Wer Bürgergeld bezieht, ist gefährdet, auch im Alter in Armut zu leben. Denn im Unterschied zum Arbeitslosengeld I gelten für Zeiten des Bürgergeld-Bezuges keine Entgeltpunkte bei der Rente.
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Jedes Jahr im Bürgergeld bedeutet fast 40 EUR weniger Rente
Beim Arbeitslosengeld fallen pro Monat rund 80 Prozent der Rentenbeiträge an, die die Betroffenen in ihrer vorhergehenden Beschäftigung erwarben. Beim Bürgergeld gibt es keine Rentenpunkte, und jedes Jahr im Bürgergeld-Bezug senkt die spätere Rente pro Jahr um rund 39,32 EUR.
Keine Beitragszahlung während Bürgergeld-Bezug
Während des Bürgergeld-Bezugs wird nicht in die Deutsche Rentenversicherung eingezahlt, und deshalb erhöht sich in dieser Zeit die spätere Rente nicht. Bei der späteren Höhe der gesetzlichen Rente werden nur die Jahre berechnet, in der Beiträge zur Rentenversicherung geleistet wurden.
Bürgergeld wird als Wartezeit berechnet
Allerdings werden die Zeiten des Bürgergeldes als Wartezeiten angerechnet. Für eine vorzeitige Rente mit Abschlägen nach 35 Jahren Wartezeit für langjährig Versicherte zählen Bürgergeld-Zeiten. Bei der abschlagsfreien Frührente für besonders langjährig Versicherte, die 45 Jahre Wartezeit nachweisen können, werden die Bürgergeld-Zeiten jedoch nicht berücksichtigt.
Im Rentenalter nicht mehr Erwerbsfähig
Achtung: Wenn Erwerbsfähige die Regelaltersgrenze zum Eintritt in die Altersrente erreichen, erlischt der Anspruch auf Bürgergeld. Das Bürgergeld ist nämlich an die prinzipielle Erwerbsfähigkeit geknüpft, und damit das übliche Erwerbsalter.
Kein Bürgergeld statt Altersrente
Man kann also nicht Bürgergeld statt einer Altersrente beziehen, stattdessen tritt hier als Sozialleistung die Grundsicherung im Alter in Kraft für diejenigen, die die Regelaltersgrenze erreicht haben. Diese Sozialleistung soll, vergleichbar dem Bürgergeld, das Existenzminimum decken, wenn Einkommen und Vermögen zu klein sind.
Grundsicherung soll vor Altersarmut schützen
Wenn die ausgezahlte Rente das Existenzminimum nicht ermöglicht, dann haben Sie einen Anspruch auf diese Grundsicherung im Alter. Die Armutsgrenze ist dabei definiert mit weniger als 1.148 EUR pro Monat.
Achtung! Kein Anspruch auf Grundsicherung bei vorzeitiger Rente
Es ist eine schlechte Idee, Bürgergeld zu beziehen und nach 35 Jahren Wartezeit vorzeitig in die ohnehin geringe Rente zu gehen und dabei noch Abzüge hinzunehmen. Bei einer vorzeitigen Rente entfällt nämlich der Anspruch auf Grundsicherung im Alter.
Keine Grundsicherung bei grober Fahrlässigkeit
Es gibt auch noch eine weitere Falle, und in diese tappen Menschen, die Bürgergeld beziehen / bezogen, sehr schnell. Laut dem Paragrafen 41 im Sozialgesetzbuch XII sind diejenigen von der Grundsicherung im Alter ausgeschlossen, die “ihre Hilfebedürftigkeit in den vergangenen zehn Jahren vorsätzlich oder grob fahrlässig herbeigeführt haben.”
Aus der Kürzung beim Bürgergeld wird die Ablehnung der Grundsicherung
Genau das unterstellen Jobcenter Leistungsberechtigten beim Bürgergeld immer wieder. Was beim Arbeitslosengeld zu einer Sperrfrist und beim Bürgergeld zu einem zeitweisen Kürzen der Bezüge führt, kann sich also auch später noch auswirken, wenn sie das Rentenalter überschritten haben.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.