Herr B lebt ländlich und ist auf Leistungen vom Jobcenter angewiesen. Sehr ländlich an einem Flussufer. Er hat das Häuschen geerbt und kennt es seit Jahrzehnten. Es ist am Flussufer, wie es eben ist: Nass.
Häufiger steht das Wasser im Keller. Nicht nur bei Hochwasser, sondern immer dann, wenn es viel regnet und das Grundwasser steigt. Alles bis 2m Wasser im Keller beunruhigt Herrn B nicht. Er pumpt das Wasser dann ab und trocknet den Keller wieder.
Allerdings ist dadurch das Haus immer irgendwie feucht. Wenn das Wasser nicht durch den Keller kommt, bringt der Nebel die Feuchtigkeit ans Haus, wenn nicht Regen oder Nebel, dann die Luftfeuchtigkeit aus der Verdunstung des Flusses. So ist es eben.
Herr B. muss heizen. Immer.
Daher muss Herr B heizen. Immer. Eine Gasheizung ist bei Hochwasser nicht ohne, weshalb er einen alten aber sehr robusten Holzofen hat, der nahezu bei jeder Außentemperatur funktioniert. Mit diesem Holzofen kann Herr B so gut einheizen, dass das Haus soweit trocken bleibt, dass man darin wohnen kann. Das warme Wasser bereitet er mit Strom zu.
Das Problem: Die Feuchtigkeit macht keinen Unterschied zwischen Sommer und Winter. Herr B muss daher auch im Sommer heizen, um das Haus trocken zu halten. Dafür braucht er seit Jahrzehnten immer dieselbe Menge Holz. Nur ist Holz enorm teuer geworden. Dazu muss das Holz vom Baumarkt extrem aufwändig mit einem Kran geliefert werden. Das geht ins Geld.
Jobcenter denkt sich Holzverbrauch aus
Daher hat das Jobcenter sich einen Jahresverbrauch an Heizkosten ausgedacht und einfach mal mitgeteilt: Das Heizvolumen sei aufgebraucht. Mehr Leistungen für Holz werde es nicht geben. Und außerdem sei Sommer, da braucht man eh nicht heizen.
Der Schuss ging nach hinten los. Zum einen muss Herr B auch im Sommer heizen und braucht entsprechend Holz, und zum anderen kann das Jobcenter sich nicht einfach angemessene Heizkosten ausdenken.
Die Angemessenheit der Heizkosten richtet sich nach dem Heizspiegel. Soweit da kein Holz enthalten ist, gibt es einfach keinen festen Wert, an dem das Jobcenter sich festhalten kann.
Es ist zu übernehmen, was tatsächlich gebraucht wird und nicht verschwenderischer Normalverbrauch ist.
Herr B. will aber auch Kosten sparen: Das Jobcenter lehnt ab
Herr B möchte nun aber sparen. Er sieht auch, dass die Holzkosten hoch sind. Er hat sogar noch alte Bäume auf dem Grundstück. Gar nicht so wenige. Er könnte das Totholz gut mitverbrauchen und in den Ofen geben. Nur leider würde er dafür eine Kettensäge brauchen, um die Bäume zu fällen und in handliche Portionen zu teilen. Bei der Menge an Bäumen würde sich das richtig lohnen.
Das Jobcenter hat die Kosten für die Kettensäge bisher abgelehnt.
Originale Argumentation: Ein Einsparen von Heizkosten sei nicht nötig, das Jobcenter bezahle doch schließlich inzwischen alle Holzlieferungen aus dem Baumarkt. Man wird sehen, wie der Streit um die Kettensäge endet.
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Nana Steinke ist Diplom Juristin und Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei in Hannover sowie einer Zweigstelle in Celle. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist seit 2014 das Sozialrecht. Regelmäßig veröffentlicht Frau Steinke den “Aufreger des Monats” bei gegen-hartz.de