Hartz IV: Bildungs- und Teilhabepaket kommt nur bei der Hälfte der Kinder an

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Das Bildungs- und Teilhabepaket soll Kindern in Hartz IV Förderleistungen zur Verfügung stellen und so Chancengleichheit in der Bildung herstellen. Doch nur 55 Prozent der 2 Millionen Leistungsberechtigten unter 15 Jahren erhielten 2020 entsprechende Leistungen.

Kinder und Jugendliche in Hartz IV bleiben auf der Strecke

Gestern haben wir darüber berichtet, dass 40 Prozent der anspruchsberechtigten Senioren aufgrund der umständlichen Antragsstellung keine Grundsicherung im Alter beziehen. Das gleiche Phänomen lässt sich beim Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder und Jugendliche in Hartz IV beobachten.

Die Bundesagentur für Arbeit hat erstmals eine Jahresübersicht zu Bewilligungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass 2020 nur 55 Prozent der zwei Millionen leistungsberechtigten Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren Förderung aus dem Paket erhielten. Nur 11 Prozent erhielten Unterstützung für die Lernförderung, die im Sinne einer späteren Arbeitsmarktqualifikation so wichtig wäre. Auch die soziale Teilhabe wird nicht gewährleistet. Nur 7 Prozent der Kinder bekamen Unterstützung für einen eintägigen Schulausflug. Vereinsbeiträge oder andere Leistungen zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben erhielten weniger als 15 Prozent der Berechtigten.

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Kritik an komplizierter Antragsstellung und fehlender Information durch die Jobcenter

Gegenüber dem ARD Magazin MONITOR erklärte Joachim Rock vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, „die Leistungen sind zu restriktiv ausgestattet, sie sind zu niedrig und zu schwer zu erreichen.” Insbesondere angesichts der Corona-Krise sei es umso wichtiger, Kindern die nötige Unterstützung zu bieten. Außerdem würden die Jobcenter und Arbeitsagenturen ihrem „Hinwirkungsgebot“ nicht ausreichend nachkommen und Betroffene unzureichend über die Fördermöglichkeiten informieren.

Die Bundesregierung und Bundesagentur für Arbeit schieben die Verantwortung allerdings auf die Kommunen. Außerdem solle die Zugänglichkeit zu den Leistungen künftig erleichtert werden.

Bild: UMB-O / AdobeStock

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