Jobcenter macht Fehler, Bürgergeld-Bezieher ist Schuld
20. April 2024
Leistungsberechtigte kennen es vom Jobcenter/Sozialamt: Das Amt hat Fehler gemacht - Schuld ist der Leistungsempfänger. Aber ohne Falschangaben oder Verschweigen liegt der Fehler beim Amt! Sachverhalte klären - Aufgabe des Amts Die Ämter haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, alles Wichtige zu wissen, die Berechtigten über alles sozialrechtlich Relevante zu informieren und zügig zu arbeiten. Hier spielen einige Verfahrensvorschriften zusammen, die aber auf den Ämtern (leider) selten gelebt werden: 1. Amtsermittlung Nach §20 Abs1 SGB X sind Sozialbehörden wie das Jobcenter dafür zuständig, in jedem Fall alle wichtigen Sachverhalte zu ermitteln und zu untersuchen. Nur um dies dem Amt zu ermöglichen gibt es die Mitwirkungspflichten. 2. Meistbegünstigungsgrundsatz Nach §20 Abs2 SGB X müssen die für den Beteiligten günstigsten Umstände ermittelt werden. Daher muss zB bei Hinweisen auf Mehrbedarfe auf diese hin nachgefragt werden. Beispiel für 1+2: Leistungsberechtigter erwähnt Kind mit seiner Ex. Der Jobcenter-Mitarbeiter muss nun zum Mehrbedarf für die Umgangsfahrtkosten und auf anteilige Regelbedarfe fürs Kind über die temporäre Bedarfsgemeinschaft beraten und notwendige Infos anzufordern. 3. Beratungspflicht zu möglichen Anträgen und geschicktem Verhalten Nach §2 Abs1 SGB I müssen die Ämter darauf hinwirken, dass die sozialen Rechte möglichst weitgehend verwirklicht werden. So muss zB auf andere Sozialleistungen und günstige Fallgestaltungen hingewiesen werden. Beispiel: Alleinerziehende mit Problemen Mietobergrenze haben, müssen auf die Möglichkeit hingewiesen werden, mit Kinderwohngeld eine höher Miete zu finanzieren. 4. Verfahrensbeschleunigung Nach §17 Abs 1 Nr1 SGB ist das Verfahren so zu organisieren, dass Berechtigte die Leistungen umfassend und schnell erhalten. Beispiel: Nach Klärung der grundsätzlichen Fragen im Erstkontakt wird Bürgergeld nach §41a SGB II vorläufig bewilligt. Fehlende Nachweise werden nachgefordert und nicht zur Voraussetzung einer ersten Zahlung gemacht. Fazit Würden diese gesetzlichen Vorgaben so genau befolgt, wie Einkommen geprüft wird, wären Ämtern Behörden zur sozialen, zukunftsgerichteten Unterstützung Bedürftiger und nicht Ämter zur Verwaltung von Armut. Titelbild: Bild von wayhomestudio auf Freepik
Aktuelles
20. April 2024
Wer 45 Jahre Rentenversicherungsjahre bei der Deutschen Rentenversicherung nachweist, gilt als besonders langjährig versichert und kann ohne Abschläge früher die Altersrente antreten. Doch gibt es wirklich keine Nachteile? Das wollen wir in diesem Artikel einmal beleuchten und beantworten. Rente mit 63? Diese vorzeitige Rente für besonders langjährig Versicherte war als "Rente mit 63" bekannt. Das stimmt heute so nicht mehr. Nach wie vor gilt allerdings: 45 von der Versicherung gezählte Jahre erlauben es, zwei Jahre früher in die Altersrente zu gehen, ohne Abschläge leisten zu müssen. Der Jahrgang 1952 kann also noch die Altersrente für besonders langjährig Versicherte mit 63 Jahren genießen. Dieses Alter wird dann schrittweise angehoben, bis beim Jahrgang 1964 die Grenze für besonders langjährig Versicherte von 65 Jahren erreicht ist. Was ist der Nachteil? Zwei Jahre früher in Rente zu gehen, ohne dafür Abschläge zu leisten, sieht erst einmal sehr gut aus. Es bedeutet allerdings auch, dass Sie zwei Jahre weniger auf das Rentenkonto einzahlen. Auch ohne Abschläge fällt ihre Rente also niedriger aus, als wenn Sie zwei Jahre später in den Ruhestand gingen. Das ist allerdings auch der einzige Nachteil. Lesen Sie auch: - Rente: 4 wichtige Änderungen für Rentnerinnen und Rentner im Mai 2024 Welche Zeiten werden berücksichtigt? Als Wartezeit, die bei besonders langjährig Versicherten angerechnet wird, zählt die Rentenversicherung folgendes: Die Pflichtbeiträge für eine Beschäftigung oder selbstständige Tätigkeit sowie Zahlungen für Minijobs, zusammen mit Ihrem Arbeitgeber. Achtung: Zahlt der Arbeitgeber allein die Beiträge für Minijobs, dann wird dies nur anteilig berücksichtigt. Anrechnung ohne geleistete Beiträge Als Wartezeit berücksichtigt werden auch Zeiten, in denen die Betroffenen keine Rentenversicherungsbeiträge zahlen konnten. Dazu zählen Krankheit, Schwangerschaft, schulische Ausbildung und Studium. Kindererziehung und Krankheit gelten als Wartezeit Angerechnet werden: Pflichtbeiträge und Erziehung eines Kindes bis zum 10. Geburtstag. Zeiten der nicht erwerbsmäßigen Pflege, außerdem Wehr- wie Zivildienst. Auch Sozialleistungen wie Krankengekd werden angerechnet. Gilt Arbeitslosigkeit als Wartezeit für besonders langjährig Versicherte? Arbeitslosengeld zählt in den letzten zwei Jahren vor der Rente nur dann als Wartezeit, wenn der Grund für die Arbeitslosigkeit Insolvenz oder Geschäftsaufgabe war. Ersatzzeiten werden ebenfalls berücksichtigt, zum Beispiel politische Verfolgung in der DDR. Gelten freiwillige Beiträge für die Wartezeit? Freiwillig geleistete Beiträge für die Rentenversicherung werden bei der Altersrente für besonders langjährig Versicherte nur berücksichtigt, wenn zumindest 18 Jahre Pflichtbeiträge geleistet wurden. Was wird nicht angerechnet? Nicht auf die Wartezeit angerechnet werden hingegen Pflichtbeiträge wegen Arbeitslosengeld II / Bürgergeld / Hartz IV oder zuvor Arbeitslosenhilfe. Zeiten, die aus einem Versorgungsausgleich nach einer Scheidung entstehen, spielen bei der Wartezeit ebenfalls keine Rolle, und das gilt ebenso für Rentensplitting bei Ehepaaren und in eingetragenen Lebensgemeinschaften.
20. April 2024
Die Rückforderung von Grundsicherungsleistungen soll jungen Menschen nicht die Zukunft verbauen. Eine Rückforderung von über 51.000 Euro wegen eines schon mehrere Jahre zurückliegenden „sozialwidrigen Verhaltens“ verstößt gegen das Übermaßverbot, wie das Landessozialgericht (LSG) Niedersachsen-Bremen in einem bekanntgegebenen Urteil entschied (Az.: L 11 AS 346/22). Fristlose Kündigung durch Ausbildungsstätte Der heute 30-jährige Kläger hatte nach der Schule eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik begonnen. Im Februar 2012 verließ er unerlaubt seinen Arbeitsplatz, wenig später fehlte er zwei Wochen lang unentschuldigt, bis der Arbeitgeber am 16. März 2012 fristlos kündigte. Nach einer Sperrzeit erhielt er zunächst Arbeitslosengeld I und danach SGB-II-Leistungen, das heutige Bürgergeld. Diese kürzte das Jobcenter wegen des Ausbildungsabbruchs um 30 Prozent. Jobcenter stellte zehn Bescheide zu Doch damit nicht genug: Im Mai 2013 stellte das Jobcenter fest, wegen seines„sozialwidrigen Verhaltens“ müsse er die Hartz-IV-Leistungen zurückzahlen. Das Jobcenter zahlte zwar weiter, forderte aber in zehn Bescheiden für einzelne Zeitabschnitte bis Ende November 2019 das Geld dann wieder zurück – insgesamt über 51.000 Euro. Der Arbeitslose wehrte sich zunächst nicht, stellte später mithilfe eines Anwalts aber einen Überprüfungsantrag. Mit seinem auch bereits schriftlich veröffentlichten Urteil vom 26. Januar 2023 gab das LSG Celle dem nun statt. Es sei völlig unklar, ob der Mann mit abgeschlossener Berufsausbildung tatsächlich durchgehend gearbeitet hätte. Rückforderung soll jungen Menschen nicht Zukunft verbauen Vor allem aber liege hier ein Härtefall vor. Das Verhalten, das zum Ende der Ausbildung führte, sei „eine typische ‚Jugendsünde‘ eines damals 20-Jährigen“ gewesen. Zudem habe er als Gründe auf Mobbing und depressive Schübe verwiesen. Jedenfalls dürfte ihm damals „die Einsichtsfähigkeit zur Einschätzung etwaiger Spätfolgen seines Tuns oder Unterlassens gefehlt haben“. LSG Celle: Rückforderung von 51.000 Euro ist übermäßig Damit fehle der für die Rückforderung notwendige Zusammenhang mit seiner weiteren Hilfebedürftigkeit bis zu siebeneinhalb Jahre später, befand das LSG. Durch die hohen Rückforderungen werde „jegliche Erwerbsperspektive des langzeitarbeitslosen, ungelernten und selbst am Ende des streitbefangenen Zeitraums erst 28-jährigen Klägers zerstört“. mwo/fle
20. April 2024
Witwer und Witwen erhalten eine Hinterbliebenenrente. Was passiert aber, wenn Sie als Betroffene noch einmal den Bund fürs Leben schließen wollen? Verfällt dann Ihre Rente? Sie verlieren die Witwenrente nur dann, wenn Sie sich standesamtlich trauen lassen. Freie Trauungen sind jedoch ebenso wie kirchliche Hochzeiten nicht rechtsverbindlich. Standesamt und Witwenrente Witwer oder Witwen, die eine entsprechende Rente beziehen, verlieren diese, wenn sie sich beim Standesamt trauen lassen. Sie erhalten dann zwar eine Rentenabfindung von der gesetzlichen Rentenabfindung - nach zwei Jahren gibt es aber nichts mehr. Die freie Trauung ist eine Alternative Eine freie Trauung ist eine Alternative für Menschen, die eine Hochzeit ohne Standesamt oder Kirche wollen. Sie hat keine rechtliche Bindung, und damit bleibt ihr formaler Status als Witwer oder Witwe erhalten - und damit auch ihre Rente. Wer führt die freie Trauung durch? Eine freie Trauung wird mit dem Hochzeitspaar individuell abgesprochen. Da sich hier rechtlich nichts ändert, brauchen sie auch keine Dokumente. Professionelle Trauredner oder auch freie Theologinnen führen die Trauzeremonie durch und erhalten dafür ein Honorar. Lesen Sie auch: - Inflationsprämie von 3000 Euro zusätzlich zur Rente auch für Rentnerinnen und Rentner! Wie läuft die freie Trauung ab? Den genauen Prozess können Sie planen. Wenn Sie einen traditionellen Ablauf wünschen, mit Ja-Wort, Tausch der Hochzeitsringe und Hochzeitskuss, dann wird die Zeremonienmeister oder Hochzeitsrednerin diesen durchführen. Sie können also alles so planen wie bei einer kirchlichen oder standesamtlichen Hochzeit auch - nur ohne Kirche und Standesamt. Auch eine kirchliche Trauung erhält die Witwenrente Seit 2009 ist auch die kirchliche Trauung eine Alternative zum Standesamt, um die Witwenrente zu behalten. Damals wurde das Personenstandrecht reformiert, und seitdem müssen Paare sich nicht mehr standesamtlich trauen lassen, um in der Kirche zu heiraten. Wie die freie Trauung ist die kirchliche Zeremonie nicht juristisch relevant. Spielt die Kirche mit? Ob die ausgewählte katholische Kirche, also die Geistlichen am Ort, zustimmt, wenn Sie eine rein kirchliche Trauung wollen, liegt allerdings in deren Ermessen. Zumindest müssen Sie die Umstände erläutern, warum Sie keine vorhergehende Trauung beim Standesamt möchten. Sind Sie katholisch? In der Regel werden die Kirchenleute akzeptieren (oder sogar schätzen), dass Sie den kirchlichen Segen für Ihren neuen Lebensbund anstreben, aber auf die Witwenrente nicht verzichten wollen. Allerdings sollte zumindest ein Ehepartner auch Mitglied der katholischen Kirche sein. Kirchliche Trauung in der evangelischen Kirche Die Evangelische Kirche ist in Deutschland meist weniger strikt, und ihre Vertreter erwarten vermutlich nicht, dass Sie Gründe angeben, warum Sie sich nicht staatlich trauen lassen wollen. Ohne Standesamt keine Witwenrente Die Rechtswirksamkeit der standesamtlichen Trauung und die Rechtsunwirksamkeit kirchlicher und freier Trauungen gilt indessen auch umgekehrt. Bei einer rein kirchlichen oder freien Eheschließung haben Sie beim Tod ihres Lebenspartners keinen Anspruch auf eine Witwen- oder Witwerrente.
19. April 2024
Inkassounternehmen versuchen häufig, eine Drohkulisse aufzubauen, um Schuldner zur Zahlung offener Forderungen zu bewegen. Einige dieser Methoden sind jedoch rechtlich fragwürdig oder sogar illegal. Das Landgericht Osnabrück stoppte ein Inkassobüro, das rechtswidrige Drohungen in einem Mahnschreiben verschickte. Der konkrete Fall In diesem Fall kaufte ein Kunde Möbel und stornierte die Bestellung, weil sich die Lieferung zu sehr verzögerte. Das Unternehmen und der Kunde konnten sich nicht einigen. Daraufhin schaltete der Lieferant ein Inkassobüro ein. In einem Schreiben drohten die Inkassobüros dem Verbraucher mit „Auswirkungen auf Ihre Kreditwürdigkeit“. Das Landgericht Osnabrück schob diesem Geschäftsgebaren einen Riegel vor. Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte das Inkassounternehmen verklagt. Inkasso-Unternehmen drohen mit schwerwiegenden Folgen bei Nichtzahlung Inkassounternehmen versuchen oft mit allen Mitteln, an die Forderungen zu kommen. Es werden Drohbriefe verfasst, um möglichst viel Druck auszuüben. Auch vor Hausbesuchen wird nicht zurückgeschreckt. Häufig wird mit einem Schufa-Eintrag gedroht. Dieser hätte für den Schuldner schwerwiegende Folgen. Kredite oder die Wohnungssuche würden faktisch unmöglich gemacht. Schufa-Androhung nicht immer zulässig Allerdings ist eine Meldung an die Schufa nach geltendem Datenschutzrecht nicht unter allen Umständen möglich. Wer nämlich eine unberechtigte Forderung zurückweist, darf nach einem aktuellen und bereits rechtskräftigen Urteil keinen Eintrag bei der Schufa erhalten. "Das Landgericht Osnabrück hat dem Inkasso Unternehmen nun untersagt, mit „Auswirkungen auf Ihre Bonität“ zu drohen und klargestellt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher, die eine Forderung als unberechtigt zurückgewiesen haben, auch nach der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht an Auskunfteien wie die Schufa gemeldet werden dürfen, berichtet die Verbraucherzentrale. Das Urteil des Landgerichts Osnabrück trägt das Aktenzeichen: 18 O 400/19 (rechtskräftig). Lesen Sie auch: - Negative Schufa-Einträge erschweren Auto-Zulassung - So löscht man seine Einträge bei Schufa und Schuldnerverzeichnis Vertragspartner der Schufa? Das Unternehmen schrieb in der Kopfzeile des Anschreibens an den Kunden zudem, dass sie „Vertragspartner der Schufa“ seien. 500 Euro sollte der Kunde für das Möbelstück bezahlen. Von dem Kaufvertrag war der Kunde allerdings aufgrund einer verspäteten Lieferung zurückgetreten. Das Anschreiben schloss mit den Worten: „Sorgen Sie für eine fristgerechte Zahlung, um weitere Kosten (Gerichts- Anwalts- und Vollstreckungskosten) und Auswirkungen auf Ihre Kreditwürdigkeit zu vermeiden.“ Hinweis des Inkasso-Unternehmens unlauter Ein solcher Hinweis sei allerdings "unlauter", urteilte das Landgericht Osnabrück. Das Landgericht verbot dem Inkassodienst auf diese Weise die Zahlung des Betrages zu fordern. Der vermeintliche Schuldner müsse nämlich dann befürchten, dass bei Ausbleiben einer Zahlung eine Meldung an die Schufa mit erwähnten Folgen drohe. "An der vormals vom Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) bestimmten Rechtslage habe sich nach Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im Jahr 2018 nichts geändert" so die Verbraucherzentrale in einer Mitteilung. Fazit: Wer einer Rechnung ausdrücklich widersprochen hat, darf keinen Eintrag bei der Schufa erhalten. Daran müssen sich auch alle Inkassounternehmen halten. Viele zahlen bei Schufa-Drohung auch unberechtigte Forderungen Die Androhung einer Schufa-Meldung führt häufig dazu, dass (vermeintliche) Schuldner auch unrechtmäßige Forderungen begleichen. Deshalb sind solche und ähnliche Drohungen bei vielen Inkassobüros so beliebt. Auch Telefonanbieter und Kreditinstitute haben in der Vergangenheit immer wieder mit Schufa-Einträgen gedroht.
19. April 2024
Viele Erwerbstätige müssen mit Bürgergeld aufstocken, um auf das Existenzminimum zu kommen. Das betrifft rund 750.000 Leistungsberechtigte. Statt jetzt wenigstens bei der Arbeit gleichbehandelt zu werden, bekommen sie viel weniger Fahrgeld berechnet, als Kollegen, die nicht aufstocken. Es gilt das Bürgergeld Arbeitnehmer fallen unter die Bürgergeld-Verordnung, wenn Sie aufstockende Leistungen beziehen. Dadurch fällt das Fahrgeld wesentlich niedriger aus als im Einkommenssteuergesetz. 20 Cent pro Kilometer In der Bürgergeld-V ist der Pauschalbetrag festgelegt, der für Fahrtkosten vom Einkommen abgesetzt werden darf. Das sind 20 Cent pro Kilometer für den Hin- und Rückweg von der Wohung zur Arbeitsstätte. Mehr noch: Gelten öffentliche Verkehrsmittel als zumutbar und sind günstiger, dann werden nur die Kosten für diese bezahlt. Lesen Sie auch: Bürgergeld: Jobcenter-Fahnder dringen unangekündigt bei Künstler ein "Zumutbar" ist elastisch Der Begriff "zumutbar" ist sehr elastisch, besonders dann, wenn das Jobcenter ihn gezielt einsetzt, um keine Spritkosten zu zahlen, die über denen für öffentliche Verkehrsmittel liegen. Ist es "zumutbar", von der Straßenbahn in die Bahn wechseln und von dieser (nach dreißig Minuten warten), in den Bus, um so von einer Großstadt in die Kleinstadt und von dieser auf den Arbeitsplatz im Dorf zu wechseln? Ist es zumutbar, zum Arbeitsweg hin und zurück dreieinhalb Stunden zu brauchen - statt einer Stunde? Zumindest wird das von keinem Nicht-Aufstocker verlangt, der viel mehr Fahrkosten erstattet bekommt und selbst aussucht, welche Verkehrsmittel er nutzt. Nicht-Aufstocker bekommen fast doppelt so viel Kilometergeld Wer seinen Lohn nicht mit Bürgergeld aufstocken muss, für den gelten ganz andere Regeln. Hier sind (laut Paragraf 9 Abs. 1 Satz 4 EStG) 30 Cent pro Kilometer für die ersten 20 Kilometer absetzbar, und sogar 38 für jeden Kilometer darüber hinaus. Pro Jahr können so bis zu 4.500 Euro abgesetzt werden. Beim eigenen Auto (oder einem zur Nutzung überlassenen PKW) lassen sich sogar noch mehr Fahrtkosten anrechnen, wenn dafür Belege eingereicht werden. Eine Menge Geld für Menschen, die knapp bei Kasse sind Gerade für Aufstocker, die laut Definition des Bürgergeldes am Existenzminimum schlittern, ist der finanzielle Verlust durch diese Ungleichbehandlung gewaltig. 18 Cent Unterschied zwischen 20 Cent pro Kilometer und 38 Cent pro Kilometer sind bei 5.000 Kilometern bereits 900 Euro - 900 Euro, die Menschen fehlen, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Absurde Berechnungen Wie absurd diese Berechnungen für Leistungsberechtigte sind, weiß jeder, der darauf angewiesen ist, ein Auto zu betanken. Die bereits damals ausgesprochen mickrigen 20 Cent wurden 2008 festgelegt. 2008 kostete Benzin zwei Drittel vom heutigen Preis, wie auch "Bürgergeld.org" zutreffend berichtet. Reale Kosten Außerdem werden in "Fahrtkosten" ansonsten auch die Kosten für Verschleiß, Wartung und andere notwendige Ausgaben einbezogen. Der ADAC kommt hier bereits bei den kleinsten PKW-Modellen auf reale Fahrtkosten von mindestens 40 Cent pro Kilometer. Mit anderen Worten: Die Normalpauschale von 38 Cent pro Kilometer ist zwar immer noch zu niedrig, nähert sich aber den Realkosten an. Aufstocker bekommen die Hälfte der tatsächlichen Kosten Wer aber seine Erwerbsarbeit mit Bürgergeld aufstocken muss, bekommt also höchstens die Hälfte von dem, was er ausgibt. Besonders kritisch wird dies, da der ADAC sich an einem Neuwagen orientiert, der wenig Wartung erfordert und wenig Sprit verbraucht. Bürgergeld-Aufstocker fahren jedoch logischerweise alte Gebrauchtwagen, die mehr Benzin schlucken und mehr Wartungskosten verursachen. Doppelt benachteiligt Diese makabre Situation wird sogar noch schlimmer, weil die Aufstocker durch ihre Ungleichbehandlung weniger Fahrtkosten vom Einkommen absetzen können. Statt 30 oder 38 Cent setzen sie nur 20 Cent pro Kilometer ab. Dadurch wird am Ende mehr Einkommen mit dem Bürgergeld verrechnet. Die Aufstocker bekommen also nicht nur weniger Fahrtkosten bezahlt. Weil sie weniger Fahrtkosten absetzen können, erhalten sie außerdem noch weniger Bürgergeld.
19. April 2024
Das Sozialgericht Dortmund gab einem Kläger Recht, der gegen eine zwölfwöchige Sperrzeit beim Arbeitslosengeld geklagt hatte. Dem Betroffenen war außerordentlich gekündigt worden, weil er während der Arbeitszeit Drogen konsumiert und weitergegeben haben soll. Das Gericht (Az.: S 102 AL 339/21) entschied, dass dem Kläger keine grobe Fahrlässigkeit vorzuwerfen sei, da er aufgrund seiner Suchterkrankung die rechtlichen Folgen seines Handelns nicht habe erkennen können. Worum ging es? Der Betroffene war seit 1989 als Verwaltungsangestellter bei der Stadt Siegen beschäftigt. Im Jahr 2020 kündigte ihm die Stadt außerordentlich. Er beantragte Arbeitslosengeld. Außerdem erhob er Kündigungsschutzklage vor dem zuständigen Arbeitsgericht. Sein ehemaliger Arbeitgeber teilte der Agentur für Arbeit mit, der Betroffene habe während der Arbeitszeit in seinem Büro im Rathaus Drogen verkauft und an einen anderen Mitarbeiter weitergegeben. Der Gekündigte behauptete, er habe während der Dienstzeit Amphetamine konsumiert und damit gegen die allgemeine Dienstanweisung verstoßen. Es sei jedoch niemandem ein Schaden entstanden und sein Verhalten habe weder seine Arbeitsleistung noch die Qualität seiner Arbeit beeinträchtigt. Darüber hinaus warf er der Stadt vor, gegen ihre eigene Dienstanweisung zum Umgang mit suchtgefährdeten und suchtkranken Beschäftigten verstoßen zu haben. Die Agentur für Arbeit verhängte eine Sperrzeit von zwei Monaten beim Arbeitslosengeld. Lesen Sie auch: Aufhebungsvertrag und anschließendes Arbeitslosengeld I - Darauf muss geachtet werden Sperre beim Arbeitslosengeld trotz Kündigung verhindern Sogar 6 Monate Sperre beim Arbeitslosengeld Gemeinsamer Konsum Der Betroffene gab zu, im Dienstgebäude immer mit demselben Kollegen Drogen konsumiert zu haben. Er bestritt jedoch, Drogen an Dritte weitergegeben zu haben. Ihm sei nicht klar gewesen, dass er seinen Arbeitsplatz gefährde, weil er drogenabhängig sei. Inzwischen sei er sich seiner Krankheit bewusst und habe die Diakonie kontaktiert, um sofort eine Therapie zu beginnen. Von außerordentlich zu ordentlich gekündigt Vor dem Arbeitsgericht einigten sich die Stadt und der ehemalige Mitarbeiter gütlich darauf, dass die Kündigung nicht fristlos, sondern zum Ende Juni 2021 ausgesprochen wird - aus der außerordentlichen wurde eine ordentliche Kündigung. Der Betroffene teilte der Arbeitsagentur mit, dass die Deutsche Rentenversicherung ihm eine stationäre medizinische Rehabilitation von 15 Wochen bewilligt habe. Von dem Kündigungsgrund rückte die Stadt jedoch nicht ab. Deshalb blieb es bei der Sperrzeit. Klage des DGB erfolgreich Der DGB Siegen klagte für den Betroffenen vor dem Sozialgericht Dortmund. Dieses entschied, dass die Arbeitsagentur zu Unrecht eine Sperrzeit verhängt hatte. Zwar sei das Verhalten des Betroffenen objektiv vertragswidrig gewesen, was eine Sperrzeit rechtfertige. Eine Sperrzeit könne aber rechtswidrig sein, wenn der betroffene Arbeitnehmer subjektiv nicht mit einer Kündigung rechnen musste. Dem Kläger könne weder Vorsatz noch grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen werden (was beides zu einer Sperrzeit bei Kündigung führen würde). Zum einen habe es keine Abmahnung wegen einer drohenden verhaltensbedingten Kündigung gegeben. Diese müsse aber in der Regel einer verhaltensbedingten Kündigung vorausgehen. Es sei nicht ersichtlich, warum die Stadt gegen diesen - im vorliegenden Fall zwingenden - Grundsatz verstoßen habe. Sucht ist als Krankheit zu beurteilen Grobe Fahrlässigkeit könne auch deshalb nicht vorliegen, weil der Betroffene so abhängig gewesen sei, dass er die Rechtsfolgen seines Handelns nicht habe erkennen können. Nach Auffassung des Bundessozialgerichts liege grobe Fahrlässigkeit nicht vor, wenn die Sucht bereits als Krankheit zu bewerten sei. Dies sei hier der Fall. Dies werde auch dadurch belegt, dass der Betroffene bereits vor dem Verlust seines Arbeitsplatzes einen Antrag auf medizinische Rehabilitation bei der DRV gestellt habe, der bewilligt worden sei. Er sei also erstens suchtkrank gewesen und habe sich zweitens aktiv darum gekümmert. Der Sanktionsbescheid der Agentur für Arbeit sei aufzuheben.
19. April 2024
Seit 2021 steigen die Lebenshaltungskosten in Deutschland stetig an, eine Entwicklung, die alle Bürger spüren. Besonders betroffen sind jedoch die Rentnerinnen und Rentner, die bisher von Maßnahmen zur finanziellen Entlastung ausgeschlossen waren. Fast alle außer Rentner hatten Anspruch Während Arbeitnehmer, Beamte und Pensionäre steuerfreie Inflationsausgleichsprämien von bis zu 3.000 Euro erhalten haben, bleiben die über 21 Millionen Rentner und Rentnerinnen ohne diese wichtige Unterstützung. Einzig, wenn Rentnerinnen und Rentner zusätzlich zur Rente etwas dazu verdienen, können sie die Prämie erhalten. Alle anderen gehen leer aus. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) hat daraufhin eine Petition eingereicht, um auf diese Ungleichbehandlung aufmerksam zu machen und eine Inflationsprämie auch für Rentnerinnen und Rentner zu fordern. Lesen Sie auch: - Inflationsprämie und Rente? So bekommen Rentner die 3000 Euro Die steigenden Kosten vor allem für Rentner Der Alltag für Rentnerinnen und Rentner ist in den letzten Jahren deutlich teurer geworden. Nicht nur die Preise für Strom und Gas sind drastisch gestiegen, sondern auch die Kosten für alltägliche Einkäufe wie Lebensmittel. Diese Preissteigerungen treffen Rentner besonders hart, da ihre Einkommen nicht in gleichem Maße angepasst wurden. Die geplante Rentenerhöhung von 4,57% zum 1. Juli 2024 mag zwar eine Hilfe sein, reicht jedoch bei Weitem nicht aus, um die inflationsbedingten Mehrkosten zu decken. Petition derzeit in Prüfung Der SoVD hat seine Forderung nach einer Inflationsprämie für Rentnerinnen und Rentner offiziell an den Deutschen Bundestag herangetragen. Die Petition, die eine Gleichbehandlung mit anderen Bevölkerungsgruppen fordert, will die finanzielle Benachteiligung von Rentnern aufheben. Nach der Prüfung durch den Petitionsausschuss ist es möglich, dass diese Petition öffentlich zur Unterzeichnung ausliegt, auch digital, was breiten Bevölkerungsschichten die Teilnahme ermöglicht. Michaela Engelmeier, die Vorstandsvorsitzende des SoVD, betont die Wichtigkeit dieser Aktion: „Es ist wichtig, dass auch Rentnerinnen und Rentner Unterstützung bekommen, um mit den höheren Preisen klarzukommen.“ Der SoVD plant, die Öffentlichkeit regelmäßig über den Fortgang der Petition zu informieren und setzt sich für eine baldige Umsetzung der geforderten Inflationsprämie ein. Unterstützung für die Petition Wir von Gegen-Hartz.de unterstützen diese Petition. Wenn es möglich ist, diese zu unterzeichnen, sollte alle Rentner und auch Nicht-Rentner diese unterzeichnen, um Druck auf die Politik auszuüben. "Es kann nicht sein, dass Rentnerinnen und Rentner, die meist jeden Euro zwei mal umdrehen müssen, den Ausgleich zur Inflation bis heute nicht erhalten haben", sagt auch Sebastian Bertram von der Gegen-hartz.de Redaktion. Vor allem seien diejenigen betroffenen, die zusätzlich zur Rente eine Grundsicherung beziehen müssen.
19. April 2024
Bürgergeld ist zeitlich befristet. Es muss also nach einem "Bewilligungszeitraum" jeweils wieder neu beantragt werden. Dabei gibt es einiges zu beachten, um nicht mit leeren Hände da zu stehen. Der Weiterbewilligungsantrag Wurde Euch Bürgergeld bewilligt, dann müsst Ihr einen Weiterbewilligungsantrag (WBA) stellen, wenn der Zeitraum für die Bewilligung ausläuft. Achtung: Seid pünktlich Wichtig ist, diesen Weiterbeiwilligungsantrag pünktlich zu stellen. Kommt er zu spät beim Jobcenter an, und sei es nur um wenige Tage, dann bekommt Ihr erst einmal kein Geld. Für die Zeit zwischen dem Auslaufen der alten Bewilligungszeit und dem Anerkennen der Weiterbewilligen haben Betroffene keinen Anspruch auf Leistungen des Bürgergeldes. Anspruch auf Bürgergeld ab dem Monat des Antrags Der Anspruch auf Bürgergeld startet mit dem ersten Tag des Monats, in dem das Jobcenter den Antrag erhält. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Erstantrag oder um eine Weiterbewilligung handelt. Ein Tag zu spät bedeutet einen Monat kein Geld Jobcenter lassen diesbezüglich kaum mit sich reden, wie ein Leistungsberechtigter aus Hessern erfahren musste. Er bezog bis zum 30. Juni 2021 Bürgergeld (damals Hartz IV). Im Bewilligungsbescheid des Jobcenters stand, dass er sich pünktlich bemühen müsse, die Leistungen weiterbewilligt zu bekommen. Anfang Mai erinnerte das Jobcenter zusätzlich. Sein Antrag ging online am 1. August (ein Sonntag) beim Jobcenter ein. Lesen Sie auch: - Der Rotstift wird beim Bürgergeld angesetzt Kein Geld rückwirkend Das Jobcenter bewilligte dem Leistungsberechtigten Hartz IV ab dem 1. August (dem Datum des eingegangenen Antrags). Der Betroffene drang darauf, den Antrag auf Ende Juli zurückzudatieren und Leistungen für Juli auszuzahlen. Das Jobcenter weigerte sich dies zu tun und wurde darin vom Landessozialgericht Hessen bestätigt. Wie argumentierte der Leistungsberechtigte? Der Betroffene erklärte, der letzte Tag seines Bewilligungszeitraumes sei ein Samstag gewesen. § 26 Sozialgesetzbuch 10 verweise diesbezüglich auf im Bürgerlichen Gesetzbuch festgelegten Fristen bis zum nächsten Werktag gelten, wenn deren Ablauf auf einen Samstag, Sonn- oder Feiertag fiele. Das wäre hier Montag, der 2. August, gewesen. Bewilligungszeitraum ist keine Frist Das Landessozialgericht lehnte diese Ausführung ab. Denn der Bewilligungszeitraum stelle keine Frist dar, sondern das Ende einer Bewilligung. Deshalb gelte keine Fristenregelung. Regelung ist eindeutig Klar geregelt sei, laut Gericht, jedoch im § 37 SGB II Absatz 2 Satz 2: "Leistungen nach diesem Buch werden nicht für Zeiten vor der Antragstellung erbracht. Der Antrag auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts wirkt auf den Ersten des Monats zurück." Damit sei klar, dass Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II nicht rückwirkend weiterbewilligt werden könnten. Jedoch wurde eine Revision zugelassen und zwar dafür, dass das Bundessozialgericht klären müsse, inwieweit § 37 SGB II als Fristenregelung einzustufen sei oder nicht. Gebrochenes Schlüsselbein Tragik liegt in der Geschichte, denn der Leistungsberechtigte hatte den pünktlichen Termin nicht verschlafen. Vielmehr hatte er sich am Freitag, bevor er den Antrag stellte, das Schlüsselbein gebrochen. Dies erklärte er gegenüber dem Jobcenter, nicht aber vor Gericht. Ein triftiger Grund Ein Bruch des Schlüsselbeins stellt mit großer Wahrscheinlichkeit einen triftigen Grund dar, ohne eigenes Verschulden den pünktlichen Termin zur Antragstellung nicht einhalten zu können. Bei einem solchen wichtigen Grund wäre aber vermutlich eine Anerkennung rückwirkender Leistungen möglich gewesen. Der falsche Paragraf Tragisch ist an der Geschichte besonders, dass der Leistungsberechtigte offensichtlich eine Chance hatte, seinen Anspruch rechtlich durchzusetzen, sich dabei aber auf den -in seinem Fall- falschen Paragrafen im falschen Gesetz bezog.
19. April 2024
Die Benachteiligung von Vätern bei der Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten in der Rente ist rechtmäßig. Es stellt keine unzulässige Diskriminierung wegen des Geschlechts dar, dass rentenerhöhenden Kindererziehungszeiten automatisch der Mutter zugeordnet werden, wenn nicht klar ist, welcher Elternteil das Kind überwiegend erzogen hat, urteilte am Donnerstag, 18. April 2024, das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel (Az.: B 5 R 10/23 R). Da Mütter in den ersten drei Lebensjahren des Kindes deutlich seltener erwerbstätig seien als Väter, habe der Gesetzgeber mit der vorrangigen Anrechnung der Kindererziehungszeiten bei der Rente einen Ausgleich für die Frauen schaffen wollen, erklärten die obersten Sozialrichter. Anrechnung der Kindererziehungszeiten bei der Rente Nach den gesetzlichen Regelungen kann sich der Elternteil, der die Erziehung überwiegend übernommen hat, für jedes ab 1992 geborene Kind bis zu drei Jahre als Kindererziehungszeit anrechnen lassen. Für vor 1992 geborene Kinder können zweieinhalb Jahre berücksichtigt werden. Pro Jahr und Kind kann der erziehende Elternteil, meist sind dies die Mütter, dann 37,60 Euro mehr Rente erhalten. Erziehen beide Elternteile das Kind gemeinsam, wird die Kindererziehungszeit der Mutter zugeordnet, es sei denn, beide Elternteile erklären gemeinsam, dass der Vater diese erhalten soll. Zusätzlich zu den rentenerhöhenden Kindererziehungszeiten werden dem erziehenden Elternteil maximal zehn Jahre sogenannte Kinderberücksichtigungszeiten gutgeschrieben. Diese werden auf die fünfjährige Mindestversicherungszeit angerechnet. Ist der erziehende Elternteil nebenbei berufstätig und hat er mindestens 25 Jahre rentenrechtliche Zeiten angesammelt, können auch die Kinderberücksichtigungszeiten zu einer höheren Rente führen. Lesen Sie auch: - Rente mit Schwerbehinderung sehr hoch und schon ab dem 50? Vater klagte gegen Ungleichbehandlung bei der Rentenanrechnung Im Streitfall hatte der Vater einer 2002 geborenen Tochter geklagt. Der Mann lebte mit seiner früheren Partnerin und dem Kind zusammen in einem Haushalt. Beide Elternteile hatten das Kind gemeinsam erzogen. Der Kläger, ein Busfahrer, hatte seine Arbeit insbesondere auf das Wochenende gelegt, um sich auch in der Woche um das Kind mit kümmern zu können. Wer die Erziehung überwiegend vorgenommen hat, war nicht klar. Als sich die Mutter vom Kläger trennte und im November 2008 auszog, blieb die Tochter beim Vater. Der Aufenthaltsort der Mutter ist unbekannt. Rentenversicherung lehnte rentenerhöhende Kindererziehungszeiten ab Der Kläger beantragte bei der Deutschen Rentenversicherung Hessen rentenerhöhende Kindererziehungszeiten für die Erziehung seiner Tochter. Der Rentenversicherungsträger lehnte dies ab. Es liege keine gemeinsame Erklärung beider Elternteile vor, dass der Vater diese erhalten solle. Da ungeklärt sei, wer das Kind überwiegend erzogen habe, würden die Kindererziehungszeiten automatisch der Mutter zugeordnet. Erst ab dem Auszug der Mutter bis zum 18. Juli 2011 könne der Vater zumindest die Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung beanspruchen. Der Vater hielt dies für verfassungswidrig. Er werde wegen seines Geschlechts diskriminiert, wenn die Kindererziehungszeiten automatisch der Frau zugordnet würden. Väter müssen die Rentenbenachteiligung hinnehmen Das BSG urteilte, dass der Vater zwar benachteiligt werde, dies aber hinnehmen müsse. Denn die Regelung, nach der die Kindererziehungszeiten der Mutter gutgeschrieben werden, wenn nicht klar ist, wer das Kind überwiegend erzogen hat, sei gerechtfertigt. Mütter seien nach der Geburt ihres Kindes wegen der Kindererziehung deutlich seltener erwerbstätig. Deshalb habe der Gesetzgeber vorgesehen, dass die Frauen zumindest in der Rente einen vorrangigen Ausgleich in Form von Kindererziehungszeiten erhalten. So habe der Mikrozensus 2012 ergeben, dass bis zum dritten Lebensjahr des Kindes nur zehn Prozent der Frauen, aber 80 Prozent der Männer in Vollzeit gearbeitet haben. Auch aktuell lägen die Erwerbsquoten von Frauen noch deutlich unter denen von Männern, so dass die streitige Benachteiligung bei der Berücksichtigung der Kindererziehungszeiten gerechtfertigt sei. fle
Gegen-Hartz TV
Online Bürgergeld-Anspruch ausrechen
Um zu erfahren, wie hoch der Anspruch auf Bürgergeld ausfällt, kann unser neuer Bürgergeld-Rechner behilflich sein. Einfach alle wichtigen Daten eintragen und der Bürgergeld-Rechner rechnet den aktuellen Bedarf für 2024 aus! Bürgergeld Rechner
Wichtige Fragen und Antworten zum Bürgergeld
Täglich erreichen uns zahlreiche Emails mit wiederkehrenden. Noch immer herrscht eine große Verunsicherung gegenüber den zahlreichen Sozialgesetzen und deren Auswirkungen im Alltag. Wir haben einige dieser Fragen zusammengestellt und veröffentlichen hiermit unsere Antworten. Wichtige Fragen & Antworten
Forum zum Bürgergeld
Sie sind nicht allein!
"Ratschläge & Meinungen" austauschen ist das Motto unseres Forums. Hier hast Du die Möglichkeit Dich kostenlos anzumelden und mit über 20.000 Forenteilnehmer zu diskutieren sowie wichtige Fragen zum Bürgergeld zu stellen.
Selbstverständnis
Von der Arbeitsmarktreform sind Millionen von Menschen betroffen. Vieles ist im SGB II unklar und auf die individuellen Bedarfe des Einzelnen zu pauschal ausgelegt. Laut einiger Erhebungen, sollen nur rund 50 Prozent aller Bescheide der Jobcenter mindestens teilweise falsch und rechtswidrig sein. Das bedeutet für die Menschen oft tatsächliche Beschneidungen in Grundrechten und Ansprüchen.
Diese Plattform will daher denen eine Stimme geben, die kein Gehör finden, weil sie keine gesellschaftliche Lobby besitzen. Bezieher von Bürgergeld (ehemals Hartz IV) werden nicht selten als "dumm" oder "faul" abgestempelt. Es reicht nicht, dass Leistungsberechtigte mit den täglichen Einschränkungen zu kämpfen haben, es sind auch die täglichen Anfeindungen in den Jobcentern, in der Schule, in der Familie oder auf der Straße. Neben aktuellen Informationen zur Rechtssprechung konzentrieren wir uns auch auf Einzelfälle, die zum Teil skandalös sind. Wir decken auf und helfen damit den Betroffenen. Denn wenn eine Öffentlichkeit hergestellt wurde, müssen die Jobcenter agieren. Sie bekommen dadurch Druck. Lesen Sie mehr darüber in unserem redaktionellem Leitfaden!