Vom Hartz IV Empfänger zum RTL- Supertalent

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Michael Hirte aus Kartzow und Hartz IV Empfänger gewinnt die RTL Castingshow "Supertalent". Konnte die Show Schicksale näher bringen oder wurde der Kandidat instrumentalisiert?

Michael Hirte aus Kartzow und Hartz IV-Empfänger gewinnt die RTL Castingshow "Das Supertalent". Hirte gewann die zweite Staffel der RTL Show und zeitweise verfolgten rund 7 Millionen Fernsehzuschauer die Sendung. Auffällig dieses Mal war, dass auch das Schicksal neben dem Talent des Kandidaten im Vordergrund stand. So argumentierte Pöbel-Star Dieter Bohlen während der Sendung, Hirte müsste "strategisch den besten Platz" zugesprochen bekommen.

Michael Hirtes Vergangenheit war wirklich alles andere als "rosig". Bis er sich bei der Castingshow beteiligte, besserte Hirte seine Arbeitslosengeld II- Sozialleistungen mit Straßenmusik auf. In Potsdam wurde Hirte der "Mundharmonikamann" genannt. Nach einem schweren Unfall lag Hirte eine sehr lange Zeit im Koma. Zuvor war er als LKW Fahrer beschäftigt. Doch den LKW- Job konnte Michael Hirte nicht mehr ausführen, da er durch den Unfall ein kaputtes Bein sowie ein blindes Auge davon getragen hatte. Kurze Zeit später verließ ihn auch noch seine Ehefrau. Ein Schicksal, das betroffen macht.

Nun hat Hirte 100.000 Euro Preisgeld erhalten, die er wahrscheinlich nicht behalten darf, weil er zahlreiche Schulden zu tilgen hat. Vor einigen Jahren musste Hirte einen Offenbahrungseid leisten und die Gläubiger stehen nach Angaben des Boulevardblattes "Bild" schon vor der Tür. Lediglich ein eventueller Plattenvertrag könnte Hirte eine stabile Zukunft sichern.

Ähnlich wie bei den zahlreichen "Reality-Sendungen" im deutschen Privatfernsehen am Nachmittag wurde hier ein Mensch der Öffentlichkeit vorgeführt. Das mediale Konzept ist ziemlich simpel. In der Vorweihnachtszeit werden bewußt Einzelschicksale medial aufbereitet. Die Zeit zur "Besinnung" ist auch die Zeit des großen Geschäfts der Medienmacher. Für Michael Hirte mag die RTL Show der Sprung aus der Armut sein, doch die 7 Millionen Menschen, die in Deutschland akut von Armut betroffen sind, fristen weiterhin ihr Schicksal.

Durch solche Sendungen werden keine Grundsätzlichkeiten in Frage gestellt, weil dies auch nicht der Anspruch der Produzenten ist. Vielmehr geht es um Emotionen, die sich gut verkaufen lassen. Und Emotionen lassen sich beispeilsweise auch durch Sendungen wie "Gnadenlos gerecht, Sozialfahnder ermitteln" erwecken. Nur ist hier das Konzept anders gelagert. Bei der SAT.1 Sendung "Gnadenlos gerecht, Sozialfahnder ermitteln" werden vermeintliche "Sozialbetrüger" vorgeführt, die wiederum agressive Reaktionen beim Publikum auslösen. Es ist eben "nur" ein anderes Konzept, doch das Ziel ist für die Macher solcher Sendung das Gleiche. (01.12.2008)

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