekommt man in Hamburg, München oder Köln kaum ein Abstellzimmer in einer Studenten-WG.

87% der Hartz-IV Bedarfsgemeinschaften von Alleinerziehenden mit einem Kind hätten aber von den Behörden anerkannte höhere Wohnkosten.

Mindestlohn anheben?
Klaus Ernst von der Linken fordert deshalb einen Mindestlohn von zwölf Euro, „um den Niedriglohnsektor in Deutschland einzudämmen, um arbeitende Menschen aus Transferleistungen herauszuholen und ihnen eine Rente oberhalb der Grundsicherung zu ermöglichen“.

Kaum ein Weg hinaus
Für die Betroffenen gibt es kaum einen Weg aus der Misere. Wer sein Kind allein erzieht und Vollzeit arbeitet, der ist an der Grenze seiner Möglichkeiten. Es geht also nicht darum, sich „einen Job zu besorgen“, denn diese Bedürftigen arbeiten bereits voll. Sie haben keine Möglichkeit, sich mit einem Nebenerwerb „über Wasser zu halten“, denn ihre Zeit ist voll verplant. Sie können auch nicht einfach den Ort wechseln, um eine günstigere Wohnung zu bekommen, denn sie sind durch ihre Arbeit an den Ort gebunden.

Auch Singles betroffen
Nicht nur Alleinerziehende, auch Singles sind betroffen. Selbst, er allein lebt und ohne Kinder, kann mit 368 Euro für Wohnung und Heizung kaum über die Runden kommen. Dies trifft laut Anfrage in Hessen, Berlin und Hamburg ebenso zu wie in 46 weiteren Städten und Kreisen.

Wohnungssuche wird zum Alptraum
Zum Alptraum wird es für Alleinerziehende, die vom Mindestlohn leben, wenn sie eine neue Wohnung suchen müssen. In deutschen Großstädten explodieren die Mietpreise, und dies gilt insbesondere da, wo es noch Jobs gibt.

Keine Home Office für Niedriglöhner
Gerade Jobs im Mindestlohnbereich lassen sich meist nicht von der Home Office erledigen. Aushilfen in der Gastronomie, Lagerarbeiter oder Vertriebsmitarbeiter finden sich zudem kaum in der Uckermark, Dörfern in Sachsen-Anhalt oder dem mittleren Erzgebirge, wo Mieten noch erschwinglich sind.

Wer seine Kinder allein erzieht und zudem vom Mindestlohn lebt, ist also alles andere als örtlich flexibel. Aus dem Dilemma, den Job zu behalten und die Wohnung nicht bezahlen zu können oder den Job zu verlieren und eine günstigere Wohnung zu finden, gibt es also keinen Ausweg.

Ein politisches Problem
Es handelt sich nicht um ein individuelles Problem, sondern um ein politisches. Immer mehr Menschen werden an den Rand gedrängt. Der soziale Wohnungsbau wurde eingestampft, und trotz Mindestlohn können viele Mitbürger von ihrer Arbeit nicht leben.

Sozialer Wohnraum ist gefragt
Die Lösung liegt also klar auf der Hand: Mietpreisbremse, massives Schaffen von bezahlbaren Wohnungen und eine erhebliche Steigerung des Mindestlohns. Von Vollzeitarbeit leben zu können sollte eine Selbstverständlichkeit einer zivilisierten Gesellschaft zu sein. Dass dies nicht möglich ist, gereicht einem der reichsten Länder der Welt zur Schande. (Dr. Utz Anhalt)

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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