Jobcenter & Leiharbeit Hand in Hand

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Scharfe Kritik an Leiharbeitsmesse von Jobcenter und Arbeitsagentur

04.04.2014

Am vergangen Mittwoch fand in Worms eine Zeitarbeitsmesse statt, zu der Erwerbslose von Jobcenter und Arbeitsagentur eingeladen wurden. Hans Herbert Rolvien, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), kritisierte die Veranstaltung scharf: „Es handelt sich mal wieder um eine dieser berüchtigten Zeitarbeitsbörsen, bei denen die schwarzen Schafe der Zeitarbeit kostenfrei in staatlichen Räumen für ihre Niedriglohn-Jobs werben dürfen.“

Zeitarbeit verdrängt reguläre Beschäftigungsverhältnisse
Rolvien zufolge werde durch Zeitarbeit ein Zweiklassensystem zementiert. Der AfA-Vorsitzende wies im Gespräch mit der Zeitung auf eine DGB-Studie hin, nach der Zeitarbeiter für die gleiche Tätigkeit 40 bis 50 Prozent weniger verdienen als regulär Beschäftigte. Zeitarbeit mache krank.

„Wir sind nicht nur gegen solche Leiharbeitsmessen, es geht uns ums Ganze. Forderungen nach einer ,fairen Leiharbeit’, wie sie von Teilen unserer Gesellschaft oder sogar einzelnen Gewerkschaftsvertretern erhoben werden, finden wir zynisch. Sie kommen der Forderung nach verbesserten Haftbedingungen mit ein bisschen längerem Hofgang gleich“, so Rolvien gegenüber dem Blatt. „Wir haben mit die höchste Dichte an Leiharbeitsfirmen bundesweit in unserer Stadt angesiedelt. Die Leiharbeit bestimmt längst die Realität in den Betrieben. Die gesamte Zulieferindustrie und Logistik ist durch Werkverträge, Leiharbeit bis hin zu Tagelöhnerei geprägt. Deswegen ist es wichtig, gegen die Leiharbeit an sich vorzugehen und sich nicht auf Schönrederei der Leiharbeit jeder Art einzulassen.“ Die Afa kritisiert neben den geringen Löhnen für Leiharbeiter unter anderem auch den permanenten Konkurrenz- und Leistungsdruck, die dauerhaft prekäre Arbeitssituation von Leiharbeitern, die Verdrängung von regulären Arbeitsplätzen durch Leiharbeitsstellen, die häufig vorzeitige Beendigung der Arbeitsverhältnisse sowie eine fehlende Interessenvertretung in den Betrieben.

Wie Rolvien berichtete, vermittelt die Arbeitsagentur mehr Erwerbslose in Leiharbeit als in reguläre Beschäftigung, die zudem meist nach drei Monaten beendet wird. Lediglich in acht Prozent der Fälle fungiere die Leiharbeit als Sprungbrett in eine feste Stelle. Die Arbeitsagentur würde mit der Vermittlung in Leiharbeit ihre eigenen Bilanzen schönen. „Und dieser Versklavung müssen sich die Betroffenen leider unterwerfen“, kritisierte der AfA-Vorsitzende. (ag)

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