Statt höherem Hartz IV Flaschensammeln?

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In Hamburg sollen Pfandregale das Flaschensammeln erleichtern

23.05.2014

Viele Menschen sind auf das Sammeln von Pfandflaschen angewiesen. Häufig sind es ältere Menschen, die die Mülleimer durchsuchen, denn ihre Rente, Sozialhilfe oder Hartz IV reichen nicht, um ihren Lebensunterhalt davon zu bestreiten. Diese dramatische Entwicklung ist auch der Politik bekannt. Doch statt höhere Sozialleistungen zu beschließen, um Menschen vor der Armut zu bewahren, wird das Flaschensammeln als Armutsindustrie sogar gefördert. Nach Köln und Berlin soll es den Flaschensammlern nun auch in Hamburg leichter gemacht werden, an den Pfand heranzukommen. Dass dadurch das Problem aber keineswegs gelöst, sondern sogar verschlimmert wird, scheint dabei kaum jemanden zu interessieren.

Erleichtertes Flaschensammeln
Nachdem in der Hamburger Innenstadt neue Hightech-Mülleimer installiert wurden, die das Pfandflaschensammeln deutlich erschweren, reagierte die Stadtreinigung nun auf den daraus resultierenden öffentlichen Protest. Das berichtet die Straßenzeitung „Hinz&Kunz“.

Die neuen Mülleimer verfügen über eine solarbetriebene Müllpresse, so dass die Flaschen nicht mehr aus den Mülleimern entnommen werden können. Daraufhin hagelte es heftige Kritik. Es gab eine Petition und sogar eine Facebook-Seite. Der Stadt wurde vorgeworfen, mit den neuen Mülleimern die Armut aus dem öffentlichen Raum verdrängen zu wollen. Im Juni sollen nun an 160 Mülleimern Regale montiert werden, in denen Passanten ihre Pfandflaschen abstellen können. Den Flaschensammeln wird auf diese Weise das Suchen im Müll erspart. Die Stadtreinigung wies aber auch ausdrücklich daraufhin, dass sie die Regale wieder abbaue, wenn diese mit Kaffeebechern verstopft würden. So können die Flaschensammler, die ohnehin bereits vom Wohlstandsmüll der Reichen leben, gleich auch noch Kaffeebecher und Zigarettenschachteln entsorgen, damit die Regale bloß nicht abgebaut werden.

Um den Menschen, die auf das Sammeln von Pfandflaschen angewiesen, tatsächlich eine Erleichterung zu verschaffen, sind Regale an Mülleimern mit Sicherheit keine Lösung. Politiker sind gefordert, endlich dafür zu sorgen, dass Gehälter aus Vollzeitarbeit wieder ausreichen, um den Lebensunterhalt davon zu bestreiten, und die Hartz IV-, Sozialhilfe- und Rentensätze auf ein angemessenes, menschenwürdiges Niveau angehoben werden. Flaschensammlern eine scheinbare Erleichterung bei der Verwertung von dem zu verschaffen, was die, die es sich leisten können, in den Müll werfen, ist alles andere als eine Hilfe. (ag)

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