Früher in Rente für schwerbehinderte Menschen schon mit 62

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Menschen mit Schwerbehinderung, die in der Deutschen Rentenkasse versichert sind, können früher als Arbeitnehmer ohne Schwerbehinderung in Rente gehen. Sowohl die Rente ohne Abschläge wie die vorzeitige Rente mit Abschlägen verschiebt sich für sie um mehrere Jahre.

Vorgezogene Rente mit 62 oder früher

Das bedeutet für Menschen mit Schwerbehinderungen, so die Deutsche Rentenversicherung: “Sind Sie 1964 oder später geboren, können Sie mit 65 Jahren ohne Abzüge (wird Abschläge genannt) oder ab 62 Jahren mit Abschlägen in Rente gehen.

Wenn Sie zwischen 1952 und 1963 geboren sind, erhöht sich Ihre Altersgrenze für eine abschlagsfreie Rente schrittweise von 63 auf 65 Jahre. Die Altersgrenze, ab der Sie die Rente frühestens – jedoch mit Abschlägen – erhalten können, steigt parallel dazu von 60 auf 62 Jahre.”

Was bedeutet “vorzeitig mit Abschlägen”

Die vorgezogene Altersrente für schwerbehinderte Menschen fällt geringer aus als deren reguläre Altersrente. Jeder Monat, den die Betroffenen früher in den Ruestand gehen, kostet 0,3 Prozent der Rente.

Dieses Minus besteht ein Leben lang und wird nicht etwa mit dem Erreichen der Altersgrenze aufgehoben. Bei Menschen mit Schwerbehinderungen ist ein maximaler Abschlag von 10,8 Prozent möglich.

Wenn die Betroffenen in einer Ehe oder eingetragenen Lebenspartnerschaft sind und vor dem Partner sterben, dann folgt aus dem Abzug für die vorzeitige Rente auch eine Kürzung der Hinterbliebenenrente.

Weitere Nachteile der vorzeitigen Rente mit Abschlägen

Wer in vorzeitige Rente geht, muss noch mit weiteren Einbußen rechnen. Dies gilt für Altersrenter mit Schwerbehinderungen ebenso wie für alle Altersrentner. Es fehlen vorzeitigen Altersrentnern mit Schwerbehinderung nicht nur jeden Monat bis zu 10, 8 Prozent von der vorzeitigen Rente.

Es fehlen auch die entsprechenden Monate an Beiträgen zur gesetzlichen Rentenversicherung. Sie sollten auch die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung bedenken sowie die Steuern im Kopf haben.

Wann können Sie die vorgezogene Rente beanspruchen?

Die Altersrente für schwerbehinderte Menschen können Betroffene bis zu drei Jahre vor der gültigen Altersgrenze in Anspruch nehmen. Da die abschlagsfreie Rente für schwerbehinderte Menschen seit 2015 Schritt für Schritt von 63 auf 65 Jahre angehoben wird, steigt das Mindestalter der vorgezogenen Rente mit Abzügen folglich von 60 auf 62 Jahre.

Wie groß ist der Verlust?

Die Stifung Warentest informierte 2023: “Für Beschäftigte mit Durchschnittsverdienst heißen zwei Jahre früherer Rentenbeginn nach derzeitigen Werten monatlich rund 75 Euro weniger brutto. Das vorläufige Durchschnittsentgelt für 2023 liegt bei 43 142 Euro im Jahr.”

Die Stiftung gibt auch ein Rechenbeispiel für eine maximal vorgezogene Rente: Wer eine reguläre Schwerbehinderten-Rente ab 1. Oktober 2026 bezogen hätte und bereits am 1. Oktober 2023 in Rente gegangen wäre, der hätte statt 1.429 Euro pro Monat nur noch 1.174 Euro bekommen.

Rendite und monatliche Existenz

Insgesamt bedeutet eine vorgezogene Rente nicht notwendig einen Rentenverlust. Wer früher in Rente geht, bekommt zwar weniger Geld, dieses wird aber länger ausgezahlt – bis zu mehreren Jahren. Die Stiftung Warentest berechnet, dass der “Beispielversicherte” beim regulären Rentenalter bereits mehr als 70.000 Euro Rente bezogen hätte.

Unterm Strich bedeutet das: Wer als Mensch mit Schwerbehinderungen erst zum regulären Alter in Rente geht, hat zwar mehr Geld auf den Monat gesehen, braucht aber sehr lange, um insgesamt die vorzeitigen Zahlungen zu erreichen.

Wenn die durch Abschläge gekürzte vorzeitige Rente aber so niedrig ist, dass sie kaum zum Leben reicht, dann haben die Betroffenen von solchen Gesamtrechnungen herzlich wenig.

Lohnt sich die vorgezogene Rente für schwerbehinderte Menschen?

Ob es sich für Sie lohnt, die Rente für schwerbehinderte Menschen vorzuziehen, das hängt sehr stark von der persönlichen Situation ab. Wenn Ihre zu erwartende Rente so hoch ist, dass Sie das monatliche Minus verkraften können, die Arbeit Sie zunehmend belastet und Sie in den Ruhestand wollen, dann spricht dies für eine vorzeitige Rente mit Abzügen.

Wenn die vorzeitige Rente aber gering ausfällt, dann sollten Sie eher über Modelle wie Job und Frührente nachdenken.

Rente und Lebenserwartung

Ein pikanter Punkt, über den Sie aber notwendig nachdenken sollten, ist die voraussichtliche Lebenserwartung bei ihrem Gesundheitszustand. Menschen, die sehr alt werden, profitieren davon, ihre volle Rente ab dem regulären Alter zu beziehen.

Wenn Sie Vorerkrankungen wie Krebsleiden, Herz- und Lungenkrankheiten haben oder an chronischen Krankheiten leiden, bei denen die persönliche Lebenserwartung geringer ist als der Durchschnitt, dann werden Sie die reguläre Altersrente nicht in vollem Ausmaß ausschöpfen können.