Weniger Arbeitslose? Hier sind die realen Zahlen!

Lesedauer 4 Minuten

Hartz IV / Arbeitslosenzahlen

Die heutige Topmeldung lautet: "Die Arbeitslosenzahlen gehen zurück und würden einen Tiefstand erreichen". Doch das "schöne" an den Statistiken ist, dass diese jeweils so geschrieben werden können, wie es der Auftraggeber verlangt. Ohne hier "Verschwörungstheorien" aufstellen zu müssen, ist es sehr einfach die realen Zahlen zu analysieren. Die Quellen sind alle samt von der Bundesagentur für Arbeit selbst veröffentlicht. Es kommt, wie immer, auf die Betrachtungsweise an.

Die Arbeitslosenzahlen im Juni 2007:
Die Arbeitslosigkeit hat von Mai zu Juni im Zuge der Frühjahrsbelebung laut Medien Bericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) um 125.000 (Vormonat 161.000) auf 3.687.000 abgenommen.

Arbeitslosenzahl mit Ein Euro Jobs
Überraschend ist auch im Juni 2007 die Zahl der Arbeitslosen (+ EEJ) 4.020.310 Personen nicht unter 4 Millionen gesunken. Im Juni 07 beträgt Arbeitslosigkeit (mit EEJ) 4.020.310 Personen (3.687.119 + 333.191 EEJ des BA Berichts) Seit Juni 07 sind die rund 36.000 Personen von den 63 zugelassene kommunale Träger in einer Arbeitsgelegenheit Beschäftigten in der BA – Zahl der EEJ enthalten.) Im Mai beträgt Arbeitslosigkeit (mit EEJ) 4.134.499 Personen (3.805.950 + 291.549 EEJ des BA Berichts + Im Februar meldeten 63 zugelassene kommunale Träger 37.000 Menschen, die in einer Arbeitsgelegenheit beschäftigt waren.)

Geringfügig entlohnt Beschäftigte
Die Zahl der geringfügig entlohnt Beschäftigten ist im Mai (letzte Zahlen) weiter um 110.000 zu April 07 auf 4,93 (BA Bericht Juni 07 Seite 2) angestiegen. Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten hat nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit im April 4,93 Mio betragen, 131.000 mehr als vor einem Jahr.

Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten
hat nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit im April 4,82 Mio betragen, 39.000 mehr als vor einem Jahr. (Seite 3 BA Bericht Mai 07)

Ergänzendes ALG II – Arbeitslosengeld II-Empfänger Brutto- Einkommen aus Erwerbstätigkeit
Insgesamt erzielten im Januar 2007 knapp 1,1 Mio Arbeitslosengeld II-Empfänger Brutto- Einkommen aus Erwerbstätigkeit, im Vergleich zu 0,95 Mio im September 2005, dem letzten auswertbaren Monat in A2LL (BA Bericht Juni 07 Seite 6 Fußnote 6) (BA Bericht April) Außerdem waren 516.000 oder 10 Prozent der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen ausschließlich geringfügig entlohnt beschäftigt.

Jahresvergleich
Gegenüber dem Vorjahr wurden im Juni 07 um 712.000 im Mai wurden noch 732.000 weniger Arbeitslose gezählt, nach -824.000 im April und -869.000 im März. Der Trend zeigt meines Erachtens eindeutig dass die APM Maßnahmen und der Niedrigstlohnbereich gesätigt ist Von der erwarteten Million entfernt sich der Arbeitsmarkt von Monat zu Monat weiter.

Arbeitslosigkeit mit APM
Die wahre Entwicklung wird erst bei genauer Betrachtung offenbar so stieg die Zahl der APM auf 1.567.326 (Seite 34 BA – Bericht Mai 07) = 5.254.445 Die wahre Entwicklung wird erst bei genauer Betrachtung offenbar so stieg die Zahl der APM auf 1.476.553 geschätzt (Seite 34 BA – Bericht Mai 07) = 5.282.503 Personen.

Unter Berücksichtigung der APM ist nur Rückgang von 26.058 Personen (125.000 ) zählbar. Die Zahl der Leistungsberechtigten – Zahlen wurden im Juni 07 nach oben korrigiert

Die Zahl der ALG I Leistungsberechtigten beträgt im Juni s 977.757 Personen
Die Zahl der ALG II Leistungsberechtigten beträgt im juni 5.358.479 Personen
Die Zahl der Sozialgeld Leistungsberechtigten beträgt Juni 1.980.271 Personen

= 8.316.507 Leistungsberechtigte Juni 07

Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften beträgt im Juni 07 3.775.000
Ein Vergleich der Zahlen der Leistungsberechtigten auf Seite 24 des BA Bericht Juni 07 mit den veröffentlichten Zahlen der letzten Monaten zeigt eine deutliche Korrektur nach oben. Alles in allem bekamen damit im Juni 6.336.236 nach 6.219.603 im Mai (alte Zahlen) erwerbsfähige Menschen Lohnersatzleistungen nach dem SGB III oder Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II.

Zahl der offenen Stellen Bericht Juni (Seite 8 )

Bestand alle Stellen 648.100 (Vormaonat 642.600)
darunter: Vakanzen 575.700 88
ungeförderte Stellen 463.800
darunter: Vakanzen 404.100
ungeförderte sozialversicherungspflichtige
Stellen1) 412.300
darunter: Vakanzen 360.800

= 8.192.451 Leistungsberechtigte NOV 06
= 8.202.162 Leistungsberechtigte DEZ 06
= 8.394.944 Leistungsberechtigte JAN. 07
= 8.466.855 Leistungsberechtigte FEB. 07
= 8.728.738 Leistungsberechtigte Mär07 (8.459.681 alte Zahl)) Korrigierte Zahlen im BA Bericht Juni 07 Seite 28
= 8.582.044 Leistungsberechtigte April 07 (8.313.995 alte Zahl) Korrigierte Zahlen im BA Bericht Juni 07 Seite 28
= 8.438.615 [/b] Leistungsberechtigte Mai 07 – Korrigierte Zahlen im BA Monatsbericht Juni 07 Seite 28
= 8.316.507 Leistungsberechtigte Juni 07

LEISTUNGSEMPFÄNGER (siehe Hinweise)
– Arbeitslosengeld s 977.757
– Arbeitslosengeld II 5) 5.358.479
– Sozialgeld 5) 1.980.271


Fachkräftemangel – Ausbildungsplätze
Die rechnerische Differenz zwischen gemeldeten Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerbern beträgt 246.500.

Resümee
Völlig überraschend ist die Zahl der Arbeitslosen + EEJ im Juni 07 mit 4.020.310 Personen nicht unter die 4 Millionengrenze gesunken. Das die Zahlen deLeistungsempfänger nach oben korrigiert wurde zeigt meines Erachtens mit welchen Mitteln der Aufschwung am Arbeitsmarkt erzeugt wird. Eine Bedürftigkeitsprüfung bei Beantragung des ALG II. Sowie – in der Regel – die Eingliederung der unter 25 Jährigen in die Bedarfsgemeinschaft der Eltern drückt die Zahl im jahresvergleich. Allein die demografische Entwicklung reduziert die Anzahl der Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt zu der genauen Zahl wird im BA – Bericht nicht berichtet. Die neu entstandenen Niedrigtslohnjobs sind keine „Aufschwung“ des Arbeitsmarktes. Bei einer Lehrstellenlücke von derzeit 246.500 Stellen sehe ich keinen Fachkräftemangel wäre ein akuter Fachkräftemangel vorhanden dann würden viele dieser 246.500 Lehrstellenbewerber zu Fachkräften ausgebildet.

Hinweise:
Die Daten zur Arbeitslosigkeit speisen sich aus dem IT-Fachverfahren der BA, aus als plausibel bewerteten Datenlieferungen zugelassener kommunaler Träger und – sofern keine verwertbaren bzw. plausiblen Daten geliefert wurden – aus ergänzenden Schätzungen der BA. Die Daten zu Stellen und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen wurden ausschließlich aus dem IT-Fachverfahren der BA gewonnen; nicht enthalten sind Daten kommunaler Träger soweit sie andere IT-Fachverfahren
genutzt haben. Die Daten zu Leistungen nach dem SGB II beruhen auf Auswertungen aus dem IT-Fachverfahren A2LL, auf Meldungen kommunaler Träger und – wenn diese nicht vorliegen – auf Schätzungen der BA.
Neuregelung der Bedarfsgemeinschaft für unter 25-jährige Arbeitslose

*Zum 1. April 2006 traten in Teilen das Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze in Kraft.Die wichtigste Neuregelung betrifft unverheiratete, volljährige, unter 25-jährige Arbeitslose. Sie werden grundsätzlich in die Bedarfsgemeinschaft der Eltern einbezogen. Wenn sie eine eigene Wohnung beziehen wollen, müssen sie dafür die Zustimmung des Leistungsträgers einholen. Der Stichtag, seit dem Jugendliche eine Zulassung des kommunalen Trägers zum Auszug aus dem Elternhaus benötigen, ist der 17. Februar 2006. Nach den Regelungen der §§ 428 SGB III und 252 Abs. 8 SGB VI müssen 58-Jährige oder Ältere dem Arbeitsmarkt nicht mehr voll zur Verfügung stehen und werden auch nicht mehr als Arbeitslose gezählt.

Quellen der Zahlen:
BA – Monatsberichte 2006

Siehe auch: Sozialbetrug.org

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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