Bürgergeld: Würdelos im Jobcenter – Das glauben viele Nichtbetroffene nicht

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Wer noch nie etwas mit dem Jobcenter zu tun hatte, kann sich kaum vorstellen, wie oftmals mit Bürgergeld-Leistungsbeziehenden umgegangen wird.

Wer im Jobcenter-System Fehler oder Versäumnisse begeht, muss mit ernsthaften Konsequenzen wie Sanktionen rechnen. Das gilt auch Problemlagen, die man selbst nicht verursacht hat.

Wichtige Dokumente immer persönlich abgegeben

Aus diesem Grund raten Erwerbslosenberatungsstellen beispielsweise immer wieder dazu, wichtige Anträge und Dokumente beweissicher im Jobcenter abzugeben. Es kommt nämlich nicht selten vor, dass Anträge verloren gehen. Das Nachsehen haben die Antragsteller, wenn sie nicht die Abgabe der Dokumente beweisen können.

Das weiß auch Christine. Sie beschreibt eine Alltagsbegebenheit, wie sie sich täglich immer wieder ereignet.

Sicherheitsmann wimmelt ab

Christine berichtet, wie sie persönlich zum Jobcenter gefahren ist, um einen Widerspruch abzugeben.

“Beim Eintreten sehe ich einen monströsen Sicherheitsmann in Normalkleidung gelangweilt auf einen Stuhl gefläzt mit seinem Handy beschäftigt.

Er sieht mich, genervter Blick, steht auf, kommt mit einschüchternder Körperhaltung auf mich zu und fragt in gelangweiltem Ton, was ich denn wolle.

Ich erkläre, dass ich einen Widerspruch abzugeben hätte und eine Quittierung bräuchte (was ich bereits zu früheren Anlässen so tat, weil immer wieder was verloren geht). Mitarbeiter des Jobcenters standen am Schalter, vertieft in irgendwas.”

Unhöflicher Kommandoton

Doch der Sicherheitsmann will den Widerspruch nicht entgegennehmen und reagiert in einem unhöflichen und kommandierenden Ton: “Das geht hier nicht, werfen Sie es in den Briefkasten!” Ich wollte nochmal kurz erklären, er wies mich zurecht wie ein Strafvollzugsbeamter und wies mich aus der Tür. Keine Erklärung oder “tut mir leid, aber …”

Also ging Christine zur Post und zahlte 3,50 für das Einschreiben. Das ist etwas weniger als ein Tagessatz beim Bürgergeld für Essen und Trinken.

Keine andere Behörde geht so negativ mit Bürgern um

“Keine andere Behörde würde so einen Umgang mit Bürgern dulden”, mahnt sie. “Ich bin chronisch krank in diese Situation geraten und man darf mich staatlich legitimiert so würdelos behandeln?”, fragt Christine.

Es ist wichtig aus dem Alltag zu berichten, sagt sie. Denn “sonst glauben Nichtbetroffene nämlich nicht, wie würdelos man in den Leistungsbehörden behandelt wird.”

Kein Einzelfall

Das was Christine widerfahren ist, ist oft Alltag in den Leistungsbehörden. Das zeigte auch eine kürzlich veröffentlichte Auswertung der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW) in Hamburg. Weit vorn in den Problemanzeigen waren das Amt für Migration Abteilung Auszahlung Asylbewerberleistungen und die Jobcenter.

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