Angst vor Jobverlust: “Lieber Krank arbeiten”

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Jeder 3. Arbeitnehmer schleppt sich trotz Krankheit zur Arbeit. Die Angst vor der Arbeitslosigkeit ist größer, als die Achtung vor der eigenen Gesundheit.

Nach Angaben der Betriebskrankenkassen hat sich der Krankenstand unter Arbeitnehmer/innen seit Beginn der 90´er Jahre fast halbiert. Im Jahres- Durchschnitt 2006 blieben Arbeitnehmer/innen 7,2 Tage Krankheitsbedingt zu Hause. Insgesamt sind die Krankheitsstände bei den Bundesdeutschen Unternehmen in den letzten 10 Jahre um 20 Prozent gesunken. Laut der Krankenkasse AOK geht rund ein Drittel der Arbeitnehmer trotz gegenteiligen Rat des Artzes zur Arbeit.

Was viele nicht wissen; die Produktivität des Betriebes wird dadurch längerfristig beschnitten. Nach einer Studie der US-Amerikanischen "Cornell" Universität ist der Produktivitätsverlust durch Arbeitnehmer 3 x so hoch, als der Mitarbeiter, der krankheitsbedingt zu Hause bleibt. Laut Studien sind daran vorallem die Langzeitfolgen schuld. Denn wer trotz Krankheit zur Arbeit geht, leidet evtl. nachfolgend an Depression, Husten und Kopfschmerzen.

Die Hans-Böckler-Stiftung sieht aber noch einen anderen Zusammenhang. Viele gehen trotz Krankheit zur Arbeit, damit "nicht schlecht über sie geredet wird". Der moralische Druck zwingt viele zur Arbeit zu gehen, obwohl sie krankheitsbedingt nicht arbeitsfähig sind. Viele Teamleiter und leitende Angestellte begünstigen diese Art von "Arbeits- Moral", indem sie loben, wenn ein Arbeitnehmer trotz offensichtlicher Krankheit zum Arbeitsplatz gehen.


Chefs wollen "Simulanten enttarnen" Arbeitsmoral ist für viele leitende Angestellte wichtiger, als das gesundheitliche Wohlbefinden der Mitarbeiter. Flexibilität und Leistungsdruck stehen auf der Tagesordnung

Arbeitnehmer, die nach einer Krankheit wieder in den Betrieb zurückkommen werden vieler Orts vom Vorgesetzten zu einem Krankenrückkehrgespräch gerufen. Viele Vorgesetzte reagieren meist verständnislos und sind stark verunsichert, wenn "ihr" Mitarbeiter krank war. Personalverantwortliche hoffen, damit auf schnellem und kostensparendem Wege die Senkung des betrieblichen Krankenstandes zu erreichen. Vor allem in Betrieben, in denen eine Misstrauenskultur herrscht, ist das Management rasch mit dem Kostenargument bei der Hand. Maßnahmen der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsförderung, die langfristig angelegt sind und Qualitätsstandards unterliegen, können sich dann nur schwer gegenüber repressiven Maßnahmen zur Krankenstandssenkung behaupten. Dabei ist der Krankenstand in Deutschland seit 1980 von 5,5 Prozent bis 1999 kontinuierlich auf 4,3 Prozent gesunken. (10.02.07)

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