Alle müssen in die Rente einzahlen

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Professor Dr. Rainer Schlegel war Präsident des Bundessozialgerichtes. Als solcher kennt er sich bestens mit dem deutschen Rentensystem aus. Er warnte erstens davor, dass die Rentenfinanzierung dem steigenden Lebensalter nicht standhielte und zweitens beklagt er, wie neidrig viele Renten sind.

Sein Vorschlag ist, dass auch Beamte und Selbstständige in die Rentenkassen einzahlen.

“Die Renten sind zu niedrig”

Laut Schlegel lag die durchschnittliche Bruttorente Ende 2022 gerade einmal bei knapp über 1.600 Euro. Viele Renten lägen sogar weit unter diesem Wert. 2021 hätten rund 18 Prozent der Männer eine Rente zwischen 1.200 und 1.500 Euro und rund zehn Prozent zwischen 1.500 und 1.800 Euro erhalten.

Bei Frauen sei das Rentenniveau sogar deutlich niedriger.

Beamte und Selbstständige sollen zahlen

Schlegel forderte, dass Gruppen, die bisher von der gesetzlichen Rentenversicherung befreit seien, in Zukunft einzahlen sollten. Selbstständige, Politiker, Beamte und Berufe, die Altersvorsorge über berufsständische Versorgung organisierten, sollten die Rentenversicherung mittragen.

Zu den berufsständischen Versorgten zählen zum Beispiel Rechtsanwälte, Ärzte oder Apotheker.

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Widersprüche im gültigen Recht

Selbstständige müssten, laut Schlegel, allein deshalb in die Rentenbeiträge einbezogen werden, da es keine rechtliche Rechtfertigung dafür gebe, sie von der Versicherungspflicht zu befreien.

Auch seien durch diese Ungleichbehandlung Altersarmut, Abhängigkeit von Ehepartnern oder ein Vertrauen auf die Hinterbliebenenrente vorprogrammiert.

Lebenserwartung und Rentenbeiträge

Die Lebenserwartung hätte sich, so Schlegel, seit 1960 um zehn Jahre erhöht und liege heute bei Männern im Schnitt bei 79 Jahren und bei Frauen bei 84 Jahren. Damit hätte sich die Zeit des Rentenbezuges verdoppelt.

1960 seien auf einen Rentner sechs Erwerbstätige gekommen, 2030 würden es nur noch eineinhalb Erwerbstätige sein.

Keine Rentenkürzung

Als Ausweg aus der mangelnden Finanzierung die Renten zu kürzen, lehnt Schlegel ab: „Ich bin nicht der Meinung, dass man die Renten kürzen müsste.” Er führte aus: “Ich möchte von 1.200 Euro Rente nicht leben müssen.”

Was ist das Ziel?

Schlegel schloss: “Das neue Sicherungsziel der gesetzliche Rentenversicherung sollte für die Zukunft so definiert werden, dass jeder Erwerbstätige nach einem erfüllten Berufsleben – realistisch sind maximal 40 Arbeitsjahre – von seiner Altersrente gut leben kann.”

Was wird mit Pensionen und berufsständischer Altersversorgung?

Die gesetzliche Rentenversicherung sollte, so Schlegel, für Beamte und Freiberufler die Basisversorgung sichern. Gesetzliche Renten würden bei Beamten die Pension ergänzen und bei Selbstständigen bleibe die betriebliche Alterssicherung ebenfalls als Ergänzung erhalten.