Ab 2024 wird die Altersgrenze beginnend mit dem Geburtsjahrgang 1959 in 2-Monats-Schritten angehoben. Für Versicherte ab Jahrgang 1964 gilt dann die Regelaltersgrenze von 67 Jahren.
Trotz der damit verbundenen Abzüge entscheiden sich immer mehr Menschen dafür, bereits ab 63 Jahren in den Ruhestand zu gehen. In diesem Artikel erklären wir, welche Abzüge bei einer vorgezogenen Rente anfallen, wie sie berechnet werden und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu minimieren.
Inhaltsverzeichnis
Wie berechnet die Rentenversicherung die Abzüge?
Je früher man in den Ruhestand geht, desto geringer fällt die Rente aus. Dies liegt daran, dass die Rentenversicherung für jeden Monat, den man vor dem regulären Renteneintrittsalter in Rente geht, 0,3 Prozent von der monatlichen Rente abzieht.
Diese Abzüge können sich auf maximal 14,4 Prozent summieren, wenn man nach 35 Beitragsjahren mit 63 statt mit 67 Jahren in Rente geht.
- Beispiel: Geht man 24 Monate früher in Rente, beträgt der Abschlag 7,2 Prozent (24 x 0,3%).
Das Geburtsjahr entscheidet über das Renteneintrittsalter
Das reguläre Renteneintrittsalter hängt vom Geburtsjahr ab. Wer vor 1947 geboren wurde, konnte mit 65 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen.
Für ab 1964 Geborene liegt das Eintrittsalter bei 67 Jahren. Dazwischen erfolgt eine schrittweise Anhebung. Für jeden Monat, den man früher in Rente geht, erhöht sich der Abschlag um 0,3 Prozent.
Wann kann man vorzeitig in Rente gehen?
Alle Versicherten, die vorzeitig in Altersrente gehen möchten, beispielsweise mit 63 Jahren, müssen 35 Versicherungsjahre angesammelt haben.
So können Beitragsjahre gesammelt werden
Neben den Arbeitsjahren zählen auch Zeiten der Ausbildung und Kindererziehung als Beitragsjahre. Hat man 45 Beitragsjahre angesammelt, kann man ohne Abzüge früher in Rente gehen. Bei 35 Beitragsjahren sind Abzüge unvermeidlich.
Wie Beitragsjahre gesammelt werden
- Arbeitsjahre: Jedes Jahr sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung zählt.
- Ausbildung: Auch Ausbildungszeiten können angerechnet werden.
- Kindererziehung: Zeiten der Kindererziehung zählen ebenfalls als Beitragsjahre.
- Pflegezeiten: Pflege von Angehörigen kann angerechnet werden.
- Freiwillige Beiträge: Freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung erhöhen die Beitragsjahre.
Abzüge je nach Geburtsjahrgang
Der folgende Überblick zeigt die Abzüge bei einer Rente ab 63 Jahren abhängig vom Geburtsjahr:
Geburtsjahrgang
|
reguläres Renteneintrittsalter |
vorgezogener Rentenbeginn |
Abzüge in Prozent
|
1947 | 65 Jahre, 1 Monat | 25 Monate | 7,5 |
1948 | 65 Jahre, 2 Monate | 26 Monate | 7,8 |
1949 | 65 Jahre, 3 Monate | 27 Monate | 8,1 |
1950 | 65 Jahre, 4 Monate | 28 Monate | 8,4 |
1951 | 65 Jahre, 5 Monate | 29 Monate | 8,7 |
1952 | 65 Jahre, 6 Monate | 30 Monate | 9 |
1953 | 65 Jahre, 7 Monate | 31 Monate | 9,3 |
1954 | 65 Jahre, 8 Monate | 32 Monate | 9,6 |
1955 | 65 Jahre, 9 Monate | 33 Monate | 9,9 |
1956 | 65 Jahre, 10 Monate | 34 Monate | 10,2 |
1957 | 65 Jahre, 11 Monate | 35 Monate | 10,5 |
1958 | 66 Jahre | 36 Monate | 10,8 |
1959 | 66 Jahre, 2 Monate | 38 Monate | 11,4 |
1960 | 66 Jahre, 4 Monate | 40 Monate | 12 |
1961 | 66 Jahre, 6 Monate | 42 Monate | 12,6 |
1962 | 66 Jahre, 8 Monate | 44 Monate | 13,2 |
1963 | 66 Jahre, 10 Monate | 46 Monate | 13,8 |
1964 | 67 Jahre | 48 Monate | 14,4 |
Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund
Beispielrechnung für Abzüge bei der Rente mit 63
Fallbeispiel: Peter und Ralf
Die Zwillinge Peter und Ralf wurden am 1. Juli 1961 geboren und könnten regulär zum 1. Januar 2028 in Rente gehen. Beide haben 40 Jahre gearbeitet und 40 Entgeltpunkte gesammelt.
Peter möchte jedoch bereits am 1. Juli 2024 in Rente gehen, was zu Abzügen von 12,6 Prozent führt. Statt 1.573 EUR erhält er 1.375 EUR monatlich.
Verpasste Erhöhung durch Rente ab 63
Früher in Rente zu gehen bedeutet nicht nur Abzüge, sondern auch eine niedrigere Rente aufgrund verpasster Rentenerhöhungen. Ralf, der regulär in Rente geht, würde durch zusätzliche Einzahlungen und Rentenerhöhungen eine deutlich höhere Rente erhalten.
Im Vergleich bekommt Peter im Alter von 75 Jahren 1.683 EUR monatlich, während Justus 2.094 EUR erhält. Der Unterschied der monatlichen Auszahlung beträgt somit 411 EUR.
Langfristige Auswirkungen der Rente
Der Unterschied bei den Rentenauszahlungen von Peter und Ralf wird im Laufe der Jahre immer größer. Peter hat bei Rentenbeginn einen Vorsprung in der Auszahlung, bis Ralf in Rente geht, hat er bereits ca. 59.000 EUR an Rente ausgezahlt bekommen.
Sollte Peter vor seinem 79. Geburtstag versterben, hätte er insgesamt mehr Geld aus der Rentenkasse erhalten als Ralf, und das bei dreieinhalb Jahren weniger Arbeit. Das klingt zunächst vorteilhaft. Allerdings funktioniert dieses Konzept nur, wenn die niedrigere monatliche Rentenzahlung für Peter kein Problem darstellt.
Dies könnte der Fall sein, wenn er zusätzlich privat vorgesorgt hat oder sehr geringe Ausgaben im Ruhestand hat, zum Beispiel durch eine eigene Immobilie. Laut dem interaktiven Konsumvergleich des Statistischen Bundesamts betragen die durchschnittlichen Ausgaben im Ruhestand für einen Alleinstehenden 1.735 EUR pro Monat (Stand: 2023).
Diese Summe könnte Peter allein aus seiner Rente nicht decken. Sollte Paul älter als 79 Jahre werden, wäre der finanzielle Vorteil gegenüber Ralf ohnehin hinfällig.
Berechnung der Entgeltpunkte 2024
Man kann die Entgeltpunkte für das Jahr 2024 selbst berechnen. Dazu teilt man das Brutto-Jahresgehalt durch das Durchschnittsgehalt. Für 2024 wird vorläufig für die alten Bundesländer ein Durchschnittsentgelt von 45.358 EUR und für die neuen Bundesländer von 44.732 EUR angegeben.
Die folgende Tabelle zeigt die (vorläufigen) Entgeltpunkte für verschiedene Jahresgehälter 2024:
Jahresgehalt
|
Rentenpunkte Alte Bundesländer |
Rentenpunkte Neue Bundesländer
|
20.000 EUR
|
0,4409 | 0,4471 |
30.000 EUR
|
0,6614 | 0,6707 |
40.000 EUR
|
0,8819 | 0,8942 |
44.732 EUR
|
0,9862 | 1 |
45.358 EUR
|
1 | 1,014 |
50.000 EUR
|
1,1023 | 1,1178 |
60.000 EUR
|
1,3228 | 1,3413 |
70.000 EUR
|
1,5433 | 1,5649 |
80.000 EUR
|
1,7637 | 1,7884 |
Hilft der Kauf von Rentenpunkten?
Durch freiwillige Sonderzahlungen kann man Abzüge vermeiden. Diese Beiträge kann man von der Steuer absetzen. Ein Rentenpunkt kostet aktuell 8.436,59 EUR.
Der Kauf von Rentenpunkten bietet den Vorteil, dass Familienangehörige über die Hinterbliebenenrente abgesichert sind, was bei vielen privaten Altersvorsorgemodellen nicht der Fall ist. Zudem wird die Inflation durch jährliche Rentenerhöhungen berücksichtigt.
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention und im Reha-Sport für Menschen mit Schwerbehinderungen tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprävention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.