Österreichischer Experte nutzte Hartz IV als ein Negativbeispiel

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Ein Sozialexperte vergleicht die neue österreichische Sozialhilfe mit dem deutschen Hartz IV. Er möchte damit keinesfalls aufzeigen, welchem Land es besser geht. Vielmehr stellt die deutsche Grundsicherung ein System für ihn dar, das anderen Ländern aufzeigen sollte, wie Sozialhilfe nicht auszusehen hat.

Hartz IV habe katastrophale Auswirkungen

Österreich führt eine neue Sozialhilfe ein. Mit dieser soll die bisherige Mindestsicherung neu geregelt werden.  Martin Schenk ist ein österreichischer Sozialexperte der Diakonie. Im Rahmen der Neueinführung vergleicht er das österreichische Konzept mit dem deutschen Hartz IV. Dabei bezieht er sich auf die Geldkosten, ausgeschlossen der Wohnkosten. Das Ergebnis: Alleinstehende Österreicher erhalten rund 100 Euro mehr im Monat. Allerdings erhalten Familien aufgrund der geplanten Kürzung der Mindestsicherung künftig weniger Geld als beim deutschen Hartz IV. Das soll nach Ansicht Schenks schon was heißen. Schließlich habe Hartz IV katastrophale Auswirkungen auf die Gesundheit und Chancen.

Trotz Familienbeihilfe weniger als bei Hartz IV

In Schenks Vergleich wurde sowohl die österreichische Familienbeihilfe, die Mehrkindzuschläge sowie der Kinderabsetzbetrag berücksichtigt. Dennoch erhalten österreichische Paare und Familien mit Kindern künftig weniger Geld als deutsche Familien, trotz höherer Lebenskosten. Besonders kritisch: Der Kinderzuschlag in Österreich sinkt in Zukunft mit zunehmender Kinderzahl. Folglich steigt der Fehlbetrag mit zunehmender Familiengröße an. So haben Familien mit vier Kindern beispielsweise 379 Euro weniger im Monat als im kritisierten deutschen Modell. Der Sozialexperte schließt daraus, dass österreichische Kinder künftig in größerer Armut aufwachsen, als Kinder in Deutschland.

Soziale Ausgrenzung darf nicht sein

Schenk kritisiert weiter, dass die Aufgabe der Sozialhilfe in beiden Ländern nicht nur die bloße Existenzsicherung sein dürfe. Ferner sollte es auch Chancen sichern und soziale Ausgrenzung verhindern. Auch in puncto Langzeitarbeitslosigkeit bezieht sich der Sozialexperte kritisch auf Hartz IV. Er warnt davor, dass die neue Sozialhilfe nach deutschem Vorbild auch für Langzeitarbeitslose zur Anwendung kommen könnte, wenn die österreichische Regierung wie angekündigt die Notstandshilfe abschaffe. Laut Schenk würde der Verlust des Arbeitsplatzes dann für viele Menschen den Absturz nach ganz unten bedeuten.

Allein die Tatsache, dass sich andere Länder an Hartz IV als Negativbeispiel orientieren, sollte zeigen, dass das System einer kompletten Überholung bedarf, beziehungsweise in der jetzigen Form abgeschafft werden muss.

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