Welchen Einfluss haben noch die Gewerkschaften?

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Welchen Einfluss genießen Gewerkschaften noch bei den Erwerbslosen?
Verfasser: Einstein – Sozialticker

Zum 21. Oktober ruft der DGB zu Kundgebungen in ganz Deutschland auf und auch Erwerbsloseninitiativen möchten sich diesen Kundgebungen anschließen.

– Viele Menschen an der Basis fragen sich, welcher Sinn eine Teilnahme an diesen Kundgebungen noch hat?

– Welchen Einfluss hat der DGB und andere Gewerkschaften noch, um politische Entscheidungen in Berlin zu beeinflussen?

– Werden die Gewerkschaften von großen Unternehmen überhaupt noch als Gesprächspartner toleriert oder nur noch belächelt?

Wie sieht der Produktionsstandort Deutschland aus?
Unternehmen wie Siemens, AEG und Co. bedienen sich seit langem schon den angenehmen Unterstützungen im Ausland. In Polen entstehen innerhalb von 12 Monaten komplette neue Produktionsstätten, in denen die Mitarbeiter für 200 Euro im Monat das leisten, was in Deutschland mehr als das 10-fache kostet. Zudem zahlen die Unternehmen in vielen Fällen keine oder nur geringe Steuern. Welches Mittel hat hier noch eine deutsche Gewerkschaft, die versucht Druck auf hiesige Unternehmen zu machen, um Arbeitsplatzabbau zu stoppen oder sogar Schließungen zu vermeiden? Denkt auch nur einer daran, dass der Abbau überhaupt noch zu stoppen ist, solange es sogar EU-Mittel gibt (EU-Strukturförderung), die ein Auslagern von Produktionsstätten bezuschussen?

Was unsere Vorfahren mithilfe der Gewerkschaften im Schweiße ihres Angesichts erreicht haben, wird heute mit beiden Händen aus dem Fenster geworfen, ohne dass dafür Ersatz geschaffen wird. In der Landwirtschaft würde ein solches Verhalten unter dem Begriff “Raubbau an der Natur” beschrieben werden und so bleibt für dieses Verhalten nur die Bezeichnung, dass ein “Raubbau am Menschen” in diesem Land begangen wird.

Welchen Sinn macht es dann überhaupt an einer Kundgebung des DGB teilzunehmen, der nicht einmal die Situation seiner sozialversicherungsbeschäftigten Mitglieder zu vertreten weiß, so das sich Erwerbsloseninitiativen und deren Anhänger diesen Kundgebungen deutschlandweit anschließen? Der DGB zeigt immer wieder, dass er in seinen Konzepten nicht gerade proerwerbslos eingestellt ist. Lesen Sie dazu auch: DGB resigniert bei Langzeitarbeitslosen [**1].

Je näher der 21. Oktober als Startschuss für den angekündigten “heißen Herbst” rückt, desto mehr häufen sich die Stimmen, der mittelbar und unmittelbar von Erwerbslosigkeit Betroffenen, dem Vorgehen der Gewerkschaften eine “rote” Karte zeigen zu wollen und nicht beabsichtigen an den Kundgebungen teilzunehmen. Es ist schon mehr als erschütternd, dass sich Erwerbslose eingestehen müssen, dass eine Lobby für sie nicht existent ist, aber ebenso müssen Arbeitnehmer erschüttert feststellen, dass die Macht der Gewerkschaften schon lange erschöpft ist. ( Die Schließung des AEG-Werks: [**2]). Fast jede Familie mit mehreren Kindern und Menschen ab 40, spätestens 50 Jahren, werden mit Hartz IV zu tun bekommen, aber daran denken die meist noch jungen gutverdienenden Arbeiter nicht. Ist es deshalb sinnvoll die Probleme von morgen zu verdrängen?

Arbeitsplätze, Lehrstellen und Perspektiven fehlen. Die Schere zwischen Reich und Arm wird immer größer. Die Kinderarmut [**3 ] war noch nie so hoch wie heute. Den Armen wird durch Steuerbelastungen jeden Tag das Leben unwerter gestaltet und die politischen Vertreter verstricken sich täglich in neuen Märchen, in dem von fehlenden Steuereinnahmen geredet wird, wo das Land dieses Jahr riesige Gewinne einfährt.

Politischen Realitätsverlust mag man vielleicht noch verzeihen, aber von den Gewerkschaften sollte doch erwartet werden, dass diese sich neben den Interessen der noch ca. 23 Millionen Erwerbstätigen auch den Interessen der ca. mehr als 11 Millionen Menschen [**4] – die direkt oder indirekt von Armut und Erwerbslosigkeit betroffen sind – ihrer annehmen sollten.

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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