Aus Not in die Bundeswehr?

Lesedauer < 1 Minute

Aus Not in die Bundeswehr: Vor allem im Osten Deutschlands entscheiden sich immer mehr Erwerbslose für die Bundeswehr

29.05.2017

In Ostdeutschland drängen wesentlich mehr Erwerbslose in Wehr-, Freiwilligen- und Zivildienste als im Westen. Annete Kramme von der SPD teilte mit: Im Westen meldeten sich 0,2 % der Arbeitssuchenden und 0,1 % der Arbeitslosen in diese Dienste; in Ostdeutschland wären es hingegen 0,5 % und 0,4% gewesen. Absolut heißt das: Von 15 022 Arbeitssuchenden und Arbeitslosen in den Wehr- und Zivildiensten kamen 2016 7637 aus den neuen Bundesländern.

Letzter Strohhalm
Susanna Karawanskij von der Partei DIE LINKE macht dafür eine „gescheiterte Arbeitsmarktpolitik“ verantwortlich. Die Erwerbslosen in Ostdeutschland würden „jeden Strohhalm ergreifen und eben notgedrungen auch zur Bundeswehr gehen oder für ein Taschengeld als Freiwillige arbeiten“. Der Osten brauche ein Arbeitsmarktprogramm für strukturschwache Regionen statt Waffendienst.

Aus Krammes Zahlen geht indessen nicht hervor, aus welchen Gebieten in Ostdeutschland die Menschen kommen, die in die Freiwilligentätigkeiten gehen.

Die Armee als Ausweg?
Aus anderen westlichen Ländern ist der Weg „to the army“ als letzte Perspektive bekannt. „White trash“ in den verwahrlosten ehemaligen Industriestaaten der Großen Seen in den USA oder jungen Männern in den abgehängten Kleinstädten der schottischen Highlands bleibt oft keine andere Möglichkeit.

Pest oder Cholera?
Die Alternative wäre Gangkriminalität, Drogensucht, Erwerbslosigkeit und Armut. Die blüht indessen auch manchem armen Kerl, der mit 16 in die Army ging, im Irak oder Afghanistan beim Töten dabei war und heute mit posttraumatischem Belastungssyndrom von Arbeitslosengeld lebt und seine psychischen Probleme in Alkohol ertränkt.

Die Bundeswehr weiß um diesen Umstand. Deshalb wirbt sie verstärkt in der Nähe von Jobcentern um Rekruten. So wird ein Heer von Menschen aufgebaut, die augrund geringerer Chancen sich für den Dienst an der Waffe und potenziell auch für den Dienst im Krieg entscheiden. (Dr. Utz Anhalt)

Bild: Jörg Hüttenhölscher-fotolia

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

Wird geladen ... Wird geladen ...