Schwerbehinderung: Widerspruch bei GdB von 20,30 oder 40 lohnt sich

Lesedauer 2 Minuten

Oft werden “nur” Behinderungsgrade von 30 oder 40 festgestellt. Einen Schwerbehindertenausweis erhalten Betroffene aber erst ab einem Grad der Behinderung (GdB) von 50. Der Sozialrechtsexperte Christian Schultz vom Sozialverband Deutschland (SoVD) Schleswig-Holstein berichtet, dass immer wieder Betroffene beim Sozialverband anfragen, ob sich dann ein Widerspruch lohnt.

Grad der Behinderung

Fรผr die Ausstellung eines Schwerbehindertenausweises ist ein GdB von mindestens 50 erforderlich. Oft werden jedoch niedrigere Grade wie 30 oder 40 festgestellt, was behinderte Betroffene vor die Frage stellt, ob sich ein Widerspruch lohnt.

Der GdB zeigt nicht nur die medizinische Diagnose, sondern berรผcksichtigt auch, wie die Schwerbehinderung das tรคgliche Leben beeintrรคchtigt. Dies wird anhand von รคrztlichen Befunden und Berichten รผber Funktionseinschrรคnkungen beurteilt.

Der Widerspruch gegen den GdB-Bescheid: Ein Schritt-fรผr-Schritt-Prozess

Schultz betont, dass der Widerspruch gegen einen GdB-Bescheid innerhalb eines Monats nach Erhalt des Bescheides eingelegt werden kann โ€“ und dies ohne anwaltliche Unterstรผtzung.

Es ist jedoch wichtig, eine fachlich greifende und fundierte Begrรผndung fรผr den Widerspruch vorzulegen, die aufzeigt, warum die Bewertung als ungerecht empfunden wird.

ร„nderungen 2024 fรผr Menschen mit einer Schwerbehinderung

รœberprรผfung der medizinische Unterlagen

Ein kritischer Schritt im Widerspruchsverfahren ist die รœberprรผfung der eigenen medizinischen Unterlagen bezรผglich der Versorgungsmedizinverordnung. Diese Unterlagen, einschlieรŸlich Befundberichten und Reha-Abschlussberichten, sind entscheidend, um den realen Einfluss der Behinderung auf das Leben des Betroffenen darzulegen.

Obwohl es mรถglich ist, den Widerspruch selbststรคndig zu formulieren, rรคt Schultz zur Inanspruchnahme professioneller Hilfe, beispielsweise durch einen Fachanwalt fรผr Sozialrecht oder durch Beratung beim Sozialverband.

Dies ist deshalb besonders relevant, wenn mehrere Behinderungen oder Erkrankungen vorliegen, deren gemeinsame Auswirkungen auf den GdB bewertet werden mรผssen.

Lesen Sie auch:
Schwerbehinderung: Urlaub verfรคllt ohne ausreichendem Schwerbehindertennachweis

Ein Beispiel aus der Praxis

Stellen wir uns vor, Karin Mรผller (Name frei erfunden) ist 45 Jahre alt und arbeitet als Grundschullehrerin. Vor einigen Jahren wurde bei ihr eine rheumatoide Arthritis diagnostiziert, die Schwellungen und Schmerzen in den Gelenken verursacht. Aufgrund dessen hat Karin zunehmend Schwierigkeiten, ihren beruflichen Alltag zu bewรคltigen. Die anhaltenden Beschwerden erschweren es ihr, lรคngere Zeit zu stehen oder handschriftliche Korrekturen von Schularbeiten durchzufรผhren.

Ein Grad der Behinderung von 40 wird anerkannt

Nach einer umfassenden medizinischen Untersuchung beantragt Karin einen Schwerbehindertenausweis beim zustรคndigen Landesamt fรผr soziale Dienste. Basierend auf den eingereichten medizinischen Unterlagen wird ihr ein Grad der Behinderung (GdB) von 40 zuerkannt.

Dieser Wert liegt unter der erforderlichen Schwelle von 50, die notwendig ist, um als schwerbehindert anerkannt zu werden und damit Anspruch auf den Schwerbehindertenausweis sowie weitere Unterstรผtzungsleistungen zu haben.

Karin ist von dieser Entscheidung enttรคuscht und fรผhlt sich in ihrer tรคglichen Beeintrรคchtigung nicht ausreichend berรผcksichtigt. Nach Rรผcksprache mit ihrem behandelnden Rheumatologen entscheidet sie sich, Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen.

Sie sammelt zusรคtzliche medizinische Berichte und Befundberichte, die detailliert ihre Funktionseinschrรคnkungen, die Intensitรคt ihrer Schmerzen und deren Auswirkungen auf ihr tรคgliches Leben beschreiben. Diese Dokumente untermauern, dass Karins Zustand ihre Lebensqualitรคt und Arbeitsfรคhigkeit stรคrker einschrรคnkt, als im ursprรผnglichen Bescheid anerkannt.

Mit Unterstรผtzung eines Sozialverbands formuliert Karin einen fundierten Widerspruch, der neben den zusรคtzlichen medizinischen Unterlagen eine persรถnliche Schilderung ihrer Situation umfasst. Darin legt sie dar, wie die Erkrankung ihre berufliche Tรคtigkeit und Alltagsaktivitรคten beeintrรคchtigt.

Widerspruch war erfolgreich

Einige Wochen spรคter erhรคlt Karin einen neuen Bescheid, in dem ihr GdB auf 50 heraufgesetzt wird. Dieser Wert ermรถglicht ihr nun die Inanspruchnahme eines Schwerbehindertenausweises sowie zusรคtzlicher Unterstรผtzungsleistungen, die ihr helfen, ihren Beruf weiterhin auszuรผben und ihre Lebensqualitรคt zu verbessern.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, bei der Bewertung des GdB alle relevanten medizinischen Informationen zu berรผcksichtigen und gegebenenfalls durch einen Widerspruch eine Neubewertung zu erwirken. Es zeigt auch, dass professionelle Beratung und Unterstรผtzung im Widerspruchsverfahren entscheidend sein kรถnnen, um ein gerechtes Ergebnis zu erzielen.