Hartz IV wird Alltag

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Sozialer Abstieg wird Alltag

04.07.2017

Der Paritätische Gesamtverband schlägt Alarm. In seinem Jahresgutachten 2017 kommt er zu dem Ergebnis: Soziale Ungleichheit und Armut bleiben auf hohem Niveau und Aufstiegschancen sinken.

Armut stagniert
Der Vorsitzende Rolf Rosenbrock sagte: „Die wirtschaftliche Lage ist im Schnitt gut, gleichzeitig stagnieren wichtige Indikatoren wie die Armutsquote und die Zahl der Betroffenen, etwa von Langzeitarbeitslosigkeit oder Kinderarmut, auf hohem Niveau.“

Er bezeichnet die Gleichzeitigkeit von Armut und Wirtschaftswachstum als Alarmsignal. Nicht mal unter günstigen ökonomischen Bedingungen gelinge es, Armut zu verringern. Die „Abstiegsgesellschaft“ drohe Realität zu werden.

Zahl der Hartz IV Bezieher stagniert
Auf den ersten Blick sieht die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt positiv aus. So sei die Zahl der Erwerbstätigen gestiegen, die offizielle Arbeitslosigkeit gesunken. Zugleich bleibe aber die Zahl der Hartz IV Bezieher konstant.

Auch bedeute Arbeit weder Teilhabe noch soziale Sicherheit, denn die Zahl der atypisch Beschäftigten nehme zu. Fast 10 % der Bevölkerung könnten von ihrer Arbeit nicht leben. Der Mindestlohn sei zwar richtig und überfällig gewesen, mit 8,84 Euro die Stunde aber zu niedrig.

Die Reichen werden reicher
Wachsender Wohlstand konzentriere sich in den Händen weniger. So hätten zwischen 1998 und 2013 die reichsten zehn Prozent der Haushalte ihren Anteil am Vermögen von 44,7 auf 51,9 % ausgeweitet.

Kinder der Armen werden arm
Soziale Mobilität sei zunehmend blockiert, verstärkt gelte dies für Kinder und Jugendliche aus armen Haushalten. Wer aus einer armen Familie komme, besuche tendenziell eine niedrige Schulart. Das staatliche Bildungssystem scheitere daran, soziale Ungleichheit zu kompensieren. Auch Erwachsene hätten immer weniger Chancen, sozial aufzusteigen.

Verfestigte Armut habe sich auf fast zehn Prozent der Bevölkerung verdoppelt. Fast 60 % der Hartz IV Empfänger seien länger als vier Jahre im System. Hartz IV sichere weder die Existenz, noch gebe es Angebote, wieder heraus zu kommen.

Agenda des Sozialen
Der Paritätische Gesamtverband fordert eine „Agenda des Sozialen“. So sollten Kinder benachteiligter Familien besonders von der Jugendhilfe gefordert werden. Langzeitarbeitslose sollten Chancen durch einen öffentlich geförderten Arbeitsmarkt bekommen. Gegen Altersarmut solle das Rentenniveau auf 53 % steigen. Praktische Schritte, um dies zu finanzieren sollen Steuern für Erbschaften, Vermögen und hohe Einkommen sein. (Dr. Utz Anhalt)

Bild: domoskanonos-fotolia

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