Viele Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, haben im Ruhestand nur eine knappe Rente. In dieser Situation können verschiedene Zuschüsse eine erhebliche Entlastung bieten. In diesem Beitrag erläutert der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt sechs Zuschüsse, die Rentnerinnen und Rentner 2024 nutzen können, um ihre Lage zu verbessern.
Außerdem geben wir Tipps, wie Sie die Zuschüsse erhalten und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
Krankenversicherungszuschuss: Wie funktioniert der Zuschuss für Privat- und Gesetzlich Krankenversicherte?
Für viele Rentnerinnen und Rentner sind die Beiträge zur Krankenversicherung eine der größten laufenden Kosten im Alter. Die Rentenkasse bietet jedoch einen Krankenversicherungszuschuss, der je nach Höhe der Rente variiert.
Wie wird der Krankenversicherungszuschuss berechnet?
Der Zuschuss hängt von drei wesentlichen Faktoren ab:
1. Die Höhe der Rente: Je höher die Rente, desto geringer der Zuschuss.
2. Der allgemeine Beitragssatz der gesetzlichen Krankenkasse: Dieser beträgt 2024 14,6 %.
3. Der Zusatzbeitrag der jeweiligen Krankenkasse: Dieser variiert je nach Kasse, wird jedoch zu 50 % von der Rentenversicherung übernommen.
Privatversicherte Rentenbezieher profitieren ebenfalls von diesem Zuschuss. Hier wird jedoch der durchschnittliche Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenkassen als Berechnungsgrundlage genommen. Wichtig: Der Zuschuss darf nie höher sein als 50 % der Versicherungsprämie.
Wohngeld Plus: Wer hat Anspruch und wie hoch ist der Zuschuss?
Das Wohngeld Plus stellt eine bedeutende Entlastung für Rentner dar, insbesondere, wenn die Wohnkosten einen Großteil des Einkommens ausmachen. Mit der Reform von 2023 wurden die Zuschüsse erheblich angehoben. Durchschnittlich liegt das Wohngeld Plus nun bei 370 Euro pro Monat.
Wie berechnet sich das Wohngeld Plus?
Drei Faktoren spielen hier eine Rolle:
1. Die Höhe der Rente oder des Einkommens.
2. Die individuellen Wohnkosten.
3. Die durchschnittlichen Wohnkosten in Ihrer Region.
Wenn mehr als 40 % des monatlichen Einkommens für die Miete aufgewendet werden, besteht in der Regel ein Anspruch auf Wohngeld. Darüber hinaus können Sie auch einen Zuschuss zu den Heizkosten erhalten, der ebenfalls die finanzielle Belastung mindert.
Lastenzuschuss: Welche Unterstützung gibt es für Eigenheimbesitzer?
Wer ein Eigenheim besitzt, aber aufgrund einer niedrigen Rente Schwierigkeiten hat, die laufenden Kosten zu tragen, kann den sogenannten Lastenzuschuss in Anspruch nehmen. Dieser Zuschuss hilft dabei, die finanziellen Belastungen durch das Eigenheim, wie Kreditraten oder laufende Kosten, zu mindern.
Wer hat Anspruch auf den Lastenzuschuss?
Entscheidend sind folgende Faktoren:
1. Die Anzahl der Personen im Eigenheim.
2. Das Gesamteinkommen aller Haushaltsmitglieder.
3. Die finanziellen Belastungen durch das Eigenheim.
Wichtig: Der Lastenzuschuss gilt nur für selbstgenutzte Immobilien. Vermietete oder verpachtete Objekte sind von dieser Unterstützung ausgeschlossen.
Zuschuss für Pflegeheimbewohner: Wer zahlt, wenn die Rente nicht reicht?
Wenn Rentnerinnen und Rentner in einem Pflegeheim leben und ihre Rente nicht ausreicht, um den Eigenanteil zu decken, kann ein Zuschuss durch das Sozialamt gewährt werden.
Allerdings gelten hier strenge Bedingungen. Zunächst müssen das eigene Einkommen und Vermögen bis auf ein gewisses Schonvermögen aufgebraucht sein, bevor der Zuschuss in Anspruch genommen werden kann.
Grundrentenzuschlag: Was ist der Unterschied zur regulären Rente?
Der Grundrentenzuschlag ist eine der wichtigsten Neuerungen im Rentensystem der letzten Jahre. Er richtet sich an Rentnerinnen und Rentner, die lange gearbeitet und in die Rentenversicherung eingezahlt haben, jedoch nur eine geringe Rente erhalten.
Im Unterschied zu anderen Zuschüssen muss dieser nicht beantragt werden, sondern wird automatisch berechnet und ausgezahlt.
Wann haben Sie Anspruch auf den Grundrentenzuschlag?
Der Zuschlag wird gewährt, wenn mindestens 33 Jahre an Beitragszeiten in der Rentenversicherung nachgewiesen werden können. Liegt die Rente deutlich unter dem Durchschnitt, wird der Zuschlag gestaffelt und kann bis zu 100 Euro monatlich betragen.
Grundsicherung im Alter: Wie unterscheidet sich diese Leistung vom Grundrentenzuschlag?
Viele verwechseln die Grundsicherung im Alter mit dem Grundrentenzuschlag, dabei handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Systeme. Während der Grundrentenzuschlag von der Rentenversicherung kommt, wird die Grundsicherung im Alter durch den Staat gewährt und richtet sich an Bedürftige, deren Rente nicht ausreicht, um das Existenzminimum zu decken.
Hinweis: Die Grundrente hat sich zudem in 2024 leicht erhöht: Die Grundrente wird endlich erhöht
Wer hat Anspruch auf Grundsicherung im Alter?
Die Grundsicherung tritt an die Stelle des Bürgergeldes, sobald die Erwerbsfähigkeit endet. Wenn die Rente unter 924 Euro liegt, kann ein Anspruch auf diese Leistung bestehen. Die Grundsicherung ist besonders für jene relevant, die auch mit ihrer Rente nicht über die Runden kommen.
Extra-Tipp von Dr. Utz Anhalt: Rentenausweis für Vergünstigungen nutzen
Der Rentenausweis bietet viele zusätzliche Vergünstigungen, die oft übersehen werden. Museen, kulturelle Veranstaltungen, Schwimmbäder und auch der öffentliche Nahverkehr bieten häufig Rabatte für Rentner. Es lohnt sich also, den Ausweis immer dabei zu haben und gezielt nach diesen Ermäßigungen zu fragen.
Dr. Utz Anhalt erläutert die Zuschüsse in diesem Video
Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht, Sozialpolitik und Naturwissenschaften. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.