Hartz IV-Kindersatz: Nur 2,96 Euro für Essen in der Corona-Pandemie

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Während Lebensmittel in der Corona-Krise immer teurer und zusätzliche Anschaffungen wie für Mundschutz-Masken erforderlich werden, lehnte trotz Länderinitiative die Bundesregierung einen Hartz IV-Corona-Zuschuss ab. Wer sich aber die Mühe macht und ausrechnet, wie viel eigentlich für die tägliche Ernährung von Kindern berechnet ist, weiß, wie wichtig ein solcher Zuschuss wäre. Denn für eine gesunde und ausgewogene Ernährung reicht der Kinderregelsatz bei weitem nicht aus.

2,96 Euro pro Tag soll für Kleinkinder ausreichen

Mit 2,96 Euro pro Tag sollen Hartz IV-Beziehende ihre Kinder bis zum sechsten Lebensjahr gesund und vollwertig ernähren. Für 6- bis 14-jährige sind es gerade einmal 3,64 Euro. Denn lediglich 35,5 Prozent sieht der Regelsatz für Ernährung und Getränke vor. Für Kinder bis 6 Jahre sieht der Gesetzgeber einen Regelsatz von gerade einmal 250 EUR vor. Für Kinder ab 6 bis einschl. 13 Jahren nur 308 Euro.

“Betroffen sind vor allem Kinder alleinerziehender Mütter mit Hartz IV-Bezug,”, mahnt Professor Jan Frank, Präsident der Fachgesellschaft Society of Nutrition and Food Science (SNFS) mit Sitz an der Universität Hohenheim in Stuttgart. “Das ist schlicht nicht möglich”, sagen Ernährungswissenschaftler der SNFS.

Sie warnen davor, nur die Kalorien im Blick zu haben. Entscheidend sei vielmehr die ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen. “Rund vier Euro am Tag sind nötig um eine gesunde Ernährung für Kinder unter sechs Jahren zu gewährleisten”, betont Frank.

Kinder benötigen eine abwechslungsreiche Ernährung

Kinder brauchen für Wachstum und Entwicklung eine abwechslungsreiche Ernährung. Sie müssen genügend Obst und Gemüse, Milchprodukte, Fleisch und Eier enthalten, ergänzt durch Sättigungsbeilagen wie Kartoffeln, Reis und Nudeln. Nur damit könne man sicherstellen, dass die Kinder genügend Energie und Eiweiß, besonders aber Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu sich nehmen.

Fehlernährung kann zu Entwicklungsstörungen führen

Armut und Mangelernährung sind auf fatale Weise miteinander verbunden. Eine Mikronährstoff-Mangelernährung entzieht sich der Diagnose; deshalb auch als verborgener Hunger bezeichnet. Das Problem: Er wird nicht wahrgenommen, obwohl er, je nach Ausmaß, schwerwiegende Konsequenzen für die Entwicklung und das spätere Leben der betroffenen Kinder haben kann. Denn Fehlernährung im Kindesalter kann zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen führen.

Günstige Lebensmittel sind nährstoffärmer

“Wenn gespart werden muss, werden vor allem solche Lebensmittel gekauft, die preisgünstig sind, aber auch satt machen”, so Professor Hans Konrad Biesalski, Ernährungsmediziner an der Uni Hohenheim und weiter: “Es gibt zahlreiche Untersuchungen dazu, dass die Qualität eines Lebensmittels, also die Menge an enthaltenen Mikronährstoffen, mit sinkendem Preis abnimmt, während der Energiegehalt zunimmt”. So kann es zu Übergewicht bei unzureichender Versorgung mit Mikronährstoffen kommen.

Inwieweit ein Kind mit wenig Geld gesund ernährt werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Wichtige Voraussetzungen sind vor allem Wissen um Ernährung und Vorratshaltung sowie Kenntnisse und Fertigkeiten in der Zubereitung von Mahlzeiten. Autor: Rüdiger Lobitz

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