Schulden: Schlimme Tricks der Inkasso-Firmen

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Wer Schulden hat, wird wahrscheinlich auch mit Inkasso-Briefen und Anrufen konfrontiert sein. Das Geschรคftsmodell dieser Unternehmen ist, mรถglichst schnell und effektiv AuรŸenstรคnde bei Schuldner einzuholen und damit Geld zu verdienen. Dabei bedienen sich die Firmen oftmals zweifelhafter Drohungen, die sich in der Realitรคt als “heiรŸe Luft” herausstellen.

Die miesen Tricks der Inkasso-Firmen

Was sind Inkasso-Firmen?

Inkasso-Firmen sind Unternehmen, die sich auf die Eintreibung von fรคlligen Schulden spezialisiert haben. Sie werden von Glรคubigern beauftragt, ihre fรคlligen Schulden einzutreiben.

Inkasso-Unternehmen setzen verschiedene Methoden ein, um die Schulden einzutreiben, wie zum Beispiel Mahnungen, Telefonanrufe oder das Einleiten von gerichtlichen Verfahren. Viele Drohungen sind allerdings unberechtigt und zum Teil sogar rechtswidrig.

Was dรผrfen Inkasso-Unternehmen?

“Lassen Sie sich nicht einschรผchtern und bewahren Sie Ruhe โ€“ auch wenn es schwerfรคllt”, rรคt die Verbraucherzentrale Hamburg. Denn nicht alle Drohungen kรถnnen seitens der Schuldeneintreiber auch in die Tat umgesetzt werden.

Die Verbraucherzentrale hat aus den Beratungserfahrungen einige Drohungen entschlรผsselt und diese ins richtige Licht gerรผckt.

Inkasso droht: Wir melden Sie bei der Schufa

Bei der Schufa kรถnnen nur Eintrรคge gemeldet werden, wenn das meldende Unternehmen auch Mitglied bei der Schufa ist. Sehr viele, zumeist unseriรถse Inkasso-Dienste, sind allerdings nicht Mitglied bei der Schufa und kรถnnen deshalb keine Meldung vornehmen.

Wenn die Forderung gegen den Schuldner berechtigt ist, so ist davon auszugehen, dass bereits ein Eintrag durch den Glรคubiger erfolgt ist. Ist die Forderung nicht berechtigt und wurde der Forderung widersprochen, darf kein Schufa-Eintrag erfolgen.

Schuldner soll einen Mindestbetrag zahlen

Wer Schulden hat, muss diese nicht zahlen, wenn das Einkommen unterhalb des Pfรคndungsfreibetrages liegt (alle aktuellen Pfรคndungsfreibetrรคge fรผr 2023). Zusรคtzlich werden weitere Freibetrรคge zum Beispiel bei einer Unterhaltspflicht gewรคhrt.

Wer also kein Geld รผber dem Pfรคndungsfreibetrag pro Monat hat, muss auch keine Mindestbetrรคge zum Abstottern der Schulden zahlen. “Wenn kaum Geld da ist, mรผssen Sie nicht einmal fรผnf Euro pro Monat abstottern”, sagt die Verbraucherzentrale Hamburg.

Das Gericht soll eingeschaltet werden, wenn nicht gezahlt wird

Wenn ein Gericht fรผr eine Vollstreckung eingeschaltet werden soll, muss sich das Inkasso ersteinmal einen Titel besorgen. Das ist ein gerichtlicher Vollstreckungsbescheid, ein Urteil oder ein notarielles Schuldanerkenntnis.

Schuldner haben im Verlauf des Verfahrens mehrfach die Mรถglichkeit einen Widerspruch gegen eine Forderung einzulegen, wenn die Forderung unberechtigt oder zu hoch erscheint. Hรคufig drohen unseriรถse Inkasso-Dienste lediglich mit einem Titel und ziehen nicht vor Gericht.

Drohung: Der Gerichtsvollzieher wird vorbei geschickt

In einigen Fรคllen drohen die Eintreiber damit, dass ein Gerichtsvollzieher vorbei geschickt wird. Dieser darf jedoch erst eingeschaltet werden, wenn ein gerichtlicher Vollstreckungsbescheid oder ein Gerichtsurteil vorliegt.

Auch wenn der Gerichtsvollzieher mit einem Vollstreckungsbescheid in der Hand vor der Tรผr steht, muss die Pfรคndungsfreigrenze eingehalten werden. Zudem werden wichtige Alltagsgegenstรคnde nicht einfach mitgenommen. Mehr dazu haben wir auch hier in einem Ratgeber zusammengefasst: Wenn der Gerichtsvollzieher vor der Tรผr steht.

Sie mรผssen sonst ins Gefรคngnis

Eine beliebte Androhung ist die Haft. Beugehaft kann nur erwirkt werden, wenn der Glรคubiger einen Titel erwirkt vor Gericht erwirkt hat, Pfรคndungsversuche vergeblich waren und bei Aufforderung die Abgabe einer Vermรถgensauskunft grundlos verweigert wurde.

Bevor ein Haftbefehl erlassen wird, muss also schon im Vorfeld viel passiert sein. Von heute auf morgen wird niemand einfach so ins Gefรคngnis gesteckt.

Drohung: Das Jobcenter oder Jugendamt wird informiert

Wer Sozialleistungen wie Bรผrgergeld vom Jobcenter bezieht, muss sich keine Sorgen machen, dass das Inkasso-Bรผro an das Jobcenter wendet. Auch das Jugendamt wird die Kinder nicht aus der Familie nehmen, nur weil die Familie รผberschuldet ist. ร„mter werden in der Regel nicht mit Inkasso-Firmen kooperieren.

Diese Drohung ist nicht so selten, wie die Verbraucherzentrale Hamburg berichtet. Eine Betroffene wandte sich an die Verbraucherschรผtzer, weil ein bekanntes Inkasso-Unternehmen sie aufforderte, die Energieschulden in Hรถhe von 300 Euro vom Kindergeld zu zahlen. Ansonsten wรผrde man das Jugendamt informieren. Die junge Mutter hatte Angst, dass nunmehr ihr die Kinder weggenommen wรผrden.

“Das stimmt natรผrlich schlicht und ergreifend nicht”, betont die Verbraucherzentrale. Das passiert nicht aufgrund von Schulden.

Ruhe bewahren und sich nicht einschรผchtern lassen

Viele Menschen zahlen allerdings bei derlei Drohungen die Forderungen, selbst wenn diese unberechtigt oder รผberhรถht sind. Betroffene sollten sich allerdings nicht einschรผchtern lassen und eine Schuldnerberatungsstelle einschalten. Nur bei gerichtlichen Mahnbescheiden ist schnelles Handeln erforderlich.