Ab einem Grad der Behinderung von 50 gilt ein Mensch als schwerbehindert. Weniger als 50 Prozent der Betroffenen kรถnnen einer Erwerbstรคtigkeit nachgehen. Erwerbstรคtige mit Schwerbehinderung bekommen Vergรผnstigungen am Arbeitsplatz.
Inhaltsverzeichnis
Die “Nachteilsausgleiche”
Diese Vergรผnstigungen sind keine “Besserstellung” gegenรผber nicht behinderten Erwerbstรคtigen, sondern gelten als “Nachteilsausgleich”.
Sie sollen also die Nachteile auffangen, die ein Mensch aufgrund seiner Behinderung bei der Erwerbstรคtigkeit hat. Genau definiert sind diese Ausgleiche im Bundesversorgungsgesetz.
Fรผr wen gelten die Sonderregeln?
Um diesen “Nachteilsausgleich” zu erhalten, muss eine Schwerbehinderung nachgewiesen werden, also ein Grad der Behinderung von mindestens 50. Dieser Grad der Behinderung wird durch ein รคrztliches Gutachten festgestellt und kann sich รคndern.
Es geht nicht um die spezifische Krankheit
Beim Grad der Behinderung geht es darum, wie die Betroffenen im Alltag und der Arbeit eingeschrรคnkt sind. Diverse Ursachen kommen dafรผr in Frage, die Grรผnde sind aber nicht entscheidend fรผr den Grad der Behinderung.
Bei diesem geht es vielmehr um die Auswirkungen der Behinderung auf die Teilhabe an der Gesellschaft, und um die Dauer der Einschrรคnkung (die Behinderung muss lรคnger als sechs Monate anhalten).
Was fรคllt unter den Nachteilsausgleich?
Wer einen Grad der Behinderung von 50 oder mehr hat, kann in der Erwerbstรคtigkeit Sonderregeln beanspruchen.
Zu diesen zรคhlen ein steuerlicher Pauschbetrag von 1140 Euro, fรผnf Tage zusรคtzlicher Urlaub, ein besonderer Kรผndigungsschutz sowie finanziellen Unterstรผtzung fรผr das Ausstatten eines behindertengerechten Arbeitsplatzes.
Vorzeitige Altersrente
Menschen mit einer Schwerbehinderung kรถnnen mit Vollendung des 65. Lebensjahres in Rente gehen, wenn sie die Wartezeit von 50 Jahren erfรผllt haben.
Menschen mit Schwerbehinderung kรถnnen zudem eine Erwerbsminderungsrente bekommen, wenn sie zu Erwerbsarbeit nicht oder nur eingeschrรคnkt Erwerbsarbeit in der Lage sind.
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Welche Krankheiten fรผhren zu Schwerbehinderung?
Ein Grad der Behinderung von 50 oder mehr kann aus verschiedenen Krankheiten entstehen.
Menschen mit chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa werden mit einem Grad der Behinderung von 50 und darรผber eingestuft, wenn die Beschwerden dauerhaft sind.
Chronische entzรผndliche Hepatitis gilt ebenso als Schwerbehinderung wie starke Migrรคne, in der Anfรคlle heftig sind und hรคufig auftreten. Krebserkrankungen, psychische und psychosomatische Krankheiten kรถnnen zu Schwerbehinderung fรผhren.
Herz-Erkrankungen und Bronchialsthma
Schwerbehinderung wird festgestellt beim Schlaf-Apnoe-Syndrom (50), bei schwereren Herz-Erkrankungen (50-100), bei Krankheiten der Atmungsorgane, die langfristig die Lungenfunktion beschรคdigen wie zum Beispiel bei COPD oder Lungenkrebs, sowie bei Bronchialasthma (50-100).
Bei schwerer Migrรคne gilt ein Grad der Behinderung von 50 bis 60, bei einem Verlust des Penis von 50, und eine HIV-Infektion, die die Leistung stark einschrรคnkt, wird eingestuft als Grad der Behinderung von 50 bis 80.
Der Grad der Behinderung kann sich รคndern
Bei fehlenden Gliedmaรen wird sich der Grad der Behinderung kaum รคndern. Bei einem Krebsleiden oder bei einer psychischen Einschrรคnkung kann der Grad der Behinderung jedoch sinken oder steigen, je nach dem Verlauf der Krankheit.
In diesen Fรคllen setzt das Versorgungsamt dann oft eine erneute Prรผfung fest.