Hartz IV, von Bankern und Eltern

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Hartz IV: Von Bankern und Eltern
Eine Leserzuschrift von Dietmar Brach

Der neueste Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und die dringende Forderung nach einer erhöhung der Leistungssätze für Kinder und Jugendliche hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zu einer Aussage genötigt. Dr. Markus M. Grabka äußerte sich dazu wie folgt: „Armut einfach mit höheren Transfers bekämpfen zu wollen, ist nicht die Lösung“, Wenn der Staat mehr Geld in die Hand nehme, solle er dieses gezielt investieren: etwa indem er ein kostenloses Mittagessen an den Schulen oder eine vernünftige kostenlose Kinderbetreuung finanziere. Für die alleinerziehende Mutter sei es wichtig, dass sie eine funktionierende Ganztagsbetreuung für ihr Kind habe, damit sie arbeiten könne. Mich überrascht, das solch eine Aussage von Eltern und Alleinerziehenden scheinbar kritiklos hingenommen wird. Die ständige Forderung nach mehr Betreuungsplätzen ist nicht ganz nachvollziehbar.

Ich kenne sehr viele gut ausgebildete Menschen, die keine Kinder betreuen müssen, und dennoch keinen Arbeitsplatz finden. Die kostenlose Kinderbetreuung ist wohl eher eine Forderung von gutverdienenden Menschen, die bisher ihre Kinderbetreuung selbst gezahlt haben. Und im übrigen: Wer Kinder erzieht, ist nicht arbeitslos, sondern, falls es die eigenen Kinder sind nur Einkommenslos. Die Wahlfreiheit, seine Kinder selbst zu erziehen oder zu arbeiten, sollte nicht vom Geldbeutel abhängig sein. Dies bedeutet aber zunächst einmal eine finanzielle Ausstattung, die diese Wahlfreiheit auch jedem garantiert. Grabka fordert die finanzielle Unterstützung für diese Wahlfreiheit aber nur für Wohlhabende – für Alleinerziehende hat er die Entscheidung bereits getroffen. Was Grabka fordert, nämlich mehr Geld in die staatliche Erziehung statt in die Erziehung im Elternhaus, ist nicht nur familienfeindlich sondern die Fortsetzung der Erziehungspolitik der DDR. Dort wurde Erziehung aus politischen Gründen aus dem Elternhaus verlagert, bei uns soll dies aus wirtschaftlichen Gründen erfolgen.

Nicht die Erziehung im Elternhaus ist im argen, sondern die Zustände in den Schulen, sowohl was die materielle als auch die pädagogische Ausstattung angeht. Mit einem kostenlosen Mittagessen wird man kaum die Defizite die durch schlechte Ausbildung und miserable Bezahlung von Lehrkräften entstanden sind kompensieren können. Das was alle Politiker bei der Bankenkrise ständig wiederholen um Verstaatlichungen zu vermeiden, nämlich der Staat sei nicht der bessere Banker, gilt bei der Erziehung umso mehr. Ebenso wie es korrupte Banker gibt, gibt es auch überforderte Eltern. Deswegen aber alle pauschal zu verurteilen ist kaum sinnvoll. Darüber waren sich alle Neo-liberalen bei den Bankern einig. Bei den Eltern sieht dies aber anders aus: Einzelne Eltern, die mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind, als Alibi für eine weitere Diskriminierung von Familien und deren Erziehungsleistung zu nutzen, ist eine Unverschämtheit die sich Eltern und vor allem Alleinerziehende nicht länger gefallen lassen sollten. Im Normalfall gilt: Der Staat wird niemals Kinder so betreuen können wie die Eltern. (Ein Leserbrief von Dietmar Brach, Wiesbaden – 19.05.2009)

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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