Bereichert sich die AWO an Hartz IV Betroffene?

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Bereichert sich die AWO Service GmbH Neumünster an Hartz-IV Bezieher, die einen Ein-Euro-Job ausüben?

Bereichert sich die AWO Service GmbH Neumünster an Hartz-IV Bezieher, die einen Ein-Euro-Job ausüben? In einem Radiobeitrag von "NDR Info" wird berichtet, dass eine Tochterfirma der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sog. Ein-Euro-Jobber bei der Betreuung von bedürftigen Senioren einsetzt. Marianne Kalus* aus Neumünster erfuhr bei einem Gespräch mit den zu betreuenden Senioren, dass diese acht Euro pro Stunde für die Dienstleistung an die AWO Service GmbH bezahlen müssen. Marianne Kalus erhält allerdings nur einen Euro pro Stunde. Die Stelle wurde der Arbeitslosengeld II Bezieher durch die Arge Neumünster vermittelt. Frau Kalus muss bei ihrer Tätigkeit Haushaltstätigkeiten wie Putzen und Einkaufen erledigen.

Verständlicherweise fühlt sich Frau Kalus von der AWO ausgenutzt. "Ja, ich hätte das gerne weitergemacht. Wenn ich diese Kunden gehabt hätte und dann wahrscheinlich auch dadurch noch andere Kunden, dass ich dadurch irgendwann ganz von Hartz IV weggewesen wäre. Das wäre mein Wunsch gewesen, aber nicht diese – ich sag mal – ‘Verarsche’ von der AWO, also nee." so die Betroffene gegenüber NDR Info.

Zusätzlich bekommt die AWO von der Arbeitsagentur pro Ein-Euro-Jobber zusätzlich 200 Euro sog. Regiegeld. Das Geld soll für Weiterbildungen und für die Beschäftigung der Hartz-IV Bezieher eingesetzt werden. Und was ist mit den acht Euro pro Stunde die an die AWO gehen? Die AWO wehrt sich gegen den Vorwurf der "Abzocke". Eine Mitarbeiterin verteidigt das Konzept: Die Einnahmen müsse die AWO haben, da "die Verwaltung der Arbeitslosen sehr aufwendig sei".

Der Wirtschaftsexperte Rudolf Hickel findet das AWO System "höchst unmoralisch". Gegenüber NDR Info spricht Hickel von Abzocke: "Sie ist so etwas wie eine Zeitarbeits- oder Leihfirma. Kassiert auf der einen Seite die Regiebeträge und auf der anderen Seite nochmal acht Euro von dem Entleiher der Person. Und da zeigt sich ganz klar: Dieser Missbrauch besteht darin, dass die AWO im Grunde genommen als Zeit- oder Leiharbeitsfirma tätig wird in der Vermittlung solcher Jobs und das geht nicht."

Eine Sprecherin des Bundesarbeitsministerium kündigte gegenüber dem Radiosender an, den Fall zu überprüfen. Man sei "verwundert" über das Vorgehen der AWO. Zudem sei es fraglich, "ob die Reinigung in Seniorenhaushalten und Wäschepflege überhaupt ein Ein-Euro-Job ist". Die AWO hingegen reagierte mit einem weiteren Angebot an Frau Kalus und bot statt einen Euro nun 1,25 Euro pro Stunde an. "Mit Gerechtigkeit und Solidarität, für die die AWO eigentlich steht, hat das nichts zu tun", findet Frau Kulus.

Würde die AWO Frau Kulus regulär einstellen, so bräuchte die Hartz-IV Bezieherin nicht mehr auf Sozialleistungen angewiesen sein. (22.03.2010, *Name geändert)

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