Hartz IV Anstandskampagne versus Realität

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Seit Wochen sehen sich Arbeitslosengeld II (ALG 2) Empfänger/innen einer offensiven Diffarmierungskampage aus Politik und Wirtschaft ausgesetzt. Angefangen bei der Forderung von SPD-Chef Beck "mehr Anstand bei den Hartz IV Empfängern" einzufordern über Stefan Müller (CSU), der rechtsaußen auch noch einen "Gemeinschafts- Arbeitsdienst" forderte. So verkehrt sich das Problem der Armut in einen "Anti- Schwarzarbeiter"- und Anstands- Kamapgne und verortet das Problem bei den ALG II Beziehern selbst. Doch sind die Hartz IV abhängigen Menschen nun strebsame "Schwarzarbeiter" oder "faule" Hartz IV Empfänger?

Studien belegen, sog. Hartz 4 Missbrauch keine Regel
Alle wissenschaftlichen Studien gehen davon aus, dass maximal 2 bis 5 Prozent der Betroffenen so genannten Leistungsmissbrauch betreiben. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass es hierbei immer um relativ kleine Beträge geht, steht das in keinem Verhältnis zur derzeitigen Debatte um Verschärfungen bei der Leistungsgewährung.

Vergleicht man das mit den rund 70 Milliarden Euro, die jährlich durch Steuerhinterziehung dem Staat verloren gehen, stellt sich die Frage des Anstands in ganz anderem Licht. Wenn nur die Hälfte eingetrieben werden könnte, wären beispielsweise die Gesamtkosten für das ALG II im vergangenen Jahr gedeckt. Der Generalverdacht des Betruges, dem ALG-II-Empfänger zunehmend ausgesetzt sind, entspricht also keineswegs der gesellschaftlichen Realität, sondern verdeckt die eigentlichen struktuellen Probleme.

Und zum guten Schluss
Man empfindet es oft als ungerecht, dass Menschen, die Stroh im Kopf haben, auch noch Geld wie Heu besitzen.
(Gerhard Uhlenbruck)

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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