Zwangsvorführung von Hartz IV Beziehern?

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21.01.2015

„Hartz IV Bezieher sollen zwangsweise vorgeführt werden, um den Arbeitsverschleiß bei Zalando in Erfurt zu decken“, schreiben Erwerbslose in einem anonymen Schreiben der Ostthüringer Zeitung. Inhalt des Vorwurfs ist eine Veranstaltung des Jobcenter in Gera. Bei dieser soll über die Arbeit des Onlinehändlers referiert werden. Wer nicht hingeht, wird sanktioniert.

Schon im Dezember letzten Jahres fand eine solche Veranstaltung statt. Das Jobcenter hatte zum sog. „Zalando-Tag“ eingeladen. Die Eingeladenen sollten erscheinen, ansonsten wurde ihnen eine 10 prozentige Leistungskürzung angedroht. Während dieser Veranstaltung wurde den Anwesenden die Arbeit und die Konditionen erläutert. „Der Brutto-Lohn für eine 40-Stunden-Woche betrage 1567 Euro. Die Arbeitsverträge seien zunächst auf ein Jahr befristet. Die Probezeit beträgt sechs Monate.“ So weit so gut oder schlecht.

"Damit keiner der Einbestellten es sich zwischendurch anders überlegen konnte, hatten sich sechs Personen, bestehend aus Mitarbeitern von Zalando und Jobcenter, im Gruppenraum vor der einzigen Tür demonstrativ aufgebaut und bewachten in Reihe stehend den Raum während der gesamten Zeit", heißt es in der Beschwerde. Wer sich dennoch nicht bereit erklärte den Job zu jenen Konditionen anzunehmen, dem drohe eine Sanktion von 30 Prozent, so der anonym bleibende Hinweisgeber.

Das Jobcenter weist die Vorwürfe zurück. Es stimme zwar, dass eine Sanktion angedroht wurde, wenn Eingeladene nicht zum Termin erschienen, allerdings hätten die Anwesenden 10 Minuten Zeit gehabt es sich zu überlegen. „Wer gegangen ist, musste keine Konsequenzen fürchten und sich nicht erklären", so ein Sprecher der Arbeitsagentur Altenburg-Gera. Von den 120 Zuhörern hätten 39 das Jobangebot annehmen wollen.

Doch nicht nur die Veranstaltung selbst wurde von Erwerbslosen kritisiert. Auch die physische Erschöpfung sei groß durch die langen Arbeitstage. Abfahrt in Gera ist gegen 4 Uhr, die Frühschicht beginnt 5.45 Uhr und dauert bis 14.45 Uhr. Die Rückfahrt erreicht Gera zwischen 16.30 und 17 Uhr. Kurz nach der Ankunft müsse man schon ins Bett gehen. "Schlafen, arbeiten, essen, schlafen und wieder arbeiten." So etwas führe zur „physischen Erschöpfungsgrenze der Menschen“. Von den Konditionen abgeschreckt hätten dann nur 14 Hartz IV Bezieher einen Arbeitsvertrag unterschrieben.

Der sogenannte „Zalando-Tag“ soll Mitte Februar wieder stattfinden, "weil der Bedarf weiter groß ist“. Auch hier gilt, dass wieder sanktioniert wird, wer nicht hingeht. Ein Sprecher des Unternehmens räumte schließlich ein, dass nur wenige länger als zwei Jahre bleiben. Woran das wohl liegt? (sb)

Bild: A. R. / pixelio.de

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