Ist Hartz IV ein Unwort des Jahres?

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Die Phrase "Hartz IV" ist nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers Horst Dieter Schlosser kein Unwort sondern Alltagssprache in Deutschland

Die Phrase "Hartz IV" ist nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers Horst Dieter Schlosser kein Unwort sondern Alltagssprache in Deutschland. Schlosser ist der Hauptinitiator der "Unwort-Aktion" der Presseagentur "dpa". Nach Ansicht des Wissenschaftlers ist für die Suche nach einem "Unwort" das Verhältnis zwischen Wort und Sache entscheidend. Beispielsweise war die Wortphrase "Ich-AG" im Jahre 2002 ein "Unwort". Hier sei das Wort ansich "missverständlich". Bei Hartz IV werde nichts verschleiert. Hartz 4 "ist inzwischen so negativ besetzt bei den meisten Betroffenen, dass man nicht mehr dazu sagen muss", so Hort Schlosser.

Aber warum hat sich der Name Hartz IV so durchgesetzt? Erfinder der Arbeitsmarktreform war Peter Hartz. "Hartz IV" habe sich deshalb durchgesetzt, da es einfach alles in allem ausdrückt. Der Begriff für die Arbeitsmarktreform ist eigentlich "Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt". Der Wortlaut Hartz IV ist "eine Folge der Sprachökonomie", und mit dem Initiator Peter Hartz habe sich das – wie bei der Riester-Rente oder den Röntgen-Strahlen – es sich angeboten. "Das ist zunächst nur eine ganz normale Kürzung von bürokratisch noch sperrigeren Titeln", erklärt Schlosser. Die Experten müsse man aber "immer wieder dran erinnern, dass sie eine etwas humanere Sprachkreativität walten lassen". Nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers lässt sich der Begriff "Hartz IV" nicht mehr verdrängen.

Längst ist der Begriff in allen gesellschaftlichen Schichten angekommen. Letztendlich drückt es aus Sicht der Betroffenen die Ungerechtigkeit des Sozialsystems in Deutschland aus. Eine Abänderung des Begriffs führt nicht dazu, dass sich die Sozialleistungssysteme ändern. Im Gegenteil, oftmals wird versucht durch eine neue Etikette etwas altem etwas neues überzustülpen. Auch wenn Arbeitslosengeld II Antragstellern in den Argen als "Kunden" bezeichnet werden, werden die Menschen noch lange nicht als "Kunden" behandelt. Sondern immer noch als "Bittsteller" und entrechtete Menschen. (26.12.2009)

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