Rentner aufgepasst: 6 Krankenkassen planen Erhöhung der Beiträge

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Ab dem 1. Juli 2025 müssen Millionen gesetzlich Versicherte erneut tiefer in die Tasche greifen. Sechs große Krankenkassen haben beim Bundesamt für Soziale Sicherung eine Anhebung ihrer kassenindividuellen Zusatzbeiträge beantragt. Besonders betroffen sind dabei Beschäftigte mit mittlerem Einkommen und Rentner.

Krankenkassen verlangen künftig mehr Geld

Mit diesen Anhebungen würden die Kassen den bereits gestiegenen Bundesdurchschnitt von 2,5 % überschreiten. Der Gesamtbeitrag zur Krankenversicherung nähert sich somit bei einigen Kassen der 17-Prozent-Marke – ein kritischer Wert für viele Haushalte mit knappem Budget.

Belastung für Versicherte: 250 € Mehrkosten im Jahr möglich

Für Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von 3.500 Euro könnte eine Beitragserhöhung z. B. einen monatlichen Mehraufwand von rund 22 Euro – also rund 264 Euro im Jahr bedeuten. Dabei trägt die Hälfte der Zusatzbelastung wie üblich der Arbeitgeber, dennoch bleibt der Nettoverlust für viele spürbar.

Wer Bürgergeld bezieht und freiwillig versichert ist, hat mitunter keine Möglichkeit, auf günstigere Alternativen auszuweichen – und bleibt auf der kompletten Erhöhung sitzen.

Sonderkündigungsrecht nutzen: Was Versicherte jetzt tun können

Wer von der Beitragserhöhung betroffen ist, erhält in den nächsten Wochen Post von seiner Krankenkasse. Ab Zugang des Schreibens gilt ein zweimonatiges Sonderkündigungsrecht. Wichtig: Die übliche Mindestbindungsfrist von zwölf Monaten entfällt in diesem Fall.

Der Wechsel in eine günstigere Kasse kann sich lohnen – aber nur, wenn neben dem Beitrag auch die angebotenen Leistungen stimmen. Besonders chronisch Kranke sollten etwa auf Zuzahlungsbefreiungen oder strukturierte Behandlungsprogramme achten.

Zusammenfassung:

Schritt Nutzen Details
Sonderkündigungsrecht prüfen Wechsel in günstigere Kasse möglich
Erhöht eine Kasse ihren Zusatzbeitrag, haben Mitglieder zwei Monate Zeit, fristlos zu kündigen. (vdk.de)
Vergleichen Bis zu 400 € jährlich sparen
Große Preisunterschiede: 2025 liegen Zusatzbeiträge zwischen 2,18 % und 4,40 %.
Leistungen checken Nicht nur auf den Beitrag schauen
Impfungen, Bonusprogramme, Zahnersatz unterscheiden sich stark.

Krankenkassenfinanzen im freien Fall: Wie es so weit kommen konnte

Der durchschnittliche Zusatzbeitrag war bereits zum 1. Januar 2025 von 1,7 auf 2,5 Prozent gestiegen – ein Rekordniveau. Dennoch warnte der GKV-Spitzenverband bereits im Frühjahr vor einer „akuten Finanzierungslücke“. Die Rücklagen aller 94 gesetzlichen Kassen betragen aktuell nur zwei Milliarden Euro – das reicht für weniger als zwei Tage laufenden Betrieb. Gleichzeitig summieren sich die Defizite auf 6,2 Milliarden Euro allein im Jahr 2024.

Drei Ursachen für die Beitragslawine

Mehrere strukturelle Probleme treiben die Kosten und drücken die Einnahmen:

  • Kostenexplosion im Gesundheitswesen: Neue Therapien, steigende
  • Arzneimittelpreise und Krankenhauskosten führen zu zweistelligen Mehrausgaben.
  • Bundeszuschüsse unzureichend: Die Finanzierung der Beiträge für Bürgergeldempfänger sind chronisch unterdeckt – rund zehn Milliarden Euro fehlen jährlich.
  • Rücklagen erschöpft: Viele Kassen unterschreiten die gesetzliche
  • Mindestreserve deutlich. Nur sieben Prozent der Monatsausgaben sind noch gedeckt – vorgeschrieben wären 20 Prozent.

Notgesetz geplant: GKV-Verband fordert Ausgabenbremse

Um die Eskalation zu stoppen, fordert der GKV-Spitzenverband ein Sofortgesetz noch vor der Sommerpause. Ziel: Die Ausgaben für ärztliche Leistungen und Medikamente sollen künftig nur noch im Einklang mit den Beitragseinnahmen wachsen.

Gleichzeitig müsse der Staat endlich seinen Finanzierungsanteil bei versicherungsfremden Leistungen übernehmen – besonders für Transferleistungsempfänger\:innen.

Pflegeversicherung unter Druck: Das nächste Kostenrisiko

Auch die soziale Pflegeversicherung steht vor finanziellen Problemen. Trotz der Beitragserhöhung auf 3,6 Prozent Anfang des Jahres weist das System im ersten Quartal 2025 bereits ein Minus von 90 Millionen Euro aus. Mindestens eine Pflegekasse musste bereits mit Liquiditätshilfen gestützt werden. Ohne zusätzliche Bundesmittel drohen hier ebenfalls neue Beitragserhöhungen oder Leistungskürzungen.

Sozialverbände schlagen Alarm: „Kopfpauschale durch die Hintertür“

Organisationen wie der SoVD und der VdK kritisieren, dass die Erhöhungen erneut einseitig zulasten der Versicherten und Rentner\:innen gingen. Arbeitgeberbeiträge bleiben hingegen gedeckelt. Die Verbände fordern eine gesamtgesellschaftlich getragene Finanzierung – etwa über Steuern – sowie tiefgreifende Strukturreformen, um die Solidargemeinschaft langfristig tragfähig zu machen.

Finanzsystem GKV am Limit – Handeln ist gefragt

Die gesetzlichen Krankenkassen stehen am finanziellen Abgrund. Weitere Beitragserhöhungen sind ohne politischen Kurswechsel kaum abzuwenden. Besonders für Versicherte mit geringen Einkommen kann schon ein halber Prozentpunkt den Haushaltsplan ins Wanken bringen. Ein Kassenwechsel allein reicht nicht – es braucht strukturelle Reformen und eine gerechtere Lastenverteilung.

Unser Tipp für Betroffene:
Warten Sie die schriftliche Benachrichtigung Ihrer Kasse ab und prüfen Sie dann sofort Ihr Sonderkündigungsrecht. Vergleichen Sie Beitragssätze und Leistungen sorgfältig. Wer rechtzeitig handelt, kann im Jahr mehrere Hundert Euro sparen – und sich vor der nächsten Erhöhungsrunde absichern.

Hinweis: 
In einer früheren Version des Artikels haben wir konkrete Versicherungen genannt, die Erhöhungen planen. Diese Liste war nicht korrekt und der Artikel wurde angepasst.