Wer noch nie etwas mit dem Jobcenter zu tun hatte, kann sich kaum vorstellen, wie oftmals mit Hartz-IV-Leistungsbeziehenden umgegangen wird.
Wer im Hartz-IV-System Fehler oder Versäumnisse begeht, muss mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. Das gilt auch Problemlagen, die man selbst nicht verursacht hat.
Wichtige Dokumente immer persönlich abgegeben
Aus diesem Grund raten Erwerbslosenberatungsstellen beispielsweise immer wieder dazu, wichtige Anträge und Dokumente beweissicher im Jobcenter abzugeben. Es kommt nämlich nicht selten vor, dass Anträge verloren gehen. Das Nachsehen haben die Antragsteller, wenn sie nicht die Abgabe der Dokumente beweisen können.
Das weiß auch Christine, deren Nickname bei Twitter “@utopia_ultima” heißt. Sie beschreibt eine Alltagsbegebenheit, wie sie sich täglich immer wieder ereignet.
Sicherheitsmann wimmelt ab
Christine berichtet, wie sie persönlich zum Jobcenter gefahren ist, um einen Widerspruch abzugeben. “Beim Eintreten sehe ich einen monströsen Sicherheitsmann in Normalkleidung gelangweilt auf einen Stuhl gefläzt mit seinem Handy beschäftigt. Er sieht mich, genervter Blick, steht auf, kommt mit einschüchternder Körperhaltung auf mich zu und fragt in gelangweiltem Ton, was ich denn wolle.
Ich bin gestern zum JC gefahren, um einen Widerspruch persönlich abzugeben, um die Kosten des Einschreibens zu sparen, weil #IchBinArmutsbetroffen. Zum Glück derzeit mit 9 €-Ticket, auch da 4 € f. hin u. zurück gespart.
Ich trete ins Gebäude, im Erdgeschoss ein Schalter
1/7— Christine 🌼 (@utopia_ultima) August 20, 2022
Ich erkläre, dass ich einen Widerspruch abzugeben hätte und eine Quittierung bräuchte (was ich bereits zu früheren Anlässen so tat, weil immer wieder was verloren geht). Mitarbeiter des Jobcenters standen am Schalter, vertieft in irgendwas.”
Unhöflicher Kommandoton
Doch der Sicherheitsmann will den Widerspruch nicht entgegennehmen und reagiert in einem unhöflichen und kommandierenden Ton: “Das geht hier nicht, werfen Sie es in den Briefkasten!” Ich wollte nochmal kurz erklären, er wies mich zurecht wie ein Strafvollzugsbeamter und wies mich aus der Tür. Keine Erklärung oder “tut mir leid, aber …”
Also ging Christine zur Post und zahlte 3,50 für das Einschreiben. Das ist fast ein Tagessatz bei Hartz IV für Essen und Trinken. “Keine andere Behörde würde so einen Umgang mit Bürgern dulden”, mahnt sie bei Twitter. “Ich bin chronisch krank in diese Situation geraten und man darf mich staatlich legitimiert so würdelos behandeln?”, fragt Christine bei Twitter.
Große Resonanz bei Twitter
Die Resonanz auf ihren Beitrag ist riesig. Mehrere tausend Likes und unzählige Kommentare. Es ist wichtig aus dem Alltag zu berichten, schreibt einer. Denn “sonst glauben Nichtbetroffene nämlich nicht, wie würdelos man in den Leistungsbehörden behandelt wird.”