Hartz IV: Kein Geldtag im Argen-Zwickauer-Land

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Geldtag – Argen-Zwickauer-Land

24.06.2011

Dienstag Früh rief ganz verzweifelt eine junge Frau bei unserer Moni an. Der Freund hätte sich aus dem Staub gemacht, ihr den Personalausweis geklaut, das ganze Geld mitgenommen und Unterhalt würde er auch keinen zahlen. Am Montag wäre sie in Glauchau im Jobcenter (JC) gewesen und hätte eine Zusicherung für eine Barauszahlung von 150 € für Dienstag Früh erhalten.

Dienstag war es dann so, wie es "JC-Kenner" schon vorweg wissen. Ein Satz mit X-das war nix. Frau P. war der Meinung, dass man eine junge Frau mit Kind schon mal hungern lassen sollte. Daraufhin wandte sie sich an Moni. Leider konnten wir nicht mitgehen, da wir am späten Vormittag noch in Zwickau einen Beistand hatten. Sie riet ihr, noch einmal ins JC zu gehen und auf einer Barauszahlung zu bestehen. Dann rief Moni die Teamleiterin Frau F. an und schilderte den Fall und das Frau P. die Zahlung verweigert. Frau F. sagte zu, dass sie sich der Sache annehmen wolle. Am Vormittag rief die junge Frau dann noch einmal an und teilte mit, dass sie jetzt im Flur sitze und auf die Geldkarte wartet.

Der junge Mann um den es jetzt geht, steht ebenfalls total mittellos da und das nicht erst seit heute. Mit einem eigenen Versuch, einen Vorschuss zu bekommen, ist er kläglich gescheitert. Dazu muss man wissen, dass sein Erstantrag noch in Bearbeitung ist. Weiterhin brauchte er von seiner Vermittlerin 2 Kostenübernahmeanträge für Vorstellungsgespräche.

Wir gingen also ins Zimmer 1078, in dem Frau S. sitzt, die für den jungen Mann zuständig ist. Die erste Hürde war der fehlende Termin. Bis wir ihr klargemacht hatten, dass es keines Termins bedarf und wir das in der Vergangenheit immer so gehandhabt hätten und das auch nicht ändern werden und das es in der überwiegenden Mehrheit der Fälle einer dringenden Klärung bedarf, dauerte eine Weile. Im Übrigen ist das JC ja eine Servicebehörde.

Als nächstes wurde uns erklärt, warum es auch heute kein Bares geben wird. Sie hätte nämlich gearbeitet und den Bewilligungsbescheid fertiggemacht, somit sei das Geld am Montag schon angewiesen worden. Ich weiß jetzt wirklich nicht, warum man sich hervortun muss, wenn man seine Arbeit macht. Schließlich gehört es zu den Aufgaben einer Leistungssachbearbeiterin, Bescheide auszustellen, genauso wie es zu den Aufgaben einer Arbeitsvermittlerin gehört, Arbeit zu vermitteln. Und wenn Frau S. damit meint, den Antrag vorgezogen zu haben, dann wartet eben ein anderer länger.

Aber selbst der Umstand, dass das Geld angewiesen ist, bringt hier nicht weiter. Das bedeutet lediglich 3 bis 4 Tage weiter auf Geld warten. Also blieben wir bei unserer Forderung von einem Vorschuss wegen völliger Mittellosigkeit. Es war nichts zu machen und wir erwägten schon die Polizei zu rufen, um eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung zu machen, da wurde die Teamleiterin ins Gespräch gebracht, die dann auch umgehend gerufen wurde. Als sie kam, es war Frau S., änderte sich auch nichts an der Situation. Sie war im Grunde noch strikter gegen eine Barauszahlung. Als dann wieder die Anzeige im Raum stand, wurden wir hinausgebeten. Nach einer ganzen Weile öffnete Frau Scheibner die Tür und verkündete, dass der junge Mann seinen Ausweis abgeben soll, zwecks einer Barauszahlung von 50 €. Da fragt man sich doch, woher die Sinneswandlung so plötzlich kommt. Aber, was viel schlimmer ist, was hat sich an der Situation und an den Fakten geändert? Also kann man hier doch wohl nur Willkür und Schikane vermuten.

Nun noch schnell zur Vermittlerin Frau N. und die beiden Fahrten zum Vorstellungsgespräch beantragt, dachten wir zumindest. Frau N. konnte überhaupt nicht begreifen, dass plötzlich jemand unangemeldet in ihrem Büro stand. Sie bot uns keinen Platz an und sie selbst setzte sich auch nicht. Also wurde alles im Stehen besprochen. Sie dachte überhaupt nicht daran, irgendetwas zu tun. Ihre einzige Reaktion war die, den jungen Mann auf das Servicecenter zu verweisen. Er solle dort anrufen und alles Weitere klären. Man würde ihr schon alles zustellen. Da diese totale Arbeitsverweigerung, die ja einigen Mitarbeitern innewohnt, nicht sein kann, blieben wir hartnäckig und bestanden weiter darauf, dass sie das jetzt bearbeitet.

Frau N. merkte sehr schnell, dass sie entweder ihre Arbeit aufnehmen, oder uns irgendwie anders loswerden musste. Sie entschied sich für die leistungslose Variante und versuchte uns rauszuschmeißen. Dabei hielt sie uns noch höflich die Tür auf. Natürlich hatte keiner die Absicht, so einfach zu gehen und es wurde wieder nach dem Teamleiter gerufen. Da machte sich Frau N. wahrscheinlich selbst auf die Suche und verschwand. Wir standen Mutterseelen allein mit offenem Büro da. Welch Versuchung, mal schnell in den rumliegenden Akten zu schnüffeln, was wir natürlich nicht taten, aber machen hätten wir es können.

Als erstes kam dann Frau S., die Standortleiterin um die Ecke und fragte, was los sei. Ihr wurde erklärt, dass es eigentlich nur um die Beantragung der Fahrtkosten zum Vorstellungsgespräch geht. Frau N., inzwischen auch wieder anwesend, sagte darauf hin, dass sie das uns angeboten hätte, aber wir das nicht wollten. Wir wissen ja mittlerweile, dass im JC gelogen wird, das haben wir auch schon des Öfteren dokumentiert, aber so eine dumme und dreiste Lüge überbietet einfach alles. Es offenbart aber auch das ganze Ausmaß, welches Niveau in diesen Einrichtungen herrscht. So ein Niveau stellt sich auch nicht von allein ein, es muss von jemanden initiiert und auch geduldet werden.

Jedenfalls verbot Frau S. Frau N. erst einmal den Mund, um wahrscheinlich schlimmere verbale Ergüsse zu verhindern. Sie hat natürlich nicht einfach gesagt, halten sie den Mund, sie hat es diplomatischer verpackt, indem sie sagte, sie müssen jetzt nichts mehr sagen. Dann hat sie sich der Sache angenommen. Moni ist mit im Zimmer geblieben und wir anderen 3 haben auf dem Flur gewartet. Dank Frau S. mit ihrem souveränem Auftreten ist dem jungen Mann jetzt eine Beratung zugekommen, die erstklassig war. Warum geht das nicht immer so, man kann ja nicht immer die Standortleiterin rufen. Deshalb noch einmal ein dickes Danke an Frau S. (Erwerbslosen-Initiative Ali Gegenwind A. Pianski)

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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