Wer trotz Rente pflegt bekommt mehr Entlastung ab 1. Juli 2025

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Abย 1.ย Juliย 2025 greift die zweite Stufe desย Pflegeunterstรผtzungsโ€‘ย undย โ€‘entlastungsgesetzes (PUEG). Fรผr Seniorinnen und Senioren, die im Ruhestand Angehรถrige mit Pflegegradย 2ย bisย 5 versorgen, bedeutet das mehr Zeit zum Aufatmen, mehr finanziellen Spielraum und weniger bรผrokratische Hindernisse. Hinter den nรผchternen Paragraphen verbergen sich Verbesserungen, die den Alltag Hunderttausender Pflegehaushalte prรคgen dรผrften.

Neuerung beendet โ€žParagrafendschungelโ€œ

Bislang mussten pflegende Rentnerinnen und Rentner zwischen Kurzzeitโ€‘ und Verhinderungspflege unterscheiden, zwei Leistungsarten mit eigenen Budgets und Antragswegen. Damit ist nun Schluss.

Zumย 1.ย Juliย 2025 verschmelzen beide Tรถpfe zu einem gemeinsamen Jahresbetrag von bis zu 3ย 539ย Euro, der vรถllig flexibel eingesetzt werden kann โ€“ sei es fรผr einige stundenweise Entlastungen oder fรผr eine mehrwรถchige Ersatzpflege.

Die neue Regel ist in ยงย 42aย SGBย XI verankert und beseitigt die bislang komplizierten รœbertragungsregeln von nicht ausgeschรถpften Mitteln. Damit kรถnnen Pflegehaushalte erstmals ihre Auszeiten exakt nach Bedarf planen, ohne sich รผber Fรถrmlichkeiten den Kopf zu zerbrechen.

Weshalb verlรคngert sich die mรถgliche Auszeit von sechs auf acht Wochen โ€“ und warum entfรคllt die alte Wartefrist?

Entlastung misst sich nicht nur in Euro, sondern auch in Tagen. Die Hรถchstdauer der Verhinderungspflege wird 2025 von bislang 42ย auf 56ย Tage pro Kalenderjahr angehoben. Gleichzeitig verschwindet die oft kritisierte sechsmonatige โ€žVorpflegezeitโ€œ.

Kรผnftig reicht es, dass der Pflegegrad festgestellt ist โ€“ schon ab diesem Zeitpunkt kรถnnen Rentnerinnen und Rentner ihre Ersatzpflege organisieren.

Diese Angleichung an die Kurzzeitpflege beschleunigt den Zugang zur Hilfe erheblich und nimmt pflegenden Senioren den Druck, zunรคchst ein halbes Jahr โ€ždurchhaltenโ€œ zu mรผssen.

Wie wirkt sich das neue Entlastungsbudget ganz konkret im Alltag aus?
Die Flexibilisierung zeigt ihre Wirkung besonders bei hรคufigen, aber unregelmรครŸigen Belastungsspitzen.

Wer seinen dementen Partner zu Hause betreut, kann ab Juli 2025 zum Beispiel mehrere lange Wochenenden buchen, anstatt das gesamte Budget in einem Block zu verbrauchen.

Ebenso lรคsst sich eine professionelle Tagespflege stundenweise finanzieren, wรคhrend an anderen Tagen eine befreundete Pflegekraft einspringt. Weil das Geld aus einem Topf stammt, fรคllt kein โ€žUmwegโ€œ mehr รผber separate Antrรคge an. Die Pflegeversicherung erstattet sรคmtliche nachgewiesenen Kosten bis zur Hรถchstgrenze, wรคhrend das halbe Pflegegeld โ€“ wie gewohnt โ€“ fรผr bis zu acht Wochen weiterlรคuft.

Welche Bedingungen gelten, damit Pflegezeiten weiterhin die eigene Rente erhรถhen?

Pflege ist nicht nur Fรผrsorge, sie ist auch Sozialversicherung. Die Pflegekasse zahlt weiterhin Rentenbeitrรคge, wenn mindestens Pflegegradย 2 vorliegt und die Versorgung zehn Wochenstunden auf mindestens zwei Tage verteilt erfolgt.

Diese Zahl hat Gesetzeskraft und bleibt unverรคndert. Die Beitrรคge stellen Pflegepersonen so, als hรคtten sie ein monatliches Einkommen von gut 700 bis knapp 3 800 Euro erzielt โ€“ jeder Monat Pflege kann den eigenen Rentenanspruch spรคter um bis zu 35 Euro steigern. Wer unter der Hinzuverdienstgrenze von 30 Stunden Erwerbsarbeit bleibt, muss dafรผr selbst keinen Cent abfรผhren.

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Was hat es mit der โ€žTeilrente von 99,99ย Prozentโ€œ auf sich โ€“ und warum lohnt sich der kleine Verzicht?

Wer das regulรคre Rentenalter erreicht hat, verliert eigentlich den Pflichtschutz in der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine nahezu volle Teilrente von 99,99ย Prozent schafft hier einen eleganten Zwischenschritt: Durch den symbolischen Verzicht auf 0,01ย Prozent der Rente bleibt die pflegende Person versicherungspflichtig, die Pflegekasse darf also weiter Beitrรคge einzahlen.

Nach Ende der Pflegetรคtigkeit oder zum Jahreswechsel erhรถht sich die Rente dauerhaft, weil die neuen Entgeltpunkte bei der nรคchsten Anpassung berรผcksichtigt werden. Fรผr viele Ruhestรคndler ist das unterm Strich ein Plusgeschรคft โ€“ vorausgesetzt, sie stellen den entsprechenden Antrag rechtzeitig vor dem Wechsel in die Vollrente.

Wie lassen sich die neuen Regelungen am besten ausschรถpfen?

Wer eine Auszeit plant, sollte schon frรผhzeitig mit der Pflegekasse in Kontakt treten, auch wenn die Wartefrist wegfรคllt. Denn Kostenvoranschlรคge von Pflegediensten oder Kurzzeitpflegeโ€‘Einrichtungen brauchen Zeit, ebenso die verbindliche Zusage der Versicherung. Pflegestรผtzpunkte vor Ort, Wohlfahrtsverbรคnde und Rechtsberaterinnen kรถnnen beim Ausfรผllen der Formulare schnell klรคren, welche Nachweise erforderlich sind.

Ein weiterer Tipp: Auch wer bislang kaum externe Hilfe in Anspruch genommen hat, sollte die ab 2025 hรถhere Hรถchstdauer zumindest probeweise nutzen. Studien zeigen, dass regelmรครŸige Pausen das Risiko einer Pflegeโ€‘รœberlastungsdepression deutlich senken, wรคhrend die Pflegequalitรคt langfristig steigt.

Wohin kann man sich wenden, wenn Fragen offenbleiben?

Erste Ansprechpartner sind die Pflegekassen โ€“ jede verfรผgt รผber ein Servicetelefon und schriftliche Leitfรคden. Daneben beraten Pflegestรผtzpunkte auf kommunaler Ebene kostenlos. Fรผr Fragen zur Rentenaufstockung ist die Deutsche Rentenversicherung zustรคndig; dort lรคsst sich auch die Teilrente beantragen. Wer schon jetzt wissen will, wie viele zusรคtzliche Entgeltpunkte er erworben hat, kann eine Kontenklรคrung anstoรŸen.